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Thiems Schwäche, die viel Hoffnung macht

ATP-Statistiken zeigen Thiem-Schwäche auf. Und machen zugleich viel Hoffnung.

Thiems Schwäche, die viel Hoffnung macht

Nach 2.785 gespielten Matches, 67.022 absolvierten Games und 417.992 erkämpften Punkten dürfen die männlichen Tennis-Stars endlich ihren wohlverdienten Urlaub antreten.

Eine nette Reise sollte für die Profis durchaus drin sein: Schließlich haben sie in den vergangenen elf Monaten, in denen sie insgesamt 275.681 Minuten auf dem Platz standen, immerhin 165.026.847 Dollar Preisgeld verdient - wovon sich allerdings allein Novak Djokovic satte 21.592.125 Dollar sicherte.

Noch nicht genug der Zahlenspiele? Wir haben die offiziellen ATP-Statistiken durchforstet und die interessantesten Facts der abgelaufenen Saison herausgesucht.

Wer schlug die meisten Asse? Wer wehrte die meisten Breakbälle ab? Wie schlugen sich die Österreicher Dominic Thiem und Andreas Haider-Maurer?

Wo hat das ÖTV-Duo noch Verbesserungs-Potenzial im Vergleich zu den ganz Großen? 

LAOLA1 beantwortet all diese Fragen auf den folgenden Zeilen.

Wer schlug die meisten Asse?

Beginnen wir mit einem wenig überraschenden Ergebnis: Der "Herr der Asse", Ivo Karlovic, wurde auch in dieser Saison seinem Titel mehr als gerecht.

Der 36-jährige Kroate servierte in 63 Matches unglaubliche 1.447 Asse und hat damit mittlerweile auch in der Allzeit-Wertung die bisherige Bestmarke von Goran Ivanisevic, der in seiner Karriere insgesamt 10.237 Asse schlug, ausgelöscht.

Dahinter folgen mit Respektabstand die Aufschlag-Kanoniere John Isner und Kevin Anderson. Mit Dominic Thiem (25.) und Andreas Haider-Maurer (38.) mischen auch zwei Österreicher in den Top 40 mit.

Platz Spieler Land Asse Matches
1. Ivo Karlovic CRO 1.447 63
2. John Isner USA 1.260 68
3. Kevin Anderson RSA 1.074 70
4. Gilles  Muller LUX 765 55
5. Milos Raonic CAN 743 47
6. Feliciano Lopez ESP 736 58
7. Marin Cilic CRO 646 54
8. Steve Johnson USA 620 63
9. Sam Querrey USA 606 44
10. Victor Troicki SRB 602 60
25. Dominic Thiem AUT 367 62
38. Andreas Haider-Maurer AUT 282 45

Wie konstant kommt der erste Aufschlag?

Bei der Service-Percentage findet sich Ivo Karlovic immerhin auf Platz fünf. 67 Prozent seiner ersten Aufschläge landeten im Ziel. Ganz stark agierte hier der Argentinier Juan Monaco mit 73 Prozent, der jedoch nur 64 Prozent der Punkte bei seinem ersten Aufschlag macht - womit er sich am Ende des Klassements in dieser Wertung wiederfindet.

Wichtig ist die Percentage vor allem für jene Leute, die ein sehr aufschlaglastiges Spiel haben. So ist zum Beispiel Platz 13 für Roger Federer mit 64 Prozent erster Aufschläge ein ausgezeichnetes Ergebnis, da der Schweizer bei seinem ersten Aufschlag in vier von fünf Fällen auch den Punkt macht.

An der Konstanz des ersten Service müssen übrigens auch noch die Österreicher feilen: Dominic Thiem landet mit 57 Prozent auf Platz 45, Andreas Haider-Maurer hat sogar noch zwei Prozent weniger.

Platz Spieler Land Percentage Matches
1. Juan Monaco ARG 73 40
2. John Isner USA 70 68
3. Santiago Giraldo COL 69 46
4. Rafael Nadal ESP 68 80
5. Ivo Karlovic CRO 67 63
6. Novak Djokovic SRB 66 87
7. Bernard Tomic AUS 66 63
8. Simone Bolelli ITA 66 52
9. Jerzy Janowicz POL 66 42
10. Roberto Bautista Agut ESP 65 70
45. Dominic Thiem AUT 57 62
54. Andreas Haider-Maurer AUT 55 45

Kommt "der Erste", sieht es für Thiem gut aus

Kommt der erste Aufschlag von Ivo Karlovic, macht der Kroate auch zu 85 Prozent den Punkt. Auch Milos RaonicRoger FedererKevin Anderson und der Luxemburger Gilles Muller erreichen 80 oder mehr Prozent. Dementsprechend schwer ist diesen Spielern der Aufschlag abzunehmen. Im Umkehrschluss erhöht dies natürlich auch wieder den Druck, den die Gegner bei deren eigenen Service-Games haben.

