Lisa Zaiser, Jördis Steinegger, Lena Kreundl, David Brandl.
Vier an der Zahl.
So viele Olympia-Starter brachte Marco Wolf zu den Olympischen Spielen in Rio. Mehr als manches großes Bundesland als Ganzes (im Titelfoto mit Physio-Therapeut Markus Feilmayr, rechts vorne).
In dieser Hinsicht ist der 40-Jährige Sportarten-übergreifend sogar Österreichs erfolgreichster Stützpunkt-Trainer.
Dass es letztlich vier geworden sind, damit hatte er selbst nicht gerechnet. „Um ehrlich zu sein, habe ich auf zwei bis drei gehofft“, verrät er im Gespräch mit LAOLA1. Mit einem fast kindlichen Lachen ergänzt er: „Aber vier sind schon seeehr cool!“
Unterschrieben für zwei weitere Olympiaden
Während der Schwimm-Sport österreichweit gesehen nicht zuletzt wegen diverser Gerichtsprozesse vor sich hindümpelt, führt die „Wolf-Gang“ – wie sich die Linzer Schwimmer-Flotte selbst nennt – ein fast schon paradiesisches Leben. Die Bedingungen im Olympia-Stützpunkt auf der Linzer Gugl, der ab 5. August für rund neun Millionen Euro weiter ausgebaut wird, suchen bundesweit Ihresgleichen.
Doch dass ein 50m Becken, ein paar Kraftgeräte sowie verfügbare Turnhallen alleine noch keine Olympia-Starter machen, versteht sich von selbst. Einen erheblichen Teil des übrigen Trainingsumfelds kreiert Wolf.
Und geht es nach den eingangs erwähnten Olympia-Startern, tut er das recht gut. So gut, dass er erst kürzlich einen Acht-Jahres-Vertrag als Landestrainer unterschrieben hat. Wobei acht Jahre eine durchaus lange Zeit ist. „Aber für mich ist nichts anderes in Frage gekommen: Entweder, oder!“, gibt Wolf zu verstehen, dass er etwas entwickeln möchte. Dass das bisher Erreichte erst der Anfang sei.
Dabei hatte den einstigen „Wetten, dass…“-Kandidaten (schwamm mit einer Kaffee-Tasse auf der Fußsohle) eigentlich das Bundesheer als Lehr-Offizier zurückhaben wollen. Das kam für Wolf aber nicht wirklich infrage: „Soll ich das jetzt alles aufgeben, was ich in den letzten sechs Jahren gelernt habe?“
Mit der Lederhosn nach Rio:
Klein-Amerika
Eines von Wolfs Zielen für die nächsten Jahre ist, die Dichte in seiner Trainingsgruppe weiter zu erhöhen, damit sich die Sportler in den Einheiten gegenseitig mehr und mehr pushen. Also der Versuch, im Kleinen das zu kreieren, was die amerikanischen Schwimmer so erfolgreich macht. „Zumindest auf einzelnen Strecken können wir die Dichte nach oben schrauben“, so Wolf.
Zu einem Teil wird dieses Anliegen ohnehin schon sichtbar. Schließlich springen mit Zaiser und der erst 18-jährigen Kreundl gleich zwei Linzerinnen in Rio über 200m Lagen vom Startblock. „Ein paar Kracher kommen aber erst“, verweist Wolf grinsend auf zwei weitere junge Talente auf dieser Strecke.
Auch im Herren-Bereich verbreitert sich das Team. Mit Sebastian Steffan und Johannes Dietrich blieben zwei seiner Zöglinge nur 0,7 bzw. eine Sekunde über dem Olympia-Limit.
Apropos Blick über den großen Teich
Nicht erst seit Markus Rogan wird im Schwimmer-Lager in die chlor-reichen USA geschielt. Unmittelbar nach den Olympischen Spielen wird mit Felix Auböck der derzeit aussichtsreichste heimische Becken-Youngster nach Michigan wechseln.
Wolf freut sich für das Aushängeschild, weiß aber auch um die einhergehenden Risiken. Ein derartiger Schritt sei keineswegs der Kopfsprung in das gelobte Land. Für ihn lautet die zentrale Frage: „Warum soll der US-Trainer ausgerechnet den Österreicher schneller machen?“
Berechtigter Einwand, wenngleich die Nationalität für die Universitäten, welche die Coaches beschäftigen, zweitrangig ist. „Nichtsdestoweniger gibt es auf einem US-College möglicherweise gleich 15 Lisa Zaisers. Dort bist du als Athlet oft nicht mehr als eine Nummer“, streicht Wolf die positiven Aspekte der heimischen Gefilde hervor.
Reinhold Pühringer