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Marach: "Können Nummer 1 der Welt werden"

Australien-Sieger Oliver Marach steckt sich im LAOLA1-Interview große Ziele.

Marach: Foto: © GEPA

Österreichs Davis-Cup-Team kann am Freitag und Samstag im Länderkampf gegen Weißrussland mit Dominic Thiem nicht nur eine Nummer sechs der Welt im Einzel, sondern auch im Doppel vorweisen.

Zudem reiste Oliver Marach als frischgebackener Australian-Open-Sieger nach St. Pölten, wo er am Samstag das Doppel gemeinsam mit dem Vorarlberger Philipp Oswald bestreitet.

Den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere hat der 37-jährige Steirer – wie er im LAOLA1-Interview zugibt - selbst noch nicht ganz realisiert.

Bei uns spricht der Vater von zwei Töchtern mit Wohnsitz in Panama über seinen unglaublichen Erfolgslauf mit seinem kroatischen Partner Mate Pavic (seit 21 Matches ungeschlagen), wie sie Nummer 1 der Welt werden wollen und warum es schwierig ist, als Tennis-Profi ein ausgewogenes Familienleben zu pflegen.


VIDEO - Darum spielt Dominic Thiem doch:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


LAOLA1: Du bist frischgebackener Australian-Open-Sieger. Wie sind deine Erinnerungen an den verwandelten Matchball im großen Endspiel? Hast du das alles schon ein bisschen realisieren können?

Oliver Marach: Irgendwie noch gar nicht. Ich hatte beim Matchball eine richtige Todesangst, weil ich nach dem Punkt den Schläger fallen gelassen und einfach nur den Mate angeschaut habe. Der hat aber nur in die Luft geschaut und ich habe mir gedacht "Oh mein Gott! Was ist jetzt los? Ist es noch nicht aus?". Dann hat der Schiedsrichter gesagt "Game, Set, Match" und ich bin zum Mate hingegangen und habe zu ihm gesagt: "Hey! Wir haben gewonnen!". Irgendwie war der Moment aber trotzdem ein bisschen zerstört. Eigentlich wollte ich mich auf die Knie fallen lassen und schreien oder so etwas in der Art. Aber am Ende habe ich dann nur ihn angeschaut.

LAOLA1: Wie hat deine Familie auf den frischgebackenen Grand-Slam-Sieger reagiert?

Marach: Wir sind am Dienstag gut essen gegangen. Mein Vater hat am 29. Jänner auch seinen 70. Geburtstag gefeiert. Meine Mama ist während dem Match dauernd aus dem Haus gelaufen, weil sie immer so nervös ist, wenn ich spiele. Die haben sich natürlich riesig gefreut und haben es wohl schon mehr realisiert, als ich es bis jetzt überhaupt gemacht habe. Meine Eltern und meine Nichte kommen jetzt auch noch zum Davis Cup und am Sonntag werden wir alle mit der Familie essen gehen. Darauf freue ich mich auch schon sehr. Schließlich habe ich seit Dezember keinen von ihnen mehr gesehen.

LAOLA1: Gab es schon eine Titel-Feier?

Marach: Wir hatten noch gar keine Zeit, den Titel zu feiern. Das Match war um 1:30 Uhr zu Ende, danach standen eineinhalb Stunden Presse-Termine und ein Doping-Test auf dem Programm. Um 4:30 Uhr waren wir im Apartment und dann hab ich noch bis 5:30 Uhr meine Koffer gepackt, weil wir am nächsten Tag unseren Flug erwischen mussten. Wir haben nur zwei Stunden geschlafen und Mate hat ja auch noch das Mixed-Finale gewonnen. Ein Wahnsinn, was der an diesem extrem heißen Tag geleistet hat. Wir haben nur ein Glas Rotwein im Flugzeug getrunken und das in erster Linie deshalb, damit ich besser schlafen kann – aber das funktioniert bei mir sowieso nicht im Flieger. Der erste Flug ging über 15 und der zweite über acht Stunden. Dann bin ich in Wien angekommen und mit dem Leihauto vier Stunden zum Chiemsee gefahren, wo ich mich ärztlich abchecken habe lassen. Ich hatte dort noch am gleichen Tag eine Behandlung und eine weitere Dienstag Früh. Außerdem habe ich körperliche Tests absolviert, die aber zum Glück alle okay waren.