Sehr gut in dieser Wertung mit dabei ist auch Dominic Thiem, der bei seinem ersten Aufschlag drei von vier Punkten macht. Der Bresnik-Schützling leidet natürlich noch an der zuvor besprochenen fehlenden Konstanz.

Überraschend schlecht ist auch Andreas Haider-Maurer klassiert: Schließlich gilt der Aufschlag als einer der Stärken des 28-jährigen Waldviertlers. Trotzdem macht er beim ersten Service nur zu 72 Prozent den Punkt.

Auf der anderen Seite ist hier natürlich auch noch sehr viel Potenzial ersichtlich. Wenn Haider-Maurer aus seinem Service eine noch konstantere Waffe formen könnte, würde er wohl auch im Ranking den nächsten Schritt nach vorne setzen können.

Platz Spieler Land Punkte bei 1. Aufschlag Matches
1. Ivo Karlovic CRO 85% 63
2. Milos Raonic CAN 81% 47
3. Roger Federer SUI 80% 72
4. Kevin Anderson RSA 80% 70
5. Gilles Muller LUX 80% 55
6. John Isner USA 79% 68
7. Jo-Wilfried Tsonga FRA 79% 68
8. Marin Cilic CRO 78% 54
9. Vasek Pospisil CAN 78% 46 
10. Sam Querrey USA 78% 44
19. Dominic Thiem AUT 75% 62
42. Andreas Haider-Maurer AUT 72% 45

"Im Stile eines Champions"

"Im Stile eines Champions" wird gerne die souveräne Abwehr einer oder mehrerer Breakchancen genannt. So ganz scheint sich dieser alte Spruch nach einem kleinen Zahlen-Studium aber nicht zu bewahrheiten.

Der erste große Champion findet sich mit Novak Djokovic erst auf Rang acht. Der Serbe konnte wie sein Rivale Roger Federer immerhin 68 Prozent seiner Breakbälle gegen ihn abwehren.

In dieser Hinsicht nervenschwach agierten heuer auch Andy Murray (64 Prozent) und sogar Rafael Nadal (62 Prozent), die nur auf den Plätzen 25 bzw. 32 rangieren.

Auch Dominic Thiem kann in den nächsten Jahren sicherlich noch an Coolness zulegen. Der Niederösterreicher kommt wie sein Landsmann Andreas Haider-Maurer auf 61 Prozent.

Platz Spieler Land abgewehrte Breakbälle Matches
1. Ivo Karlovic CRO 80% 63
2. Milos Raonic CAN 78% 47
3. John Isner USA 74% 68
4. Gilles Muller LUX 71% 55
5. Feliciano Lopez ESP 70% 58
6. Bernard Tomic AUS 69% 63
7. Gael Monfils FRA 69% 51
8. Novak Djokovic SRB 68% 87
9. Roger Federer SUI 68% 72
10. Stan Wawrinka SUI 68% 72 
38. Dominic Thiem AUT 61% 62
42. Andreas Haider-Maurer AUT 61% 45

Returns gegen Karlovic sind kein Vergnügen

Ein letztes Mal zum Thema "Aufschlag", ein letztes Mal liegt auch Ivo Karlovic voran. Unglaubliche 96 Prozent seiner Service-Games hat der 2,11 Meter große Kroate in dieser Saison durchgebracht. Milos Raonic und John Isner liegen mit 94 bzw. 93 Prozent dicht dahinter.

Bemerkenswerk stark sind allerdings auch die 92 Prozent von Roger Federer, der bei weitem nicht auf so einen starken Aufschlag wie das führende Trio zurückgreifen kann.

Dementsprechend stark sind auch die 89 Prozent von Novak Djokovic einzuschätzen. Ein Beweis dafür, wie viel ein variantenreiches Service ausmachen kann.

