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ITF-Präsident Haggerty: "Wir sind offen für Gespräche"

ATP mit zwei Vertretern im ITF-Board - ITF zahlt Preisgeld für 2022 bis Mitte Februar aus - Über geplatzten Kosmos-Deal wird geschwiegen.

ITF-Präsident Haggerty: Foto: © GEPA

Der im August 2018 groß angekündigte Milliarden-Deal des internationalen Tennisverbandes ITF mit Kosmos ist geplatzt.

Die ITF stieg Mitte Jänner ohne Angabe von Gründen aus der für 25 Jahre geplanten Partnerschaft aus. ITF-Präsident David Haggerty, der dieser Tage beim Davis Cup in Rijeka zwischen Kroatien und Österreich weilt, nahm sich am Samstag Zeit für eine kleine Journalistenrunde, um die Entwicklungen zu kommentieren.

Die wichtigste Frage blieb freilich unbeantwortet - jene nach dem Grund für die Trennung. "Unglücklicherweise kann ich über die Gründe aus vertraglich gegebener Vertraulichkeitsverpflichtung nicht sprechen. Der Board hat es immer vorausgesehen, dass es ein Ende der Vereinbarung geben könnte. Also haben wir sicher gestellt, dass die ITF in einer Position ist, um den Bewerb im selben Format in 2023 weiter abzuhalten", meinte der 65-jährige US-Amerikaner. Es habe einige inkorrekte Berichte über die finanzielle Stabilität des Verbandes gegeben. "Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir finanziell in guter, robuster Form dastehen", erläuterte der Tennis-Funktionär.

Gutes Verhältnis zur ATP - einschneidende Änderungen 2024?

Auch wenn der auf 2,5 Milliarden Dollar abgeschlossene Deal nach weniger als fünf Jahren geplatzt ist, sieht Haggerty dennoch Positives darin. "Jeder wusste, dass der Davis Cup sich ändern muss. Der Deal war der Funke, der geholfen hat, diesen Change zu bringen", sprach er die nicht von allen gutgeheißene Formatänderung samt Gruppenphasen und Finalturnier an. Seit dieser Änderung hätten über 30 Länder mehr an dem Mannschaftsbewerb teilgenommen, 2023 sind 155 Nationen, so viele wie nie zuvor, Teil davon.

Während 2023 noch so abgehalten wird wie geplant, könnte es für 2024 wieder einschneidende Änderungen geben. "Wir sind offen für Gespräche. Die gute Nachricht ist, dass wir mit der ATP gute Beziehungen haben. Das war vor einem Jahr nicht so. Die ATP sitzt jetzt im Board bei den Entscheidungsfindungen", erklärte Haggerty. Auch die Grand-Slam-Turniere hätten im Zuge der Australian Open ein schriftliches Commitment zum Davis Cup (und auch dem Billie Jean King Cup) abgegeben.

So richtige Neuigkeiten für 2024 wird es wohl erst nach der anstehenden ITF-Präsidentenwahl im September geben, bei der Haggerty wieder antritt. Gelöst sind mittlerweile auch Unstimmigkeiten mit Spielern, die im Davis-Cup-Bewerb 2022 die ausstehenden Preisgelder noch nicht erhalten haben. "Ich habe einen Brief an die Spieler geschickt, an dem Tag, als wir die Ankündigung gemacht haben. Darin habe ich mitgeteilt, dass sie für 2022 ihr Preisgeld erhalten werden. Die ITF wird da einspringen, und das wird vor Mitte Februar passieren", versprach Haggerty. Ob es auch diesbezüglich von irgendeiner Seite gerichtliche Schritte geben werde, wollte Haggerty nicht kommentieren.

Straka mit neuerlichem Interesse an Austragung

Fix sind hingegen drei von vier Gruppen-Austragungsorten im September mit Malaga, Valencia und Bologna. Die vierte Stadt wird an diesem Wochenende entschieden und erklärt neben der tollen Location des Spielerhotels am Meer u.a. auch die Anreise Haggertys: Denn Deutschland, Österreich oder Kroatien wären auch mögliche Schauplätze für die Gruppenphase, abhängig vom Abschneiden freilich.

Der in Rijeka ebenfalls anwesende Veranstalter und Turnierdirektor von Wien, Herwig Straka, bestätigte sein Interesse an einer neuerlichen Gruppenphasen-Austragung - übrigens nicht nur in Österreich. Seine Firma "emotion" hat einen laufenden Vertrag mit der ITF zur Austragung. Wenn Österreich dieses Wochenende gewinnt, wäre eine neuerliche Gastgeber-Rolle eine Option. Allerdings hätte Deutschland bei einem Sieg Vorrang. "Natürlich ist Österreich bevorzugt, aber eventuell könnten wir auch in Kroatien den Davis Cup auszutragen."

In Österreich wäre zur Zeit laut Straka wieder Innsbruck der einzige mögliche Standort. "Der wäre mit Abstand am wahrscheinlichsten." Doch dazu müsste Österreich dieses Wochenende als Sieger beenden.

Und was sagt Straka zum geplatzten Deal mit Kosmos? "Im Nachhinein ist es immer leicht reden, aber es waren prinzipiell viele skeptisch mit dem Deal. Der Deal war sehr ambitioniert, da ist viel dazwischengekommen, inklusive Corona. Der hat einfach nicht funktioniert." Der Steirer verriet da sogar etwas mehr als der ITF-Präsident zuvor. "Ich glaube, da war dann der Versuch seitens Kosmos, das nachzuverhandeln, was die ITF offensichtlich nicht goutiert hat und deswegen den Deal gekündigt hat."

Format, Kalenderplatzierung und Punkte als Diskussionsthemen

Jedenfalls bestätigte Straka das Näherkommen der ATP mit der ITF. "Ja wir sind im letzten Jahr sehr eng mit Kosmos und der ITF zusammengerückt und haben jetzt auch zwei Sitze im neuen Davis-Cup-Board bekommen. Wir wollen näher zusammenrücken und im positiven Sinne mitbestimmen."

In anstehenden Meetings mit dem Tennis-Weltverband wolle man sich ein genaueres Bild verschaffen. Zur Diskussion stehe alles. Neben dem Format und der Kalenderplatzierung durchaus auch Punkte. "Wenn du den Davis Cup exklusiver platzierst, sind vielleicht auch Punkte wieder ein Thema", verrät Straka. Immerhin ist das ja auch mit dem neuen Mixed-Bewerb, dem United Cup, sogar für ATP und WTA gelungen. Mit ihm Davis-Cup-Board sitzen übrigens ATP-Boss Andrea Gaudenzi und Ross Hudgins.

"Was langsam in die Köpfe gekommen ist, dass so eine Art Gruppensystem wie bei einer Fußball-WM vielleicht funktionieren könnte, das Finale mit den acht Teams in Malaga war voriges Jahr sehr gut", konstatierte Straka, der auch für einen Zwei-Jahres-Rhythmus wäre. Am jährlichen Austragungsmodus will Haggerty allerdings nichts ändern.

"Wir haben einen jährlich ausgetragenen Bewerb und das ist auch wichtig für die Qualifikation für die Olympischen Spiele zum Beispiel", meinte Haggerty. Für Diskussionen ist also in den nächsten Monaten gesorgt.

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