LAOLA1: Wie geht’s dir körperlich?

Marach: Ich bin ein bisschen übersäuert, aber das kriege ich bis Samstag schon hin. Mir war nur wichtig, dass ich keine Verletzung habe oder ein Muskel ein Problem hat. Der Arzt war sehr zufrieden mit mir. Im Rücken hat’s ein bisschen gezwickt, das mir ein paar Sorgen bereitet, weil ich im letzten Jahr damit Probleme hatte. Aber das lag scheinbar nur an den vielen Matches und wenigen Pausen in den letzten Wochen. Man darf ja nicht vergessen, dass ich im Dezember keine Vorbereitung machen konnte, weil ich dauernd verletzt war. Deshalb habe ich fitnesstechnisch auch einen leichten Nachholbedarf. Selbst in Australien bin ich immer wieder mal 20 Minuten laufen gegangen oder habe andere Übungen gemacht. Das ist mir ganz schön schwer gefallen, bei 40 Grad Celsius laufen zu gehen. Aber ich habe einfach versucht, noch ein bisschen fitter zu werden. In ein, zwei Monaten sollte ich körperlich auf jenem Level sein, den ich mir vorstelle.

LAOLA1: Und wann wirst du dann mit Mate einmal auf den Titel anstoßen?

Marach: Am Dienstag fliege ich nach Zagreb, wo wir in den ersten beiden Tagen feiern werden. Dann beginnen wir wieder mit dem Training. Am Samstag fliegen wir nach Rotterdam zum dortigen ATP-500-Turnier und danach kann ich endlich für ein paar Tage nach Hause nach Panama fliegen. Danach fliege ich mit der ganzen Familie nach Acapulco, ehe die beiden 1000er-Turniere in Indian Wells und Miami auf dem Programm stehen.

Er ist ein bisschen ein Lebemensch, manchmal muss ich ihn auch ein bisschen zügeln. Aber er ist ja auch erst 24 Jahre alt. In diesem Alter war ich auch nicht gerade der Bravste.

Marach über Partner Mate Pavic

LAOLA1: Durch euren Australian-Open-Sieg schaut es bereits nach dem ersten Monat des Jahres schon recht gut mit einer Qualifikation für das World-Tour-Finale in London im November aus.

Marach: Stimmt, wenn wir uns jetzt nicht ganz blöd anstellen, sollten wir das schaffen. Schließlich gibt es auch noch eine Wild-Card-Option für Grand-Slam-Sieger, wenn wir nicht unter den besten acht Doppel-Paaren der Welt stehen würden. Das ist uns im Vorjahr auf den Kopf gefallen, als wir im Ranking zwar vor Ryan Harrison und Michael Venus standen, diese aber dank dem French-Open-Titel in London spielen durften.

LAOLA1: Wie verstehst du dich mit deinem Partner Mate Pavic abseits des Platzes?

Marach: Unheimlich gut. Am Anfang war das nicht so, da haben wir noch nicht so viel miteinander gesprochen und wir wollten uns dann ja auch schon nach Stuttgart trennen. Nach der Bomben-Rasen-Saison (Wimbledon-Finale, Anm.) hat sich natürlich alles geändert und wir sind immer mehr zusammengewachsen. Die vielen Siege haben natürlich geholfen. In Australien sind wir beispielsweise jeden Tag gemeinsam essen gegangen. Wir reden auch nicht nur über Tennis, sondern auch über private Themen.

LAOLA1: Wie ist er als Typ so?

Marach: Er ist ein bisschen ein Lebemensch, manchmal muss ich ihn auch ein bisschen zügeln. Aber er ist ja auch erst 24 Jahre alt. In diesem Alter war ich auch nicht gerade der Bravste. Ich verstehe mich wirklich super mit ihm und mittlerweile ist es durchaus auch eine sehr gute Freundschaft. Wir texten auch nach Australien dauernd herum und ich freue mich auch schon auf Zagreb, wenn wir gemeinsam den Titel feiern werden.

