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Djokovic profitiert von Nishikori-Aufgabe

Djokovic steht nicht einmal eine Stunde auf dem Platz.

Djokovic profitiert von Nishikori-Aufgabe Foto: © getty

Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic komplettiert am Mittwoch das Halbfinale bei den Australian Open und kann dabei viele Kräfte sparen.

Viertelfinal-Gegner Kei Nishikori muss nämlich nach nur 52 Minuten beim Stand von 1:6, 1:4 entkräftet aufgeben. Der an acht gesetzte Japaner, der im Turnierverlauf schon drei Mal über fünf Sätze gehen musste, findet auch nach einem Medical Time Out nach dem ersten Satz nicht in die Spur.

"Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes und es geht ihm bald wieder besser. Es tut mir leid, dass das so abgelaufen ist", meint Djokovic beim Platz-Interview. Der Serbe spielt nun am Freitag gegen den Franzosen Lucas Pouille um den Einzug ins Endspiel.

Die Zeichen für den topgesetzten Djokovic stehen gut. Einerseits wird er mit Pouille am Freitag einen Halbfinal-Debütanten auf Major-Ebene auf der anderen Seite des Courts haben, andererseits hat er alle seine bisherigen sechs Melbourne-Finali gewonnen.

Aus der anderen Tableau-Hälfte streben freilich der aufstrebende griechische Jungstar Stefanos Tsitsipas (Nr. 14) und Rafael Nadal (2) nach dem Titel. Der Spanier hat bei diesem Turnier den bisher besten Gesamteindruck hinterlassen.

Kurze Spieldauer ein Bonus

Für Djokovic ist die kurze Belastung gegen Nishikori aber sicher ein Bonus, hätte er nach dem Halbfinale doch einen Tag weniger Vorbereitung auf das für Sonntag angesetzte Endspiel. "Das kurze Match ist genau das, was mir der Arzt verschrieben hat", scherzte der 31-Jährige im "On Court"-Interview mit Jim Courier. Tatsächlich wollte Djokovic aber nicht auf diese Art gewinnen, die Fans hatten auf einen harten Schlagabtausch von zwei der fittesten Spieler auf der Tour gehofft.

Nishikori aber war zu ausgepowert. Im Fünfsatz-Marathon in seinem Achtelfinale am Montag stand er mehr als fünf Stunden lang auf dem Court, ehe er sich ebenso erst im neuen Super-Tiebreak durchsetzte wie in Runde zwei gegen den bald 40-jährigen kroatischen Super-Aufschläger Ivo Karlovic. Sogar Nishikoris Match in Runde eins gegen Kamil Majchrzak endete erst durch Aufgabe des Polen in Satz fünf. Der Japaner benötigte für seine ersten vier Partien rund 14 Stunden.

Zu viel, um Djokovic ernsthaft fordern zu können. Nishikoris Minus im Head-to-Head wuchs auf 2:16 an. Es ist das schon 34. Grand-Slam-Halbfinale für den Weltranglistenersten, dessen Traumziel der Gewinn des echten Grand Slams ist. Den "unechten", über Neujahr gehenden hat Djokovic schon von Wimbledon 2015 bis zu den French Open 2016 geholt. Nun ist der Sieger von Wimbledon und US Open 2018 schon wieder nur noch zwei Siege vom dritten Major-Titel en suite entfernt.

Erstes Duell mit Pouille

Ein Duell von Djokovic mit Pouille hat es auf der Tour interessanterweise noch nicht gegeben, obwohl der 24-Jährige seine immerhin schon achte Profi-Saison spielt. Pouille wird schon lange großes Talent bescheinigt, in "Down Under" beschritt er aber nun für ihn neues Terrain. Sein erstes Major-Halbfinale verdankt er wohl nicht zuletzt Amelie Mauresmo. Die ehemalige Weltranglistenerste verzichtete im Dezember zugunsten des Einzel-Coachings auf den Job als Frankreichs Davis-Cup-Coach.

Virtuell hat sich Pouille im Ranking von Position 31 schon auf 17 verbessert. In die Top Ten kann er diese Woche aber nur im Fall eines Finalsiegs gegen Nadal kommen. Doch schon der bisherige Vormarsch des Wien-Siegers 2017 ist bemerkenswert. In der ersten Monatshälfte hatte er alle seine drei Einzel beim Hopman Cup und auch sein Auftaktmatch in Sydney verloren. Und in davor drei Duellen mit dem in Melbourne formstarken aufgetretenen Raonic war ihm nicht ein Satzgewinn geglückt.

Im vierten Aufeinandertreffen mit dem hervorragenden Aufschläger fand Pouille nun aber gleich 14 Breakchancen vor, ließ selbst nur eine einzige des Nordamerikaners zu. "Auch als ich den dritten Satz verloren habe, war mir klar, dass ich mich weiter auf mein Service konzentrieren musste", erklärte Pouille im Siegerinterview. Und er lobte Mauresmo: "Sie weiß alles über Tennis. Es ist egal, dass sie eine Frau ist. Man muss nur wissen, was man zu tun hat. Und sie weiß das."

 

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