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Wo stehen Bilyk und Santos in Kiels Hierarchie?

Kiel-Experte stuft die Einsatz-Chancen unserer beiden Neo-"Zebras" Bilyk und Santos ein.

Wo stehen Bilyk und Santos in Kiels Hierarchie?

Frisches Blut für die Zebra-Herde.

Nikola Bilyk und Raul Santos sind Österreichs Neo-Exporte nach Kiel, wo mit dem hiesigen THW eine der Top-Adressen des Welt-Handballs beheimatet ist.

Am Sonntag starten die Zebras, wie die Spieler des deutschen Rekordmeisters wegen ihrer Vereinsfarben genannt werden, mit dem Auswärtsmatch beim TVB 1898 Stuttgart in die neue Bundesliga-Saison.

Doch wo stehen die beiden ÖHB-Cracks so kurz vor dem Saisonstart in der Hierarchie des Kieler Star-Ensembles?

„Die beiden haben insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, klärt Niklas Schomburg, der den THW für die „Kieler Nachrichten“ auf Schritt und Tritt begleitet, auf Nachfrage von LAOLA1 auf.


LAOLA1.tv überträgt immer Freitags um 19:30 Uhr das HLA-Topspiel der Runde


Kein Kind von Traurigkeit: Raul Santos

Sein Naturell kommt gut an

In den Vorbereitungs-Matches sowie den beiden siegreichen Pokal-Spielen am vergangenen Wochenende gehörten Santos und Bilyk zu den Aktivposten und konnten bei Trainer Alfred Gislason auf sich aufmerksam machen. Wobei Santos wegen seiner im Jänner erlittenen Knie-Verletzung erst in den vergangenen Wochen voll eingestiegen war.

„Er hat aber gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist“, spielt Schomburg auf die zehn Tore (erfolgreichster Werfer) im Test gegen den Drittligisten Altenholz (39:27) sowie die fünf Treffer beim Pokal-Auftakt gegen Fredenbeck (29:20) an. „Im Pokal hat er die erste Partie komplett durchgespielt, er scheint vollkommen fit zu sein.“

Der Fachmann sieht den 24-Jährigen jedoch nicht nur auf dem Platz als Bereicherung für den THW. „Mit seinem Naturell bringt er ein bisschen Spaß in die Mannschaft – das kommt gut an. Viele denken, dass er dem Klub und auch den Fans noch sehr viel Freude bereiten wird“, sagt Schomburg.

Tagesform könnte den Ausschlag geben

Der Konkurrent von Santos auf der Linksaußen-Position ist der deutsche Nationalspieler Rune Dahmke. Wer da in der Gunst des Trainers die Nase vorne haben wird, sei für Schomburg aus heutiger Sicht schwer zu prophezeien. Schließlich sind die Olympia-Teilnehmer – Deutschland holte in Brasilien hinter Dänemark und Frankreich Bronze – erst kurz vor dem Pokal-Doppel zur Mannschaft gestoßen. „Zwischen Raul und Rune wird wahrscheinlich die jeweilige Tagesform entscheiden. Ich glaube jedoch, dass Rune in der Deckung im Augenblick noch etwas stärker ist.“



Bei Bilyk sieht Schomburg eine andere Ausgangslage. Der von den Fivers in den Norden Deutschlands gewechselte 19-Jährige ist im Rückraum sowohl im linken Rückraum als auch auf der Mitte einsetzbar. Auf beiden Varianten kam der Rechtshänder bei den Zebras bereits zum Zug – und das nicht unerfolgreich.

„Niko hat im Pokal super gespielt. Alle sind begeistert von seinem Potenzial“, lobt Schomburg, dem insbesondere die neun Tore des Youngsters im Pokal gegen Fredenbeck Bewunderung abringen. „Da hat er das Spiel mitdiktiert.“ Generell sieht er Bilyk mehr auf der Halb-Position. „Gislason hat es aber gerne, wenn seine Halb-Linken auch auf der Mitte spielen können.“

Des Einen Leid,…

Während der aus Gummersbach nach Kiel transferierte Santos bereits zweieinhalb Saisonen in der oft als „stärksten Liga der Welt“ titulierten Bundesliga in den Armen hat, wagte Bilyk direkt aus der heimischen HLA den Sprung zum Top-Klub. Kein kleiner Schritt, weshalb sich der 30-fache ÖHB-Nationalspieler (94 Tore) sogar auf die Vorbereitung vorbereitete.

"Alle sind begeistert von Niko Bilyks Potenzial."

Niklas Schomburg

Schomburg: „Er wird sich an die Körperlichkeit erst gewöhnen müssen. Kürzlich hat er zu mir gesagt, dass es aber von Tag zu Tag immer besser wird.“

In Bezug auf die Einsatz-Chancen dürfte Bilyk die schwere Verletzung von Rückraum-Shooter Christian Dissinger in die Karten spielen. Beim deutschen Nationalspieler entwickelte sich ein Kompartmentsyndrom im Oberschenkel. Durch einen Schlag entstand beim 24-Jährigen ein Bluterguss, der sich aufgrund des dort straffen Muskelgewebes jedoch nicht weiter ausdehnen konnte. Um eine Beschädigung des Muskelgewebes zu verhindern (= Kompartmentsyndrom), wurde Dissinger am Bein ein 35 Zentimeter langer Schnitt verpasst. Mittlerweile musste er deswegen die bereits dritte OP über sich ergehen lassen. Dissinger wird frühestens im November wieder zur Verfügung stehen.

Niko Bilyk fühlt sich wohl in Kiel

Vorentscheidung könnte früh fallen

Während der Vorbereitung kam Bilyk in der Vorbereitung auch als Einser einer 3:2:1-Deckungs-Variante zum Zug. „Wobei da Domagoj Duvnjak die erste Wahl sein wird, schließlich gibt es auf dieser Position kaum jemand Besseren auf der Welt. Da er aber irgendwann eine Ablöse braucht, kann ich mir hier punktuelle Einsätze vorstellen. Nichtsdestoweniger hat Niko auch auf der Halb-Position bislang sehr vernünftig gedeckt“, erläutert Schomburg.

Generell blickt der THW in eine recht interessante Saison. Nach der ersten titellosen Spielzeit seit 13 Jahren befindet sich der Vorjahres-Dritte im Umbruch. Mit einem breiten Kader von gleich 25 Mann will Gislason Verletzungen, die aufgrund des dichten Spielplans zwangsläufig auftreten, besser kompensieren.

Das Erreichen der Final-Four-Turniere in der Champions League und im DHB-Pokal sowie das Mitmischen um die deutsche Meisterschaft hat der Isländer als Saisonziel ausgegeben. Bei letztgenanntem Unternehmen gelten die von vielen als Favorit auserkorene SG Flensburg-Handewitt und Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen als Hauptkonkurrenten.

„Vorentscheidend wird, wie schnell die Mannschaften zueinander finden“, spielt Schomburg auf die vielen Nationalspieler in den Spitzenteams und die englische Woche zum Start an.

Einsatzzeiten für die beiden neuen THW-Österreicher scheinen somit garantiert.

 

Reinhold Pühringer


Bilyks Ex-Klub Fivers muss sich im Supercup Bregenz geschlagen geben:


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