Aller guten Dinge sind drei! Ein drittes Mal wollte sich Gastgeber Brasilien bei einer Heimveranstaltung nicht blamieren.
1950 schockte Uruguay den haushohen Favoriten mit einem 1:0-Finalsieg bei der ersten WM in Brasilien. Ausgerechnet im neueröffneten Maracana-Stadion, wo 200.000 Fans felsenfest vom Titel überzeugt und nach der Pleite über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte, traumatisiert waren.
Vor zwei Jahren bei der zweiten Heim-WM ging Brasilien im Semifinale gegen Deutschland mit 1:7 unter. Wieder so ein Schockerlebnis, wieder eine historische Pleite. Noch einmal wollte sich Brasilien als Gastgeber nicht demütigen lassen und erobert dank Neymar erstmals Olympisches Gold.
Dramatischer Schlusspunkt
Über 78.000 Besucher im legendären Maracana-Stadion im Norden von Rio erleben einen sehenswerten und dramatischen Abschluss des Olympischen Fußball-Turniers.
In einer flotten und Nerven aufreibenden Partie versuchen beide U23-Mannschaften erstmals Gold für ihr Land zu erobern. Deutschland stand noch nie in einem Endspiel, 1976 in Montreal sicherte sich die DDR den Olympiasieg. Brasilien musste sich bislang drei Mal (1984, 1988 und 2012 mit der Final-Niederlage gegen Mexiko) mit der Silbermedaille begnügen. Übrigens: Auch Österreich hat schon einmal Silber gewonnen, unterlag 1936 im Endspiel in Berlin den Italienern.
Zurück ins Maracana: Deutschland trifft in den ersten 45 Minuten durch Julian Brandt und Sven Bender gleich drei Mal nur die Querlatte, Brasiliens Superstar Neymar erzielt mit einem Traum-Freistoß die Führung für Brasilien. Der Barcelona-Stürmer zirkelt den Ball aus 18 Meter via Querlatte genau ins Kreuzeck (26.), Kölns Tormann Timo Horn ist ohne Chance. Es entwickelt sich ein rassiger Schlagabtausch, Neymar zaubert ein ums andere Mal, doch die Gastgeber können ihre Überlegenheit in den zweiten 45 Minuten nicht in Tore ummünzen. Und so ist es der Schalker Max Meyer der mit einem satten Schuss zum Ausgleich trifft (59.).
In der Verlängerung laufen die Brasilianer Luan (97.) und Felipe Anderson (107.) alleine auf das deutsche Tor zu, können die Top-Chancen aber nicht verwerten. Die Selecao ist stärker, die DFB-Auswahl verteidigt sich geschickt, es bleibt beim 1:1 nach 120 Minuten.
Das Elfmeterschießen
Gold und Silber müssen also in einem Penaltyschießen vergeben werden.
Dortmunds Matthias Ginter trifft genau in die Ecke, Goalie Weverton ist fast noch dran – 0:1
Augusto zielt etwas höher in die gleiche Ecke. Stark – 1:1
Serge Gnabry wählt die rechte Ecke, Weverton ist dran, aber es steht -1:2
Marquinhos eiskalt unter die Latte – 2:2
Auch Brandt ganz selbstsicher und cool – 2:3
Der eingewechselte Rafael Alcantara flach und präzise zum 3:3
Auch Niklas Suele trifft - 3:4
Luan trocken und eiskalt – 4:4
Dann wird der eingewechselte Nils Petersen vom SC Freiburg zum tragischen Helden. Weverton pariert seinen Flachschuss ins rechte Eck.
Und damit ist es Superstar Neymar vorbehalten, den „goldenen Schuss“ für Brasilien zu setzen. Der 24-Jährige hält dem Druck stand. Der Kapitän der jungen Selecao verzögert im Anlauf und knallt den Ball danach halbhoch in die Maschen.
Neymar am Fußball-Olymp
Was dann folgt ist ein Ohren betäubender Jubel. Das gelbe Oval schwappt über. Grenzenloser Jubel und eine fast schmerzhafte Geräuschkulisse.
Die Briten mögen den Fußball erfunden haben, die Deutschen sind Weltmeister, die meisten Emotionen rund um ein Spiel gibt es aber wohl in Brasilien. Im Land von Pele, Jairzinho, Zico, Cafu, Ronaldo oder Ronaldinho ist Fußball mehr als nur Religion.
Seit Samstagabend jubelt das 200-Millionen-Volk einem neuen Gott zu. Neymar da Silva Santos Júnior ist in den Fußball-Olymp aufgestiegen und hat sich mit seinem Freistoß-Hammer und dem entscheidenden Elfmeter unsterblich gemacht.