Bastian Schweinsteiger gehört zu den ganz großen Fußballstars unserer Zeit. Erst kürzlich hat der Ex-Bayern-Spieler seine Rückkehr an die Säbener Straße angekündigt. Seit 2014 ist er auch noch gefeierter WM-Held. Fanliebling war er dank seiner sympathischen Art schon lange zuvor. Derzeit jedoch muss Schweinsteiger heftige Kritik einstecken, weil er für die Deutsche Automatenwirtschaft wirbt.


Stein des Anstoßes ist ein rund einminütiges Video, in dem Bastian Schweinsteiger zu sehen und zu hören ist. Farbe gibt es im gut gemachten Schwarz-Weiß-Video nicht, dafür jede Menge Metaphern aus der Fußballwelt, die der Auftraggeber hinter dem Video gern auf sein Business übertragen will.

Der Auftraggeber ist die Deutsche Automatenwirtschaft. Eine Lobbyvereinigung von Spielautomatenherstellern und Spielhallenbetreibern. Ein Wirtschaftsbereich also, in dem viel Geld verdient wird, der aber auch mit immer stärkeren Auflagen durch den Gesetzgeber zu kämpfen hat. Und mit einem nicht allzu schmeichelhaften Image, das Bastian Schweinsteiger nun aufbessern soll.

Automatenwirtschaft wünscht sich Handvoll Regeln

Der Fußballprofi, der aktuell bei Chicago Fire unter Vertrag ist, sagt in dem Clip beispielsweise: "Eine Handvoll Regeln, mehr braucht man nicht. Und innerhalb dieser Regeln ist alles möglich." Diese Handvoll scheint sich auch die Automatenwirtschaft zu wünschen. Dabei ist ihr Regelwerk eher ein dickes Buch. Und das haben sie nicht selbst geschrieben, sondern der Gesetzgeber.

Am 11. November gibt es für dieses Buch das nächste Kapitel. Um die Gefahr der Spielsucht weiter einzudämmen, müssen Spielautomaten ihre Kunden ab diesem Stichtag zu Pausen zwingen. Pausen, die Spielern, die gerade dabei sind Haus und Hof zu verzocken, offenbar Gelegenheit zum Nachdenken einräumen sollen. Und das Zocken an gleich mehrere Daddelmaschinen ist in wenigen Tagen ebenfalls verboten, wie der Casino-Experte Jens Pfeifer erklärt.

Ans Geld geht es ebenfalls. Einerseits können künftig pro Stunde nur noch maximal 400 statt wie bisher 500 Euro an einem Automaten gewonnen werden. Gleichzeitig darf der Verlust nur noch maximal 60 Euro betragen. Bisher liegt die Verlustgrenze bei 80 Euro. All das sind nur einige wenige Beispiele dafür, wie Spielhallenbesucher geschützt werden sollen. Die Automatenhersteller und Automatenbetreiber hingegen sehen sich zunehmend gegängelt. Ihnen reichen fünf Regeln aus.

So sagt Bastian Schweinsteiger am Ende des Videos: "Fairness ist etwas, das muss man immer wieder aufs Neue vorleben. Deshalb braucht es legale Spielhallen, die sich an Recht und Gesetz halten. Und die erkennt man an fünf Regeln, die den Unterschied machen:

1.    Zutritt nur ab 18
2.    Kein Alkohol
3.    Geschultes Personal
4.    Spielerschutz
5.    Geprüfte Qualität"

Kritik von Politikern und Fans

Letztlich geht es allen Beteiligten ums Geld. Der Automatenwirtschaft, den Zockern und Bastian Schweinsteiger. Denn der dürfte für die Werbekampagne, die zwei Monate extrem breit ausgespielt wird (u. a. 482 Kinos, Fernsehwerbung, YouTube-Spots, Display Ads, 3.500 Plakate), ein nettes Millionensümmchen kassiert haben. Offenbar so viel, dass er die durchaus absehbare Kritik an seinem Engagement für eine ungeliebte Branche in Kauf genommen hat.

Seitdem das Video mit Bastian Schweinsteiger, von dem es eine Lang- und eine Kurzversion gibt, zu sehen ist, hagelt es Kritik für den 34-jährigen Fußballer aus Oberbayern. Auch von Marlene Mortler. Die CSU-Politikerin ist Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesrepublik und findet, dass Prominente sich gegen Spielsucht einsetzen sollten, statt diese mit Werbung fürs Glücksspiel zu fördern. Denn nichts Anderes sei diese Kampagne, die zwar wie eine Aufklärungskampagne aussehen soll, letztlich aber fürs Glücksspiel wirbt.

Nicht nur die Politik, sondern vor allem auch die Fans nehmen Schweinsteiger seinen Werbedeal mit der Deutschen Automatenwirtschaft übel. Während Schweinsteiger zu dem Thema keine Silbe verliert, postet er auf Facebook weiter Alltagsfotos. Darunter jedoch häufen sich Kommentare von Fans und Kritikern, die ihrem Unmut Luft machen.

Unter einem Foto, auf dem sich Schweinsteiger für das Abendessen rausgeputzt zeigt, kommentiert eine Dame beispielsweise: "Hoffentlich nicht von einem fragwürdigen Sponsor bzw Werbepartner bezahlt... Die Automatenindustrie bleibt ab sofort ein Makel an deinem schicken Anzug...immernoch bitter enttäuscht!!!" Und ein paar Kommentare später ein anderer User: "Was sind Sie nur für ein armer Wicht das Sie Werbung für die deutsche Glücksspielindustrie machen. Demnächst noch Werbung für Heroin?"

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