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Ein Ende mit Schrecken, aber ohne Reue

So hatte sich Viktor Szilagyi sein Karriereende nicht vorgestellt. Doch er trägt es mit Fassung.

Ein Ende mit Schrecken, aber ohne Reue

Es ist jenes Karriere-Ende, welches ihm niemand gewünscht hatte.

Viktor Szilagyi ging in der zehnten Minute des 30:29-Überraschungssieges seines Bergischen HC bei den Füchsen Berlin am Mittwochabend unter einem lauten Schmerzensschrei zu Boden.

Die Diagnose brachte einen Tag später die traurige Gewissheit, dass jener Schrei den Schlusspunkt der Laufbahn des erfolgreichsten österreichischen Handballers aller Zeiten markierte: Riss des vorderen Kreuz- und Innenbandes sowie Bruch des Schienbeinköpfchens.

„So hatte ich das nicht geplant“, räumt ein etwas geknickter aber gefasster Szilagyi im Gespräch mit LAOLA1 ein.


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"Ich war mir des Risikos bewusst"

Als der langjährige ÖHB-Kapitän im vergangenen Sommer seinen Rücktritt vom aktiven Sport erklärte, schien der Zeitpunkt bereits damals wohl gewählt. Aus heutiger Sicht freilich umso mehr – aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer gescheiter.

„Bereits im Sommer war ich froh, dass ich das Spielfeld auf zwei Beinen verlassen konnte. Nicht auf drei Mitspielern gestützt, die mich runtertragen“, sagt der 38-Jährige. Eigentlich als Sportlicher Leiter angestellt, ließ er sich aufgrund der sportlichen Talfahrt seines BHC im Herbst jedoch zunächst zu einem Kurz-Comeback hinreißen.

Damit die „Löwen“ nicht aus der ersten deutschen Bundesliga absteigen, war Szilagyi einverstanden, dem Team dann weiter bis zum Saisonende zur Verfügung zu stehen – weshalb der Routinier auch die fünfwöchige Winter-Vorbereitung mitmachte. „Danach war ich in echt guter Form“, schwingt in seinen Worten ein klein wenig Wehmut mit.

Bedauert er es, dass er seinen Rücktritt revidiert hat? „Nein“, entgegnet er ohne zu zögern. „Ich war mir des Risikos immer bewusst. Die Entscheidung, wieder zu spielen, habe ganz bewusst getroffen.“

Eine Einstellung, die es ihm nun auch leichter macht, mit der Verletzung fertig zu werden. „So etwas muss man annehmen.“ Zudem ist es nicht die erste schwere Verletzung in seiner knapp 20 Jahre dauernden Profi-Karriere, in welcher er als einziger Handballer alle wichtigen Europacup-Bewerbe gewann.


Momente einer großen Karriere:


Das gesunde Knie erwischt

Die wievielte schwere Verletzung das für ihn überhaupt sei, wisse er nicht. Seine lange Knie-Manschette hatte dem 203-fachen Internationalen ohnehin schon etwas Cyborghaftes verliehen.

Nun erwischte es allerdings das gesunde Knie. „Ich weiß noch, dass mein erster Kreuzbandriss viel weniger wehgetan hat. Das jetzt war eigentlich untypisch“, verrät Szilagyi.

„Ich habe mir zwar schon gedacht, dass der Meniskus und das Innenband etwas abbekommen haben, aber dass es so heftig ist, habe ich nicht erwartet.“

Vom Kopf her durch und durch Spieler

Aufgrund des Blutergusses soll erst in vier bis sechs Wochen entschieden werden, ob überhaupt operiert wird. Bis dahin steht für Szilagyi Reha auf dem Programm.

Eine Zeit, die auch nötig sein wird, damit der Handball-Versteher seinen persönlichen Fokus vom Spieler-Dasein wieder auf die Aufgaben eines Sportlichen Leiters umschwenken kann. „Gerade bin ich vom Kopf her Spieler, aber alles andere wird mit der Zeit wieder kommen.“

An erster Stelle steht jedoch, für die Wiederherstellung seines Knies zu schuften. „Aber ich arbeite dabei nicht für ein Comeback, sondern für das Alltagsleben“, gibt Szilagyi zu verstehen, dass es das für immer gewesen sein wird.

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