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Kein Rennen für Sprinter und Außenseiter

Rio stellt die Rad-Asse vor besondere Herausforderungen. ÖRV-Duo will überraschen.

Kein Rennen für Sprinter und Außenseiter

Mit dem Radl durch Rio. So einfach und doch so extrem schwer.

Zwei österreichische Profis erfüllen sich bei Olympia ihren Kindheitstraum. Georg Preidler, der 2016 für sein Team Giant-Alpecin bereits beim Giro d'Italia und bei der Tour de France im Einsatz war, sowie Stefan Denifl werden Österreich beim Straßenrennen am Samstag vertreten.

Das Duo startet mit viel Selbstvertrauen in das garantiert spektakuläre Event über 240 Kilometer. Großer Favorit ist der britische Tour-Champion Chris Froome.

Die Olympia-Strecke kommt einem Eintages-Klassiker gleich und wird zu einem beinharten Ausscheidungsrennen. Laut Preidler und Denifl ist der Olympiakurs zwar keine "Königsetappe" wie bei den großen Rundfahrten, aber "mit drei Einser-Bergen im Finale ist die Strecke sicher gleich nach einer Königsetappe beim Giro oder bei der Tour einzuordnen", urteilt Denifl.

Guter Rat vom Vater

Für den Stubaitaler hat der Kampf um Edelmetall zudem eine ganz besondere Bedeutung, war doch sein Vater vor 20 Jahren bei Olympia in Atlanta 1996 für Österreich mit dem Mountainbike im Einsatz. Kurios dabei: Papa Denifl ist in den USA während des Rennens der Sattel am Fahrrad gebrochen und er fuhr den Olympiabewerb dennoch zu Ende. Seinem Sohn gab er den Tipp mit nach Rio, vor dem Rennen das Material auf Herz und Nieren zu überprüfen ...

Da Denifl relativ kurzfristig für seinen Auftritt nominiert worden ist, drücken ihm Familie und Freunde daheim im Tiroler Stubaital die Daumen. Ein Public Viewing ist bereits organisiert und ganz Fulpmes wird am Samstag mit Stolz dem "König der Bergstraßen" auf die Beine schauen.

Die rot-weiß-roten Pedalritter fühlen sich vor ihrem Einsatz wohl und bestens motiviert. Im LAOLA1-Doppelinterview verraten sie ihre Herangehensweise an Olympia.

Wie ist die Vorbereitung verlaufen?

Stefan Denifl: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir im Gegensatz zu vielen unserer Kollegen im Olympischen Dorf bereits sehr viel von Rio gesehen haben. Wir haben einen sehr guten Eindruck von der Stadt und dem Umland gewonnen. Wir haben viele brasilianische Hobby-Radfahrer getroffen, die sehr gut ausgerüstet waren und uns freundlich aufgenommen haben. Sie haben uns den Weg gezeigt und uns gute Trainingsstrecken empfohlen. Wir kennen inzwischen jeden Meter des Olympiakurses und haben so gesehen sehr gute Trainingstage gehabt."

Georg Preidler ergänzt: "Die Beine sind gut und ich bin im Kopf noch frisch und voll motiviert für Olympia."

Was hat die durchaus interessante Streckenführung zu bieten?

Preidler: "Wir fahren zwei Rundkurse je drei Mal ab. Die erste Runde ist gleichzeitig auch der Kurs vom Zeitfahren. Da fahren wir der Küste entlang und auch über eine Passage mit Kopfsteinpflaster und dann geht es in einen kurzen Berg. Da sind wir, wenn es zur Sache geht, zwischen vier bis fünf Minuten in der Steigung. Das größere Problem ist die Abfahrt. Nach dem Berg geht es in ein langes Flachstück und wenn man das als 150. den Berg runterkommt, dann ist das Feld wohl inzwischen schon drei Kilometer lang und man muss Vollgas sprinten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Das ist sicher die größte Schwierigkeit auf der ersten Runde. Auf dem zweiten Rundkurs geht es wieder der Küste entlang zurück und dann über einen acht Kilometer langen Berg, wobei die ersten vier Kilometer wirklich extrem schwer und steil sind."

Welche Taktik plant das Duo für das Rennen?

Denifl: "Solche Rennen haben ihre absolut eigenen Gesetze. Ich glaube, dass es da nicht so wichtig ist, eine große Mannschaft hinter sich zu haben. Der Kurs ist so schwer, dass wohl ausschließlich die Beine den Ausschlag geben werden. Ich glaube, dass wir diesbezüglich als Duo keinen Nachteil gegenüber den großen Nationen haben. Wir werden Glück und gute Beine benötigen, um vorne mitfahren zu können. Es wäre eine Option, dass einer von uns gleich einmal in eine Fluchtgruppe springt. Ich glaube, dass so eine Gruppe eine gute Chance hätte, weit zu kommen. Da könnte man dann die letzten schweren Anstiege in seinem eigenen Tempo fahren. Ansonsten wird es so sein, dass man sich die ersten 150 bis 160 Kilometer gut im Feld verstecken und dann auf die Beine vertrauen muss, um im Finale vorne dabei zu sein. So gesehen ist es ein relativ einfaches Rennen."


Die Verabschiedung unserer Olympia-Athleten:


Wer sind die Favoriten auf Gold?

Preidler: "Mein Geheimfavorit ist der Portugiese Rui Costa. Der war bei der Tour klar auf dem aufsteigenden Ast. Froome ist natürlich auch ein Fahrer, den man immer auf der Rechnung haben muss."

Denifl: "Bauke Mollema zählt auch zu den Medaillenkandidaten. Er ist die Tour gut gefahren und hat zuletzt in San Sebastian triumphiert. Prinzipiell wird es am Ende keine großen Überraschungen geben. Die guten Bergfahrer, die bei der Tour de France dominiert haben und bei den Eintages-Klassikern an der Spitze lagen, werden auch hier um Edelmetall fahren."

Und zwar nicht für ihre internationalen Rad-Teams wie bei den großen Rundfahrten, sondern für ihr Land. In einem anderen Trikot, mit speziell für Olympia designten Rädern. Etwas ganz Besonderes, wie die beiden Österreicher behaupten.

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