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Corinna Kuhnle und der Sorgen-Ernst

Medaillen-Hoffnung Kuhnle klärt bei LAOLA1 über den blinden Passagier in ihrem Koffer auf.

Corinna Kuhnle und der Sorgen-Ernst

Er ist zwar mit, aber sein Schlund ist leer.

Oder sagt man da überhaupt „Schlund“?

Wie auch immer, die Rede ist jedenfalls vom „Sorgen-Ernst“. Genauer gesagt Corinna Kuhnles Sorgen-Ernst.

Dabei handelt es sich um ein Stofftier, welches einem kleinen – aber wohlgemerkt süßen – Monster nachempfunden ist und einen Reißverschluss als Mund hat.

„Der heißt so, weil er Sorgen frisst“, klärt Österreichs Olympia-Starterin im Wildwasser-Slalom auf. „Du kannst deine Sorgen aufschreiben und in seinen Mund stecken. Dann frisst er sie auf.“

Im Koffer der 29-Jährigen genießt dieser Glücksbringer bereits seit einigen Jahren einen Fixplatz, er darf bei keinem Wettkampf fehlen. Für Rio de Janeiro sei der – wir legen uns fest – Mund des Wegbegleiters aber bislang leer, wie sie im Gespräch mit LAOLA1 verrät.

Zu rund sei bislang ihre Vorbereitung gelaufen. Zudem gehe sie gestärkt aus der doch recht kniffligen internen Olympia-Qualifikation hervor, in welcher sie nach der verpatzten WM in zwei Rennen jeweils Konkurrentin Violetta Oblinger-Peters hinter sich lassen musste, was ihr letztlich auch gelang.

Wenn Männer Strecken mit Frauen vergleichen

Dank der gestärkten Brust sei somit kein Platz für Sorgen. Wenngleich die zweifache Weltmeisterin mit Olympia noch eine Rechnung offen hat. 2012 als Mitfavoritin in den Londoner Wildwasser-Kanal gestartet, musste sich die Höfleinerin am Ende mit einem achten Platz begnügen.



In Rio sind die Vorzeichen mitunter ähnlich. Kuhnle zählt bei dem am Montag beginnenden Bewerb im Kajak-Einer neuerlich zu den Anwärterinnen auf Edelmetall. Geändert haben sich jedoch die Eigenheiten des Kurses.

„Jede Strecke hat unterschiedliche Charaktere“, führt ihr Trainer Michael Seibert gegenüber der APA aus. „Ich vergleiche das immer mit Frauen: Auch jede Strecke hat irgendwie etwas Tolles. Diese hat ein technisch hohes Niveau, ist von der Wildwasserwucht zwar nicht ganz so hoch angesiedelt wie London, stellt aber höchste Ansprüche“, veranschaulicht der Deutsche.

Eine Charakteristik, die Kuhnle durchaus entgegenkommen kann. Schließlich gilt die Heeressportlerin als eine der physisch stärksten Athletinnen im gesamten Feld. „Ich weiß, was sie kann. Wenn sie das bringt, brauchen wir uns nicht zu verstecken“, so Seibert, der seit 2013 mit Kuhnle arbeitet.

Das Kanu-Ass reagiert auf die Frage, ob ihr der Olympia-Kanal nun liegt oder nicht, vorerst zurückhaltend, lässt aber durchblicken, dass sie diesem zumindest nicht abgeneigt sei. Zumal Parallelen zum Wildwasser-Kanal auf der Wiener Donauinsel bestehen. Und auf dem hat die Projekt-Rio-Athletin schon unzählige Trainings-Stunden verbracht.

Noch kein Schmäh-Bruder

Um den Rhythmus der Strecke bestmöglich zu verinnerlichen, waren die Kanuten gemeinsam mit den Schützen die ersten Österreicher, die im Olympischen Dorf Quartier bezogen. Insgesamt bringt es Kuhnle auf 25 Trainingstage im Kanal von Deodoro.

Trotz konzentrierter Arbeit soll die Stimmung innerhalb des kleinen OKV-Teams recht gut sein. Wenngleich Kuhnle gerade in Punkto „Schmähführen“ noch ein wenig Arbeit vor sich sieht.

„Mein Trainer versucht vor meinem Start oft, noch irgendeinen unlustigen Witz zu machen. Er ist ja doch ein Deutscher, von daher ist das nicht so einfach mit dem Humor“, verspricht Kuhnle augenzwinkernd, Seibert noch eine Portion österreichischen Schmäh einzuimpfen.

Vielleicht kommt das ja noch in den Schlund vom Sorgen-Ernst. Verzeihung, Mund.

 


Kuhnle: "Nicht ohne meinen Sorgen-Ernst!"


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