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Schlechter Saisonstart? Thiem sieht auch Vorteile

Akklimatisierter Thiem freut sich über die Auslosung und hat Mitleid mit Murray.

Schlechter Saisonstart? Thiem sieht auch Vorteile Foto: © GEPA

Drei Niederlagen bei einer bedeutungslosen Exhibition in Abu Dhabi und ein Erstrunden-Aus in Doha: Der Saisonstart ist für Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem nicht nach Wunsch verlaufen.

Doch der als Nummer 7 gesetzte Niederösterreicher lässt sich davon vor seinem ersten Einsatz bei den Australian Open in Melbourne nicht aus der Bahn werfen.

Thiem trifft am Dienstag im zweiten Match nach 9:00 Uhr MEZ in der Night Session der Margaret Court Arena auf den Franzosen Benoit Paire. In diesem Match geht es für ihn erstmals seit dem Davis Cup in Graz im vergangenen September wieder auf drei Gewinnsätze, Thiem hat also auch länger Zeit, sich auf die Gegebenheiten einzustellen.

Zudem baut der French-Open-Finalist des Vorjahres, der bei den vergangenen US Open auch ein denkwürdiges Viertelfinale gegen Rafael Nadal gespielt und erst mit 6:7 im fünften Satz verloren hat, auf seine Steigerungsfähigkeit bei Major-Turnieren.

Wichtig war nur Doha

"Das einzige Match, was gezählt hat, war eigentlich in Doha. Das war jetzt nicht so gut, aus welchen Gründen auch immer", resümiert Thiem. Abu Dhabi zähle er nicht wirklich. "Ich habe bei Exhibitions noch nie so wirklich gut gespielt. Das waren drei Niederlagen, aber die haben jetzt nicht wirklich eine Aussagekraft."

Thiem sieht hingegen die Vorteile des frühen Aus in Katar. "Dafür bin ich seit über einer Woche in Australien und habe mich gut akklimatisiert. Der schlechte Saisonstart hat keine großartigen Auswirkungen auf das Turnier", glaubt der Weltranglisten-Achte.

Zudem ist ein Major eben auch etwas ganz anderes für den Lichtenwörther. "Normal weiß ich, dass ich bei den meisten Grand Slams in letzter Zeit immer gut gespielt habe. Das gibt mir schon eine gewisse Sicherheit. Deshalb freue ich mich auf das Turnier, und das 'Best-of-five'-Format taugt mir. Ich bin gespannt auf das erste Match. Wenn ich da gut drüber komme, was nicht leicht wird gegen Paire, dann werde ich mich besser fühlen."

Zufrieden mit der Auslosung

Die Berichte über eine Erkrankung auf Teneriffa bzw. auch noch in Australien tat er lächelnd ab. "Ich bin eh die ganze Zeit krank", scherzt er und fügte ernst hinzu. "Nein, ich war auf Teneriffa zwei, drei Tage ein bisserl angeschlagen, aber das ist jetzt ausgestanden und sollte kein großartiges Problem mehr sein."


VIDEO - Die LAOLA1-Experten über Thiems Chancen bei den Australian Open:

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Grundsätzlich startet Thiem mit gutem Selbstvertrauen in sein 21. Major-Turnier in Folge. Bis auf Wimbledon im Vorjahr habe er bei den vergangenen zehn Grand Slams gut agiert. Allerdings habe er in den vergangenen Jahren schon einen etwas besseren Saisonstart vor Melbourne gehabt. "Trotzdem ist es besser als letztes Jahr, weil ich da komplett bedient und krank hergekommen bin. Da fühle mich eigentlich besser."

Inwiefern er sich in der Vorbereitung verbessert hat, werde man erst im Turnier selbst sehen. Und da ist ein guter Start freilich wichtig.

"Paire ist sicher ein unangenehmes Erstrunden-Los, aber zurzeit schwirren so viele große Namen ungesetzt herum, das ist unglaublich. Da waren sehr viele böse erste Runden möglich", denkt Thiem wohl unter anderem an einen Stan Wawrinka oder Nick Kyrgios.

Bei Paire, den er vor zwei Jahren ebenfalls in Melbourne in Runde drei in vier Sets besiegt hatte, liegt auch viel am Franzosen selbst. "Er schenkt manchmal ab, dann ist er wieder voll da. Man weiß bei ihm nie, was man zu erwarten hat."

Schwierigkeiten mit der Nase

Ähnliches gilt übrigens auch für das Wetter "down under". "Am ersten Tag hatte es hier 42 Grad, dann war ich eine halbe Stunde im Gebäude, und es hatte nur noch 22 Grad", erzählt Thiem über das "trickreiche Wetter".

Thiem hat Probleme mit der Nase
Foto: © getty

Wobei ihm die trockene Hitze etwas zu schaffen macht. Nicht von der Kondition, sondern von der Nase her. "Es taugt mir mehr, wenn es feucht ist und ich richtig schwitzen kann. Hier ist eine trockene Hitze. In den letzten drei, vier Jahren habe ich hier immer Nasenbluten gehabt in den ersten Trainings", beruhige Thiem, bei dem dies eben wieder im Vorfeld gesichtet worden war.

Thiem kennt wie immer die Auslosung auswendig, weiß auch, dass er in einem eventuellen Viertelfinale auf Alexander Zverev (GER-4) treffen könnte. "Sicher weiß ich es. Wenn man sieht, wie er und ich in Australien gespielt haben, wären wir beide glücklich, wenn wir das Match gegeneinander zusammenbringen würden, aber bis dahin ist es weit und bis dahin kann bei Beiden vieles passieren."

Murray? Wenn es Thiem mit 32 auch so ergeht...

Zum bevorstehenden Rücktritt von Andy Murray, der für viele Reaktionen in den sozialen Netzwerken gesorgt hat, hat Thiem eine zwiespältige Meinung. "Ja, einerseits bin ich extrem traurig, weil ich ihm immer gerne zugeschaut habe und drei Mal gegen ihn selbst gespielt habe (Bilanz: ein Sieg, zwei Niederlagen, Anm.)", erinnere sich Thiem.

Murray ist für ihn "ein unfassbar netter Kerl, der auch so am Boden geblieben ist". Er sei "einer der Wenigen, der so viel gewonnen hat, der so normal geblieben ist. Ich werde auch vermissen, wie er sich auf dem Platz benimmt, das war auch ziemlich einmalig."

Er verstehe die Mitleidsbekundungen, weil Murray die Karriere nicht so beenden könne, wie er es will. "Aber er wird 32, hat alles gewonnen, war Nummer 1 der Welt. Vor ein paar Jahren, als Roddick mit 30 aufgehört hat, da war das normal. Ich glaube nicht, dass es zur Normalität wird, dass jeder wie ein Federer bis 37 ohne gröbere Verletzungen spielen wird. Murray hat sich ziemlich geschunden in seiner Karriere, da ist das halt leider normal."

Das schließt er auch für sich selbst nicht aus. "Wäre ich 32 und hätte so viel gewonnen wie er, würde ich es akzeptieren", versichert er.

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