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Kipchoges 1:59-Challenge "wie erste Mondlandung"

Foto: © getty

In gut zwei Monaten hat Eliud Kipchoge in Wien Großes vor. Der Keniaer will in der Bundeshauptstadt als erster Mensch überhaupt einen Marathon unter zwei Stunden laufen.

Sollte es Kipchoge Mitte Oktober gelingen, die Zwei-Stunden-Schallmauer zu knacken, würde er sich nicht nur in die Leichtathletik Geschichtsbücher eintragen, ist sich der 34-Jährige sicher:

"Als Erster einen Marathon unter zwei Stunden zu laufen, ist wie der erste Mann auf dem Mond. Das ist für mich gleichwertig", erklärt Kipchoge gegenüber der "APA".

Wetter entscheidet über Datum

Auskunft über seinen Weg zu den 42,195 km in der Prater Hauptallee gab er in seinem Kenia-Trainingscamp in Kaptagat.

Dort spult er wöchentlich 200 bis 220 km ab, um für seinen bisher größten Lauf gerüstet zu sein. Die "INEOS 1:59 Challenge" ist für Samstag, 12. Oktober angesetzt. Für danach ist ein Zeitfenster bis 20. Oktober eingeplant, um für den Lauf die möglichst besten Rahmenbedingungen auszuwählen. Entscheidender Faktor dabei ist natürlich das Wetter. Fixpunkte sind hingegen Parameter wie die flache, mehrheitlich gerade Strecke, die Rundum-Organisation sowie die Schrittmacher.

Mit der Hilfe von"Pacemakern" soll die Schallmauer durchbrochen werden. Am 6. Mai 2017 hat es Kipchoge schon einmal versucht, blieb bei "Breaking2" auf der Formel-1-Strecke in Monza in 2:00:25 Std. nicht so weit über der Zielmarke. Dabei fiel er erst bei Kilometer 35 hinter seine Marschroute zurück. Seither habe sich am Lauftraining nichts geändert, aber im Psychischen. "Die Änderung betrifft die mentale Vorbereitung. Da bin ich diesmal besser vorbereitet", merkte der Ausnahme-Athlet an.

Wien bietet beste Voraussetzungen

Er sei auf die Distanz und auf seinen Weg ins Ziel konzentriert, der Glaube an sich und sein Team treibe ihn in der bereits finalen Vorbereitungsphase an: "Ich will bereit sein." Im November 2016 habe er erstmals daran gedacht, dass es möglich sei, unter zwei Stunden zu laufen. In gut acht Wochen soll es soweit sein. Eine Woche vor dem 12. Oktober will Kipchoge in Wien landen, sich auf dem 4,4-mal zu bewältigenden 9,6-km-Kurs zwischen Lusthaus und Praterstern einjoggen.

"Es ist ein flacher und langer Kurs", ließ Kipchoge erkennen, warum Wien den Vorzug für dieses Projekt erhalten hat. "Ein gerader Kurs erlaubt mir, ein gleichmäßiges Tempo zu laufen." Der Oktober sei eine gute Zeit für einen Marathon, das Wetter in Wien in dieser Zeit für gewöhnlich günstig. "11 bis 12 Grad wäre eine ideale Temperatur", ließ der 34-Jährige wissen. Wien sei auch Sport-Stadt. "Die Leute in Wien lieben den Sport. Ich hoffe, sie werden mich pushen."

Kipchoge bereits Weltrekord-Halter

Kenia bezeichnete Kipchoge als besten Platz auf der Welt, um für das Erreichen der besten Zeiten zu trainieren. Dafür steht er derzeit täglich um 5.00 Uhr auf. Es bedeute ihm viel, der schnellste Marathonläufer zu sein. Seinen gültigen Weltrekord hat er am 16. September des Vorjahres beim Berlin-Marathon mit 2:01:39 Stunden aufgestellt, wobei er die davor gültige Bestmarke seines Landsmanns Dennis Kimetto um gleich 1:18 Minuten unterbot.

Kipchoge ist Olympiasieger von Rio de Janeiro 2016 und auf der Bahn 5.000-m-Weltmeister von Paris 2003. Elf seiner bisherigen zwölf Marathons hat er gewonnen. Darunter waren vier bzw. drei Siege bei den Klassikern in London und Berlin. Eine Marke in Wien unter zwei Stunden würde er freilich höher einschätzen als seine bisherigen, zweifellos großen Erfolge, meinte Kipchoge bei diesem Medien-Termin.

"Will Vermächtnis im Sport hinterlassen"

Ungeachtet des Ausgangs wird Kipchoges Wien-Zeit wegen der "labor-ähnlichen" Bedingungen nicht in die Weltrekordlisten aufgenommen werden. Für ihn sei es aber auch wichtig, das Team mit Coach, Management und Sponsor Ineos um sich zu haben. Die Nichtführung als Weltrekord mindert für ihn die Bedeutung des Projekts nicht: "Es ist nicht wegen der offiziellen Anerkennung, es geht um die Geschichte." Und 34 Jahre sei das richtige Alter, um Geschichte zu schreiben.

Eine konkrete Zeit habe er sich nicht vorgenommen. Auch glaube er, dass es nach ihm noch andere schaffen können, unter zwei Stunden zu bleiben. "Ich glaube nicht an Grenzen. Mein Ziel in Wien ist es, die Barriere von zwei Stunden zu durchbrechen. Einige Leute glauben, es ist unmöglich. Ich weiß, dass es passieren wird. Wir werden beweisen, dass die Zweifler falsch liegen. Es geht um Geschichte und darum, ein Vermächtnis im Sport zu hinterlassen."

Textquelle: © LAOLA1.at/APA