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Wer kann, der kann

Wie ein Funktionär dem Schwimm-Verband einen Bärendienst erweist.

Wer kann, der kann

LAOLA1: Haben Sie kurz Zeit?

„Worum geht es denn?“

LAOLA1: Um das Testschwimmen vergangenen Dezember.

„Nein, dafür habe ich keine Zeit.“

Stefan Opatril ist ein vielbeschäftigter Mann. Kein Wunder, schließlich ist er Zahnarzt, Obmann des Schwimm-Klubs  IBK Stadtoasen Innsbruck, Familienvater, Vize-Präsident des Österreichischen Schwimm-Verbandes (OSV) sowie selbst noch aktiver Senioren-Athlet.

Da muss man verstehen, dass er sich nicht mit lästigen Medien-Anfragen über irgendwelche Nachwuchs-Wettkämpfe aufhalten kann. Bestimmt hatte daher auch unser erster Versuch vor zwei Monaten mit dem gleichen Ergebnis geendet.

Was es mit diesem Testschwimmen auf sich hat?

Eigentlich nur ein Lappalie. Eigentlich.

Gemeinsam mit einem zweiten Innsbrucker Verein, dem TWV, sowie dem Tiroler Landes-Schwimmwart Sebastian Strasshofer (auch TWV-Vize-Präsident) organisierte Opatril kurz vor Weihnachten im Rahmen der TWV-Vereinsmeisterschaft ein sogenanntes Testschwimmen, um es seiner Tochter zu ermöglichen, noch einen Landes-Rekord zu schwimmen, bevor sie aus der Altersklasse fällt.

Soweit so sportlich, soweit so gut.

Der nicht fristgerecht angemeldete Wettkampf (Protokoll liegt LAOLA1 vor) entsprach jedoch nicht den OSV-Bestimmungen. Andere Vereine hatten daher gar keine Möglichkeit gehabt teilzunehmen. Erstens, weil zu kurzfristig, und zweitens, weil dieser ohnehin nur für drei Schwimmerinnen ausgeschrieben wurde, von denen jede alleine eine Strecke in Angriff nahm.

Waren sich irgendwann nicht mehr grün: Stefan Miklauz und Stefan Opatril

Wie gesagt: Für sich genommen eine Lappalie.

Wäre da nicht eine Vorgeschichte.

Was Miklauz schon anprangerte

Opatril hat im Tiroler Schwimm-Sport ein hohes Standing. Der Olympia-Starter von 1988 (zweimal disqualifiziert) gilt als einflussreich, nicht zuletzt seitdem er im OSV tätig ist und dort mit Neo-Präsident Arno Pajek und Wolfgang Raber zwei weitere Tiroler Nebenmänner hat. Man kennt sich aus vergangenen aktiven Tagen, als man gemeinsam unter der Anleitung von Pajeks Vater trainierte. Das verbindet.

Um zum Punkt zu kommen: Ex-Präsident Stefan Miklauz hatte Opatril öffentlich kritisiert, dass dieser sein OSV-Amt dafür benutze, Vorteile für seine Tochter herauszuschinden. Das Ende der Geschichte ist bekannt – Miklauz stand mit einem Mal recht alleine im OSV-Vorstand da und warf das Handtuch.

Mit dem eigens für seine Tochter inszenierten Rekord-Versuch kochen die Vorwürfe neuerlich hoch.

Zumal die übrigen beiden Teilnehmerinnen des Testschwimmens vom gastgebenden TWV stammten. Dies war die Bedingung des Klubs, damit er das Rennen überhaupt austrug.

Strasshofer beteuert, dass der Wunsch nach einem Testschwimmen aber nicht von Stefan Opatril, sondern von dessen Tochter selbst an ihn herangetragen wurde. Der Vater soll als Klub-Obmann lediglich die Ausschreibung erstellt haben, was freilich an dessen Widrigkeit nichts ändert.

Opportune Vergangenheit

Zu allem Überdruss macht nun unter Schwimmern ein Zeitungs-Artikel aus dem Jahre „Schnee“ (1994) die Runde. Darin pocht Opatril in seiner damaligen Funktion als Tiroler Jugend-Schwimmwart pikanterweise auf die strikte Einhaltung der nationalen Bestimmungen.

Hintergrund: Zwei Mädchen wurde eine Teilnahme an den Landesmeisterschaften untersagt, weil sie sich um zwei Tage mit der Sperrfrist nach einem Vereinswechsel verrechnet hatten.

Müßig zu erwähnen, dass die Schwimmerinnen damals vom SC Innsbruck, also dem Klub Opatrils, weggewechselt waren.

Einer von uns

Ganz so unentdeckt blieb der aktuelle Vorfall rund um das Testschwimmen ohnehin nicht. Eine der doch häufig auftretenden parlamentarischen Anfragen zum Thema OSV griff ihn auf. Nicht unbedingt erstaunlich.

Erstaunlicher war da schon eher die Reaktion des OSV auf diese. Generalsekretär Thomas Unger erklärte in einem Schreiben an das Sportministerium den Vorwurf als nichtig. Wörtlich heißt es dort sogar, dass dieser Wettkampf „ordnungsgemäß ausgeschrieben und genehmigt“ worden sei.

Eine Lüge gegenüber dem Fördergeber?

Auf Nachfrage von LAOLA1 rudert Unger teilweise zurück. Er meint zu, dass er eine fristgerechte Ausschreibung damals zur Gänze gar nicht hätte feststellen können. Das klingt jedoch vielmehr nach einer Verfehlung, da ein Eingabe-Datum in den Alltags-Geschäften des OSV schließlich ein Faktum darstellt.



Dies hatte ihn offenbar aber nicht davon abgehalten, dem Vorstandsmann gleich schützend zur Seite zu springen. Dem Verhältnis zum neuen Sportminister Hans Peter Doskozil, der sich gerade erst sein Bild macht, ist ein solches Vorgehen freilich wenig zuträglich.

Wettkampfbestimmungen...da war doch was?

Verstöße gegen Wettkampfbestimmungen haben in der jüngeren Vergangenheit des OSV keine unwesentliche Rolle gespielt. Vor mittlerweile vier Jahren hatte die nationale Dach-Organisation den Salzburger Landesverband (SLSV) sowie acht Salzburger Vereine deswegen sogar ausgeschlossen.

Die Angelegenheit ist bis heute nicht ausgestanden. Trotz eines OGH-Urteils, welches die Wiederaufnahme vorschreibt, sind die Klubs sowie der SLSV aufgrund diverser Statuten-Änderungen nach wie vor keine Mitglieder. Ein ursprünglich vom Sportministerium aus Steuergeldern bezahltes Mediations-Verfahren ist bislang im Sand verlaufen.

Die Causa Salzburg mit dem Innsbrucker Testschwimmen zu vergleichen, würde jedoch hinken. Den Salzburgern wird vonseiten des OSV vorgeworfen, angeblich mehrere Scheinwettkämpfe ausgetragen zu haben. Das wäre eine andere Kragenweite als ein nicht fristgerecht angemeldetes Nachwuchs-Schwimmen.

Neo-Präsident Pajek liegen die jüngsten Regelbrüche seit spätestens 15. April schriftlich vor. Entsprechend der Verbandsgerichtsordnung bleibt ihm 30 Tage Zeit dort Anzeige zu erstatten.

Wie auch immer diese Angelegenheit auch ausgehen mag, den Schaden, den Opatril damit dem ohnehin ramponierten OSV-Image versetzt hat, wird das freilich nur schwer aufwiegen können.

Für dieses ist es keine Lappalie.

 

Reinhold Pühringer

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