Platz Spieler Land Gewonnene Service-Games Matches
1. Ivo Karlovic CRO 96% 63
2. Milos Raonic CAN 94% 47
3. John Isner USA 93% 68
4. Roger Federer SUI 92% 72
5. Novak Djokovic SRB 89% 87
6. Kevin Andreson RSA 89% 70
7. Jo-Wilfried Tsonga FRA 88% 47
8. Gilles Muller LUX 87% 55
9. Nick Kyrgios AUS 87% 42
10. Stan Wawrinka SUI 86% 72
22. Dominic Thiem AUT 84% 62
48. Andreas Haider-Maurer AUT 77% 43

ÖTV-Asse mit Problemen beim Return

Djokovic, Ferrer, Nadal und Murray - die Zahlen belegen es deutlich: Die Herren dieses Quartetts gelten nicht umsonst als die besten Rückschläger auf der ATP-Tour. Auch Gilles Simon und David Goffin sind dafür bekannt, die Aufschläger konstant zu fordern.

Die Österreicher fallen in dieser Statistik etwas ab: Dominic Thiem kann nur in einem von fünf Fällen seinem Kontrahenten den Aufschlag abnehmen. Andreas Haider-Maurer kommt sogar nur auf 18 Prozent. 

Platz Spieler Land Gewonnene Rückschläger-Games Matches
1. Novak Djokovic SRB 34% 87
2 David Ferrer ESP 34% 69
3. Rafael Nadal ESP 31% 80
4. Andy Murray GBR 31% 77
5. Gilles Simon FRA 31% 63
6. Juan Monaco ARG 30% 40
7. David Goffin BEL 28% 57
8. Roger Federer SUI 27% 72
9. Kei Nishikori JPN 27% 66
10. Fabio Fognini ITA 27% 55
33. Dominic Thiem AUT 20% 62
45. Andreas Haider-Maurer AUT 18% 45

Katastrophale Chancenverwertung von Thiem

Warum Thiem in der vorangegangen Statistik so schlecht abschnitt, haben heimische Tennis-Fans wahrscheinlich schon beim Lesen obiger Zeilen vermutet.

Hier bekommen sie es nun schwarz auf weiß unterbreitet: Der 22-jährige Lichtenwörther hatte 2015 einfach ein großes Problem damit, seine mühsam und zahlreich erarbeiteten Breakchancen zu verwerten.

Von 57 Spielern in der ATP-Statistik belegte er in dieser Wertung nur Rang 52. Nur jeden dritten Breakball kann Thiem nützen. Zum Vergleich: Spitzenreiter Gilles Simon verwertet beinahe jede zweite Breakchance.

Platz Spieler Land Verwertete Breakbälle Matches
1. Gilles Simon FRA 47% 63
2. Tomas Berdych CZE 46% 79
3. Andy Murray GBR 45% 77
4. Jack Sock USA 45% 51
5. Benoit Paire FRA 45% 42
6. Novak Djokovic SRB 44% 87
7. Roberto Bautista Agut ESP 44% 69
8. David Ferrer ESP 44% 69
9. Guillermo Garcia Lopez ESP 44% 56
10. Pablo Cuevas URU 43% 53
47. Andreas Haider-Maurer AUT 36% 45
52. Dominic Thiem AUT 33% 62

Thiem holt sich viele Breakchancen

Dabei kann sich der Weltranglisten-20. sogar überdurchschnittlich viele Breakbälle erarbeiten. Insgesamt waren es 466, womit er in der Jahreswertung den ausgezeichneten elften Platz belegt.

Mit Ausnahme des zehntplatzierten David Goffin, der fünf Partien weniger als Thiem bestritt, stand Thiem für diese Anzahl teilweise bedeutend weniger am Platz, als seine vor ihm rangierenden Konkurrenten.

Mit ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit - die heuer gewonnene Erfahrung sollte dabei helfen - könnte Thiem im kommenden Jahr noch einmal einen gewaltigen Sprung nach vorne machen.

Sozusagen eine Schwäche, die uns viel Hoffnung macht.

Platz Spieler Land verwertete Breakbälle Breakbälle Matches
1. Novak Djokovic SRB 364 824 87
2. Rafael Nadal ESP 297 699 80
3. Andy Murray GBR 300 672 77
4. David Ferrer ESP 274 620 69
5. Roger Federer SUI 239 585 72
6. Kei Nishikori JPN 215 540 66
7. Stan Wawrinka SUI 205 534 72
8. Gilles Simon FRA 244 516 63
9. Tomas Berdych CZE 236 514 79
10. David Goffin BEL 192 495 57
11. Dominic Thiem AUT 154 466 62
51. Andreas Haider-Maurer AUT 96 270 45
Christian Frühwald

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