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10. Titel! Thiem triumphiert in Lyon

Foto: © GEPA
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Dominic Thiem holt in Lyon (ATP-250) den zehnten Titel seiner Karriere!

Der Lichtenwörther dreht das Endspiel gegen den Franzosen Gilles Simon zum 3:6, 7:6(1), 6:1. Der 24-Jährige ist im zweiten Satz zurück, holt aber gegen den Spielverlauf das Re-Break zum 4:4 und bleibt im Tie-Break souverän.

Im Entscheidungsdurchgang spielt Thiem wie ausgewechselt, fährt gleich zwei Breaks ein und lässt nichts anbrennen.

Damit gelingt die Generalprobe für die French Open, in die Thiem am Montag einsteigt.

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Die kleine "decima" für Thiem

Simon hat in Satz zwei sogar zwei Breakbälle zum 5:2, doch so kommt Thiem wie schon 2015 und 2016, damals noch vom Lyon-Vorgänger-Turnier Nizza, als frisch gebackener Turniersieger nach Roland Garros.

Der zuletzt zweifache French-Open-Halbfinalist spielt in der ersten Paris-Runde am Montag gegen den Weißrussen Ilya Ivashka, den er im bisher einzigen Duell in diesem Jahr im Davis Cup (Europa-Afrika-Zone I) in zwei Sätzen geschlagen hat.

"Ich bin super happy. Ich habe wirklich hart für diesen Titel gekämpft. Ich habe so viele Stunden auf diesem Platz verbracht und auch im Finale gegen Gilles war ich fast schon draußen. Ich glaube, wir sind nach heute beide körperlich für Paris gut vorbereitet", erklärt ein glücklicher Thiem dem Publikum auf dem vollgepackten Center Court.

Und die Zweistelligkeit bedeutet ihm freilich auch etwas. "Zehn ist eine besondere Nummer, jetzt habe ich die kleine 'decima' gewonnen", meint Thiem in Anspielung auf Rafael Nadal, der allein bei den French Open im Vorjahr schon den als 'decima' bezeichneten 10. Titel geschafft hat.

Ein richtiger Kaltstart

Lange Zeit sieht es gar nicht gut für den Weltranglisten-Achten aus Lichtenwörth aus. Nachdem er im vierten Game schon zwei Breakbälle hat abwehren müssen, gibt Thiem sein Service zum 2:4 ab.

Simon lässt sich diesen Vorteil dank aggressiverer Spielweise nicht nehmen: Nach 34 Minuten schafft der Außenseiter die 1:0-Satzführung.

Als Thiem nach einem ganz schwachen Game samt Doppelfehler zum 0:40 gleich neuerlich ein Break zum 0:1 zulässt und bei 3:2 für den aufschlagenden Simon selbst ein 0:40 nicht nutzen kann, sieht es gar nach einer glatten Niederlage aus. Simon stellt auf 4:2 und hat dann sogar zwei Bälle zum Doppelbreak und dem 5:2.

Doch dann passiert die Wende. Thiem vermeidet den Aufschlagverlust und dem zweifachen French-Open-Halbfinalisten gelingt das erste Break zum 4:4. Der Satz geht ins Tie-Break, in dem der Niederösterreicher von 0:1 bis 6:1 plötzlich zu seinem Spiel findet.

Die Wende aus dem Nichts

Diese Phase ist der Schlüssel zum Sieg. "Ich war beinahe schon draußen, ich war ein Break hinten und zwei Breakbälle gegen mich. Aber ich habe ihn sehr viel bewegt und vielleicht war er am Ende dann ein bisschen müde. Im zweiten Satz hatte ich auch ein bisschen Glück", gesteht der Schützling von Günter Bresnik.

In Satz drei ist Thiem dann ganz klar der Chef auf dem Platz. Nach dem Satzausgleich steigert sich Thiem, spielte aggressiver, während man Simon ansieht, dass die vergebenen Chancen im zweiten Satz Spuren bei ihm hinterlassen haben.

Thiem zieht mit einem Doppelbreak auf 3:0 davon und steigert sich um zumindest zwei Klassen. Plötzlich spielt er wieder viel aggressiver und auch die zuvor kaum gesehene Rückhand longline funktioniert.

Schnell weiter nach Paris

Schon drei seiner zehn Titel hat er in Frankreich gewonnen, zwei davon ebenfalls unmittelbar vor den French Open in Nizza. "Frankreich hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, ich habe hier immer tolles Tennis gespielt", sagt Thiem, der ja zudem mit der Französin Kristina "Kiki" Mladenovic liiert ist.

Direkt nach dem Finale fühlt er sich spaßhalber nicht bereit für den Sand-Grand-Slam. "Aber generell fühle ich mich sehr ready. Ich spiele gut, ich habe nicht mein Bestes gezeigt, aber ich habe gut trainiert in dieser Woche. Es ist der gleiche Sand und die gleichen Bälle, also bin ich gut darauf vorbereitet. Ich komme mit einem Titel hin und das gibt viel mehr Selbstvertrauen, als wenn ich dort nur trainiert hätte."

Lange hielt es Thiem in Lyon nicht mehr. Gleich nach der Siegerehrung fuhr er kurz zum Duschen ins Hotel.

"Ich hoffe, dass ich den Zug um 19:00 Uhr erwische. Dann bin ich um 21:00 Uhr in Paris und kann mir das Champions League-Finale anschauen", hat Fußball- und Chelsea-Fan Thiem auch noch Passiv-Sport auf dem Programm.

Bresnik analysiert gewohnt nüchtern

Nüchtern sieht Coach Günter Bresnik den Auftritt seines Schützlings. "Es ist immer gut, wenn einer sehr durchschnittlich spielt und trotzdem gewinnt", meint Bresnik gegenüber der APA.

Und einen übertriebenen Aufwärtsschwung für die French Open erwartet der Langzeit-Coach Thiems auch nicht.

"Für Paris, glaube ich, hat das nicht viel Bedeutung. Es ist nicht so, dass er sich da jetzt in einen Lauf gespielt hätte und sich jetzt extrem wohlfühlen würde. Aber er hat vier Matches gut gekämpft und das ist für 'best of five' sicherlich auch kein Nachteil."

WAS FEHLT THIEM NOCH ZUM SUPERSTAR?

Ist Dominic Thiem zu fad, um ein echter Superstar auf der ATP-Tour zu werden? Und was fehlt ihm spielerisch noch? LAOLA1 on Air - der Sport-Podcast hat mit Dominic und Wolfgang Thiem gesprochen und geht in einer von Moderator Bernhard Kastler geführten Diskussionsrunde mit Kurier-Tennis-Journalist Harald Ottawa und LAOLA1-Experte Christian Frühwald diesen Fragen nach. Viel Spaß beim Reinhören!

Textquelle: © APA/LAOLA1.at