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Schubert: "Hätte bei Olympia zu Favoriten gehört"

Kletter-Ass Jakob Schubert über Vorteil der Olympia-Verlegung und die perfekte Welt:

Schubert: Foto: © GEPA

Eigentlich hätten heute Donnerstag die XXXII. Olympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet werden sollen. Eigentlich - hätte Corona nicht für eine Verschiebung der Spiele auf 2021 (23. Juli bis 8. August) gesorgt.

Eine von Österreichs größten Medaillenhoffnungen ist Jakob Schubert. Der Tiroler gehört zur Weltelite im Klettern, das im kommenden Jahr erstmals olympisch ist.

"Natürlich war ich nach der Verschiebung im ersten Moment enttäuscht, ich habe mich sehr auf die Spiele gefreut. Ich wäre - glaube ich - extrem gut vorbereitet gewesen und hätte zu den großen Medaillen-Favoriten gehört", sagt Schubert im Gespräch mit LAOLA1.

Schubert: "Mehr Zeit, um in Form meines Lebens zu kommen"

Der 29-Jährige lässt sich trotz der Verlegeung der Spiele um ein Jahr nicht hängen, sieht eher Vor- als Nachteile. "Es war die richtige Entscheidung, die Spiele zu verschieben, mittlerweile wissen wir, dass das ganze nicht funktioniert hätte. Hoffen wir, dass die Situation bis nächstes Jahr im Griff ist. Ich bin zwar nicht mehr der jüngste Athlet und vielleicht wäre es diesen Sommer besser gewesen, aber wer weiß. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr genauso gut oder vielleicht noch besser wird. Ich sehe es als Sportler jetzt auch als Chance, ein Jahr mehr Zeit zu haben, um in die Form meines Lebens zu kommen."

Dabei könnte man meinen, Schubert ist bereits jetzt in der Form seines Lebens. Die Leistungskurve des Innsbruckers, der im Alter von zwölf Jahren mit dem Klettern begann, zeigt seit Jahren quasi stetig nach oben. Mittlerweile hat er fast alles gewonnen, was es auf den künstlichen Wänden zu gewinnen gibt.

Schubert ist unter andrem dreifacher Weltmeister, zwei Titel holte er 2018 bei der Heim-WM in Innsbruck. Einen davon in der olympischen Disziplin "Kombination", die neben Vorstieg (Lead) und Bouldern auch die Disziplin Speed beinhaltet.

Gerade im Bewerb Speed benötigt er die zusätzliche Trainingszeit bis Olympia, sagt Schubert. "Natürlich muss ich als Sportler von mir selbst überzeugt sein und das bin ich auch. Ich glaube ganz fest daran, dass ich nächstes Jahr mindestens genauso fit sein werde und werde natürlich alles dafür tun, um auch dann noch zu den Favoriten zu zählen."

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In die Rolle des Favoriten schlüpft er gerne. Dass die Erwartungen an ihn, eine Olympia-Medaille zu holen, hoch sind, ist dem 29-Jährigen bewusst.

Die Favoriten-Rolle liegt Schubert

"Natürlich macht das einen Wettkampf auch schwieriger, aber das gute ist, dass ich Erfahrung mit so einem Druck habe. Es hat schon viele Wettkämpfe in meinem Leben gegeben, wo sich die Leute - und vor allem auch ich selbst – erwartet haben, dass ich gut abschneide. In der Vergangenheit hat das meistens sehr gut geklappt. Von dem her gibt das auch eine gewisse Sicherheit und Selbstvertrauen. Man kann nur alles dafür tun, dass man perfekt vorbereitet ist und wenn es dann an dem Tag nicht hinhaut, kann man es eh nicht ändern – so ist der Sport."

Schubert und die perfekte Welt

Die Motivation für das Training in der Halle holt sich Schubert beim Felsklettern. Erst im vergangenen Herbst bezwang er mit der Begehung der "Perfecto Mundo"-Route, was übersetzt "perfekte Welt" heißt, eine der anspruchsvollsten Kletter-Passagen auf dem Globus.

Die Route im spanischen Margalef weist einen 45-Grad-Überhang und einen Schwierigkeitsgrad von 9b+ auf, den neben Schubert bisher nur vier weitere Kletterer weltweit gemeistert haben.

"Wenn man sich so eine schwere Route aussucht, muss man diese extrem optimieren und jeden Zug eigentlich perfekt klettern, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Da lernt man oft auch sehr viel über sich selbst als Sportler, seine Stärken und Schwächen und was es heißt, effizient zu klettern. Man kommt dann oft in so einen extrem geilen Flow hinein, wo man einfach frei von Gedanken ist und alles in die Wand und in die Route setzt. Wenn man dann nach vielen Versuchen endlich die Spitze erreicht, ist es ein wunderschöner Moment", schildert Schubert.

Video - Jakob Schubert und das Projekt "Perfecto Mundo":

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Corona-Lockdown: Holzlieferung in die WG

Von der perfekten Welt bis zur bitteren Realität sind es oft nur wenige Monate. Statt Olympia-Vorbereitung gab es Lockdown.

Doch auch diesen hat Schubert genutzt, um seine Schwächen auszumerzen. Diese liegen nicht unbedingt in der Kletterwand. "Ich muss zum Beispiel an meiner Beweglichkeit arbeiten – Schulter, Rücken, Hüfte. Das wird mit dem Alter nicht besser. Jetzt konnte ich in das Training mehr Zeit investieren, das hat schon einiges geholfen."

Eine Kletterwand findet man im Garten von Schubert, der in einer Wohngemeinschaft wohnt, übrigens nicht. Stattdessen wurde während Corona kurzerhand Holz bestellt, um sich ein Trainingsboard zu bauen. Zusätzlich gab es vom Österreichischen Kletterverband ein organisiertes Training via Livestream. Die Olympischen Spiele sind schließlich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.

Sollte es im kommenden Jahr nichts mit einer Medaille im Zeichen der fünf Ringe werden, geht die Welt für Schubert jedoch auch nicht unter.

"Das Wichtigste im Leben ist sowieso, dass man glücklich ist und Personen hat, die einen dann auffangen, wenn man eine Enttäuschung erlebt und das habe ich", meint der Tiroler. "Aber natürlich werde ich alles dafür tun, die Erwartungen zu erfüllen. Es wäre schon schön, eine Medaille für Österreich zu gewinnen."

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