LAOLA1: Hast du dir schon eine neue Zielsetzung nach deinem ersten Grand-Slam-Titel gegeben?

Marach: Mein Ziel ist es, die Nummer eins der Welt zu werden. Das habe ich mir schon im letzten Jahr gesteckt. Ich mache sehr viel Mental-Training, täglich mindestens eine Stunde. Wir wissen, dass wir so gut spielen und alle schlagen können. Wir können es schaffen, die Nummer eins der Welt zu werden. Davon waren wir schon vor unserem unglaublichen Erfolgslauf in den letzten Monaten überzeugt. Wenn wir so weiter spielen, dann haben wir gute Chancen am Ende des Jahres Nummer 1 oder Nummer 2 der Welt zu sein. Unser Coach ist auch ein US-Amerikaner und die haben sowieso ein anderes Denken als wir. Der pusht uns ebenfalls ziemlich nach vorne. Unser Team funktioniert derzeit einfach perfekt! Es kann nicht besser laufen.

Wie ich sie kennengelernt habe, hat sie eine sehr große Rolle für meine Karriere gespielt. Da habe ich richtig gut zu spielen begonnen. Sie ist ein sehr strenger Mensch und hat mir richtig viel Stoff gegeben. Eine klassische Latina halt.

Marach über den Einfluss von Ehefrau Jessie

LAOLA1: Machst du das Mental-Training mit deinem Coach?

Marach: Nein, das mache ich alles selber. Ich habe da eigene Programme, mit denen ich viel visualisieren kann. Mate macht das eigentlich gar nicht. Ich habe früher von diesem mentalen Training auch nicht viel gehalten. Es kann aber schon einiges ausmachen. Im Doppel ist das Selbstvertrauen das Wichtigste. Ich ziehe jetzt einfach meine Linie durch und arbeite zuhause sehr professionell und viel. Auch im Fitnessbereich, damit körperlich einfach alles passt.

LAOLA1: Welchen Einfluss hat deine Frau Jessie auf deine Karriere?

Marach: Wie ich sie kennengelernt habe, hat sie eine sehr große Rolle für meine Karriere gespielt. Da habe ich richtig gut zu spielen begonnen. Sie ist ein sehr strenger Mensch und hat mir richtig viel Stoff gegeben. Eine klassische Latina halt. Ich bin ein extremer Familienmensch. Am liebsten hätte ich meine Kinder in Australien dabei gehabt und am Platz geholt. Es tut immer sehr weh, wenn ich von ihnen getrennt bin. Deshalb bin ich auch sehr froh, wenn ich nach Rotterdam endlich nach Hause komme und sie nicht mehr nur auf Skype oder Facetime sehe. Die Kleinen wachsen einfach so schnell. Mein Liebingsturnier ist deshalb auch Acapulco, weil da immer die ganze Familie ist und die Kinder am Strand auch sehr viel Spaß haben. Das ist dort einfach perfekt.

Marach mit Tochter Leah und Frau Jessie (2013)
Foto: © GEPA

LAOLA1: Am Samstag spielst du im Davis Cup gemeinsam mit Philipp Oswald. Was zeichnet ihn aus?

Marach: Philipp ist sein sehr großer Typ, der sehr viel am Platz abdecken kann. Er serviert sehr gut und hat sein Spiel in den letzten ein, zwei Jahren sehr stark verbessert. Er ist ein richtig guter Doppelspieler geworden. Ich habe mit ihm letztes Jahr das Turnier in Gstaad auf Sand gewonnen. Deshalb glaube ich, dass wir eine gute Chance haben werden. Wir müssen uns aber gut präsentieren, Andrei Vasilevski ist für mich ein zukünftiger Top-10-Spieler im Doppel. Der ist richtig gefährlich und war zuletzt in Wimbledon im Viertel- und in Australien im Achtelfinale. Da müssen wir uns echt anhalten. Wenn wir unser bestes Tennis abrufen, sollte der Punkt drin sein. Einfach so reingehen und sagen "Hallo, ich bin der Grand-Slam-Sieger" – das wird nicht funktionieren.

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