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Polleres: "Da hatte ich ein bisschen Angst"

Silber-Judoka über Gold-Wehmut, Gefühls-Chaos und Stärke des Judo-Teams.

Polleres: Foto: © GEPA

Michaela Polleres ist am Höhepunkt ihrer Karriere. 

Nach Bronze bei der WM jubelte die Niederösterreicherin nun über Silber bei den Olympischen Spielen in Tokio. "Es ist unbeschreiblich. Eine Olympiamedaille ist eindeutig die größere Medaille, die man gewinnen kann", sei der Olympia-Coup kein Vergleich zur WM. 

Der Goldmedaille trauert die 24-Jährige nur ein wenig nach: "Es ist schon Wehmut dabei. Man steht im Finale, sicher will man gewinnen. Aber ich bin trotzdem zufrieden und glücklich mit der Silbermedaille."

Im Interview erklärt Polleres, warum sie im Halbfinale ein bisschen Angst hatte, was Österreichs Judoka so stark macht und wie ihre Gefühle nach dem Finale sind. 

Frage: Beschreiben Sie Ihre Gefühle nach dem Gewinn der Silbermedaille.

Polleres: Boah! Die gehen drunter und drüber, ich kann es nicht wirklich beschreiben. Ich bin überglücklich, erleichtert, einfach alles. Ich war schon ein bisschen nervös heute, musste mich zusammenreißen. Aber die Nervösität ist vom Kampf zu Kampf weniger geworden. Der Sieg gegen Matic hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und gezeigt, dass ich jeden schlagen kann. Gegen Van Dijke hatte ich auch ein bisschen Angst. Aber es ist so gut gelaufen für mich, ich bin ganz schön stolz, dass ich so gute Kämpfe abgelegt habe.

Frage: Im Finale im Budokan gegen eine Japanerin zu kämpfen, wie war das?

Polleres: Ich habe bis zum Schluss gekämpft, ich habe alles gegeben. Bis zu letzten Sekunde. Es hat leider nicht gereicht. Es ist schon Wehmut dabei. Man steht im Finale, sicher will man gewinnen. Aber ich bin trotzdem zufrieden und glücklich mit der Silbermedaille.

Frage: Es hieß im Vorfeld, die Michaela ist so gut in Form, die ist unsere große Chance im Judo. Hat das mehr Druck erzeugt?

Polleres: Ja, schon. Aber irgendwie hat man eh schon längere Zeit einen Druck. Ich habe das einfach nicht zu nahe an mich rangelassen und bin anscheinend gut damit umgegangen.

Frage: Sie vertrauen auf Nationaltrainerin Yvonne Bönisch und Ihren Heimtrainer Adi Zeltner. Wie hat er aus der Heimat heute noch mitgeholfen?

Polleres: Yvonne hatte mit ihm Kontakt, sie haben sich abgesprochen, und sie hat mir das Endresultat von dem Ganzen weitergegeben und mit ihr habe ich die Taktik besprochen. Adi sammelt seit Jahren Daten von den Gegnerinnen, wie ich gegen wen schon gekämpft habe.

Frage: Wenn am Tag davor der Teamkollege, Shamil Borchashvili, schon die als Ziel erklärte eine Medaille ins Judo-Lager holt, wie geht man dann schlafen und wacht man auf, wenn man am nächsten Tag dran ist?

Polleres: Es ist unglaublich, dass Shamil die Medaille geholt hat, es freut mich irrsinnig für ihn. Ich habe mich trotzdem auf meinen Kampf konzentriert und ihn an dem Abend nicht mehr gesehen, weil ich bei der Abwaage war und er sehr, sehr spät erst zurückgekommen ist. Ich habe mich auf meinen Kampf vorbereitet.

Frage: Fühlt es sich so an, wie Sie es sich erhofften? Ist es vergleichbar mit der Emotion bei der WM?

Polleres: Ich habe mir nicht wirklich was vorgestellt. Aber es ist unbeschreiblich. Eine Olympiamedaille ist eindeutig die größere Medaille, die man gewinnen kann.

Frage: Es gab immer gute Kämpfer, aber derzeit ist Österreichs Judo-Team im Kollektiv stark wie nie. Wo kommt das her?

Polleres: Weil einfach alles stimmt, der Teamgeist ist da. Es ist sehr viel der Yvonne zu verdanken. Sie hat das Team zusammengeholt. Der Trainer-Sportler-Kontakt ist einfach super, das steigert die Laune und die Zusammengehörigkeit im Team. Besser kann es einfach nicht sein.

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