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Melzer: "Für ein Finalturnier muss alles passen"

Für Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer ist klar, dass für eine Finalturnier-Qualifikation "alles passen muss".

Melzer: Foto: © GEPA

Kurz keimte nach dem sensationellen Doppel-Sieg von Alex Erler und Lucas Miedler (Spielbericht und Video-Highlights>>>) im Davis-Cup-Länderkampf gegen Kroatien Hoffnung auf ein Wunder auf.

Am Ende setzte es doch die befürchtete 1:3-Niederlage. Dominic Thiem musste sich dem Weltranglisten-23. Borna Coric in zwei Sätzen geschlagen geben (Spielbericht und Video-Highlights>>>).

"Es ist natürlich schade, wenn man von sechs Sätzen im Einzel keinen einzigen gewinnt", sagte ein enttäuschter ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer.

"Dann hat man sich den Sieg auch nicht verdient und ist verdient raus. Dann sitzt man wieder im September in der Relegation und hofft auf die nächste Chance im nächsten Jahr", meint Melzer über die verpasste Qualifikation für das Finalturnier im September.

Viel Lob für Doppel-Duo

Voll des Lobes war der 41-Jährige über die Leistung von Erler/Miedler, die mit Dodig/Mektic ein absolutes Weltklasse-Duo in die Knie zwingen konnten. Mit Mektic – aktuelle Nummer sieben des Doppel-Rankings – schlugen die beiden erstmals einen Top-10-Spieler.

Das sagt Jürgen Melzer zum Davis-Cup-Wochenende in Kroatien: 

"Die Doppel-Jungs haben eine tolle Leistung geboten und ein Team geschlagen, dass definitiv höher einzuschätzen ist. Sie haben gezeigt, wie sehr sie diesen Punkt holen wollten."

Vor allem der Spielverlauf machte dies deutlich. Während die beiden Kroaten bei ihren Aufschlagspielen meist souverän agierten, herrschte bei den Service-Game des ÖTV-Duos immer wieder zumindest leichte Breakgefahr.

"Sie haben zwar den ersten Satz mit 6:3 gewonnen, aber ich möchte mir nicht die Statistik anschauen, wieviele Punkte mehr die anderen gemacht haben", lächelte Melzer.

"Zwei, drei Punkte" haben Thiem gefehlt

"Man hat gesehen, was der Wille ausmachen kann und dass wir hier ein Doppel für die Zukunft haben, dass uns im Davis Cup noch viel Freude bereiten wird. Natürlich kam da auch ein Hoffnungsschimmer auf. Und wenn man den ersten Satz vom Dominic Revue passieren lässt, dann hätte es auch passieren können", hätte es laut Melzer bei einem perfekten Tag durchaus mit dem ersten österreichischen Davis-Cup-Sieg nach einem 0:2-Rückstand nach dem ersten Tag klappen können.

"Am Ende hat Coric zwei, drei Punkte besser gespielt. Man kann so etwas auch nicht erzwingen, da braucht man vielleicht auch mal das Quäntchen Glück, um das Tiebreak zu gewinnen und dann schaut man sich das einmal an. Aber das ist hätte-hätte-Fahrradkette. So war es nicht", stellte Melzer klar.

Bei Thiem war im Vergleich zum Samstag-Match gegen Borna Gojo auf jeden Fall eine Leistungssteigerung erkennbar. Der ehemalige Weltranglisten-Dritte sah dies zwar auch selbst so, "trotzdem steht ein 1:3 da und ich habe zwei Punkte davon verloren. Dementsprechend bin ich auch nicht glücklich oder zufrieden über eine Leistungssteigerung sondern richtig enttäuscht, dass ich gar nichts dazu beitragen konnte."

"Gegner wie Coric liegen mir mehr"

Wobei die bessere Performance als am Vortag sicherlich auch dem Gegner geschuldet war. Während Gojo in erster Linie mit seiner Aufschlagstärke dominierte, suchte Verteidigungs-Künstler Coric vor allem den Weg über lange Ballwechsel.

"Gegner wie Coric liegen mir sicher mehr, weil ich da öfter in die Rallye komme und der nicht dauernd mit 225-230 km/h serviert. Meine Stärken treten doch eher in der Rallye und nicht in der Spieleröffnung zutage. Deshalb fühlt es sich gegen einen Gegner wie Coric auch besser an."

Das sagt Dominic Thiem zu seiner Niederlage gegen Borna Coric:

Da es am Ende trotzdem nicht zum Sieg reichte, bleibt Österreich auch in diesem Jahr die Reise zum Davis-Cup-Finalturnier im September verwehrt. Wie im Vorjahr steht stattdessen erneut ein Relegationsspiel auf dem Programm. 2022 fuhr das ÖTV-Team einen klaren 4:0-Heimsieg über Pakistan ein.

Österreich, die Pendler-Nation?

Ist der Status von Österreich als Davis-Cup-Pendler-Nation der Weltgruppe einzementiert? "Ja und Nein", meint Melzer. "Die Tatsachen sprechen natürlich vollkommen dafür. Wir haben einmal Russland geschlagen und standen dann im Viertelfinale. Seitdem ist uns kein Sieg mehr in der Weltgruppe gelungen."

2021 schaffte es das ÖTV-Team mit einem 3:1-Sieg über Uruguay zum Finalturnier, das damals in Innsbruck ausgetragen wurde. Davor wurde in der Weltgruppe zuletzt 2012 ein Sieg gegen Russland eingefahren.

"Wir haben natürlich gegen Uruguay gewonnen und waren dann beim Finalturnier dabei, aber ich seh das ein bisschen anders, weil früher in der Weltgruppe weniger Nationen dabei waren. Das kann man nicht ganz vergleichen. Es muss einfach alles passen, damit wir uns für so ein Finalturnier qualifizieren."

Diesmal hat freilich schon bei der Auslosung einiges nicht gepasst. Mit Kroatien erwischte man die aktuelle Nummer eins der Davis-Cup-Weltrangliste. "Auswärts gegen einen starken Gegner wie Kroatien - da sind wir nicht die einzigen, die da verlieren. Derzeit sind wir eine Pendlernation, wir müssen nun im September alles daran setzen, dass wir eine Pendlernation bleiben."

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