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Schubert: "Wollte es der Welt zeigen"

Dabei hatte der Tiroler seine Medaillen-Chance schon fast abgeschrieben.

Schubert: Foto: © getty

Jakob Schubert hat es am Donnerstag so richtig spannend gemacht. Als allerletzter Teilnehmer an der Vorstiegs-Wand sicherte sich der Tiroler bei der Olympia-Premiere der Sportkletterer noch am letzten Drücker die Bronzemedaille.

Mit Platz sieben im Speed-Bewerb und Rang fünf im Bouldern sah die Ausgangslage des 30-Jährigen mit Zwischenrang sieben vor dem Vorstieg nicht gerade rosig aus. Mit 35 Punkten hatte Schubert nach dem Bouldern nur noch eine kleine Chance auf eine Medaille.

Der Sieg im abschließenden Vorstieg, seiner Paradedisziplin, spülte Schubert in der Ergebnisliste jedoch noch auf Platz drei vor und sicherte dem Tiroler somit die erträumte Olympiamedaille. Gold ging überraschend an den Spanier Alberto Gines Lopez, Silber an den US-Amerikaner Nathaniel Coleman.

"Diese Medaille hat für mich einen unglaublichen Stellenwert", meine der Kombinationsweltmeister von 2018 unmittelbar nach dem Wettlampf im ORF-Interview.

"Ich habe so lange und so hart hingearbeitet, da sind so viele Nerven im Spiel und so viel Schweiß, den ich reingesteckt habe. Dass es für eine Medaille gereicht hat, bedeutet mir alles", so Schubert, der im Interview Einblicke in seinen Wettkampf und seine Gefühlswelt gibt - und auch Kritik übt.

Frage: Herzliche Gratulation zum Gewinn der Olympia-Bronzemedaille. Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?

Jakob Schubert: Eigentlich habe ich mir vor den Spielen gedacht, wenn ich zum Vorstieg komme und ich gewinne da, dass ich fix eine Medaille habe. Aber leider ist es da mit den Ranking-Verteilungen davor so schlecht für mich gelaufen, dass es unwahrscheinlich war, dass ich, wenn ich den Vorstieg gewinne, noch eine Medaille kriege. Das hat enorm viel Druck weggenommen. Ich war also schon nach dem Bouldern enttäuscht, wie es bis dahin gelaufen ist. Nicht so mit meiner Performance, aber ich habe das Gefühl gehabt, es läuft alles gegen mich. Ich habe mir gedacht, wahrscheinlich geht mein Traum nicht in Erfüllung, ich werde wahrscheinlich ohne Medaille heimfahren. Aber dann wollte ich der Welt einfach zeigen, dass ich gut Vorstieg klettern kann. Dann habe ich es versucht und es ist gut aufgegangen und irgendwie mit allem Glück der Welt hat es doch noch für eine Medaille gereicht.

Frage: In dem Moment, als Sie im Vorstieg zum Top geklettert sind, waren Sie da des Bronze-Gewinns noch nicht sicher?

Schubert: Ich habe mich gefreut, dass ich das jetzt abrufen konnte, was ich drauf habe, dass ich zeigen habe können, dass ich ein wirklich guter Kletterer bin. Das hat man im Speed und im Bouldern vielleicht noch nicht so gut gesehen. Das ist auch ein bisschen an den Bouldern gelegen. Ich wollte unbedingt zeigen, was ich draufhabe. Im ersten Moment war ich happy drüber, aber ich habe immer noch nicht gedacht, dass es eine Medaille ist. Dann hat es ein paar Sekunden gedauert, dann haben sie es mir reingeschrien und dann habe ich es immer noch nicht ganz realisieren können. Jetzt ist es wirklich die Bronzemedaille, unglaublich.

Frage: Der verletzungsbedingte Ausfall des Franzosen Bassa Mawem, der in der Quali der Schnellste war, hat den Speed-Wettbewerb verzerrt. War das unter den Athleten Thema?

Schubert: Unter den Athleten war klar, dass es so nicht mega fair ist. Es war eine sehr blöde Situation, da muss man dem Weltverband vorwerfen, dass sie nicht perfekt vorbereitet waren. Man hat gewusst, dass das theoretisch passieren kann. Sie haben eineinhalb Tage gebraucht, eine Lösung zu finden, und haben dann die leichteste Entscheidung getroffen: Einfach nichts zu tun. Die fairste Entscheidung wäre gewesen, dem zweitschnellsten Athleten den Freilauf zu geben, nicht dem langsamsten. Es war mental nicht leicht, das wegzustecken. Ich hätte relativ leicht einen Platz besser sein können. Das ist eine Schwäche der Disziplin Combined.

Frage: Wo reihen Sie diese Bronzemedaille inmitten all Ihrer Erfolge vor allem bei Weltmeisterschaften ein?

Schubert: Das kann man nicht vergleichen, das ist ganz etwas Anderes. Was Olympia so besonders macht, ist, dass es eine viel eine größere Bühne ist. Dadurch probieren alle noch einmal viel professioneller darauf hinzuarbeiten. Man hat einfach einen ganz anderen Druck und eine Nervosität wie bei einer Weltmeisterschaft - es ist doch nur alle vier Jahre. Ich habe das Pech oder das Glück, dass Klettern das erste Mal bei den Spielen dabei ist. Ich hätte schon bei zwei, drei Spielen dabei sein können. Aber von dem her habe ich nicht viele Chancen in meinem Leben, eine Medaille zu gewinnen, weil ich schon älter bin. Und weil ich so wenige Chancen habe, macht es das so unglaublich besonders. Das hat das Event nicht leichter gemacht, es war mental das zachste, was ich je erlebt habe.

Frage: Aber Paris ist noch ein Ziel? Es sind nur mehr drei Jahre.

Schubert: Egal, was passiert wäre, ist Paris noch ein großes Ziel. Das hätte sich mit Gold nicht geändert - oder ganz ohne Medaille. Speed, die Disziplin, die meine größte Schwäche ist, fällt aus dem Combined weg.

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