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Ricciardo: Red Bull in Melbourne vor Renault

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Nach fünf Jahren Red Bull nimmt Daniel Ricciardo seinen Heim-Grand-Prix in Melbourne kommenden Sonntag wieder für ein anderes Team in Angriff.

Große Ankündigungen spart sich der Australier bisher, an seinem sonnigen Gemüt scheint sich aber auch bei Renault nichts geändert zu haben. "Ich denke, ich schaue nicht schlecht aus in Schwarz und Gelb", scherzt Ricciardo nach seinen ersten Ausfahrten.

"Solange man gut ausschaut, ist es die halbe Miete", fügt der 29-Jährige mit dem typischen breiten Grinsen hinzu. Zu sportlichen Prognosen wollte er sich lieber nicht hinreißen lassen.

"Ich weiß es nicht. Das nächste Ziel ist natürlich, die Top-Drei-Teams zu knacken. Das ist wirklich ein Ziel, den Speed hinzubekommen, um diese Möglichkeit zu schaffen. Aber im Moment ist es schwierig."

Kampf im Mittelfeld "sieht eng aus"

Der Kampf, "in dem wir stecken, mit dem gesamten Mittelfeld, schaut wirklich eng aus", meint er.

Seinen alten Arbeitgeber in Melbourne schlagen zu können, sei deswegen kein Szenario, mit dem man rechnen dürfe. "Ich war mir bewusst, als ich den Vertrag hier unterschrieben habe, dass es sehr realistisch ist, dass sie zumindest in Melbourne vorne sein werden", sagt Ricciardo.

Die vergangene Saison hatte Renault direkt hinter Red Bull auf Platz vier in der Konstrukteurs-WM abgeschlossen.

Pikanter Nebenaspekt: Der Austro-Rennstall war von 2007 bis 2018 mit Renault-Motoren unterwegs, gewann in dieser Zeit viermal die Weltmeisterschaft bei Fahrern und Konstrukteuren, war aber ab der Turbo-Hybrid-Ära (2014) mit den Antrieben gar nicht mehr zufrieden.

Ricciardo startet in sein erstes Jahr mit dem französischen Werksteam mit dem zwei Jahre älteren Teamkollegen Nico Hülkenberg an der Seite. Der Deutsche hat bei 156 Grand-Prix-Starts noch keinen Podestplatz erreicht.

Baku-Crash nicht gut bei Ricciardo angekommen

Ricciardos vorheriger Rivale im eigenen Team war Toptalent Max Verstappen. Der 21-jährige Niederländer gilt als der erklärte Liebling von Red-Bull-Eigentürmer Dietrich Mateschitz und Konsulent Helmut Marko.

Die etwa von Teamchef Christian Horner geäußerte Meinung, Ricciardo habe den einfachen Weg gewählt, indem er dem Zweikampf mit Verstappen aus dem Weg ging, ließ er aber so nicht gelten. Es habe ein "Kaleidoskop" von unterschiedlichen Gründen gegeben, warum er sich für den Wechsel zu Renault entschied.

Die Kollision der beiden Red-Bull-Piloten in Baku im vergangenen Jahr, die in Ricciardos Augen hauptsächlich Verstappen verschuldet hat, hat allerdings sicher eine Rolle gespielt.

"So wie das damals abgehandelt worden ist, das ist wahrscheinlich nicht so gut bei mir angekommen", gibt Ricciardo zu. Die Red-Bull-Teamführung hatte beide Fahrer nach dem Crash gleichermaßen zur Verantwortung gezogen.

Wie einst Hamilton bei Mercedes?

Ein anderer Beweggrund war der Weg, den Lewis Hamilton seinerzeit eingeschlagen hat. Der mittlerweile Fünffach-Champion hatte 2013 McLaren nach sechs Jahren verlassen, um bei Mercedes anzudocken.

Die "Silberpfeile" bewegten sich damals als Werksteam eines Herstellers mit immensen finanziellen Ressourcen noch im Mittelfeld. Mit Hamilton, der als Nachfolger von Michael Schumacher geholt wurde, gelang auf Anhieb der Sprung zum Topteam. In seinem zweiten Jahr wurde der Engländer schon Weltmeister.

Ob er die Hamilton-Rolle für Renault ausfüllen können wird, wisse er noch nicht, sagt Ricciardo.

"Ich mag Versprechungen nicht, aber ich werde alles tun, was ich kann, um es wahrzumachen." Sehr positiv bewertet er jedenfalls die Arbeitsmoral bei seinem neuen Team.

"Man kann sehen, dass niemand zufrieden ist, im Mittelfeld zu sein", erklärte der siebenmalige Grand-Prix-Sieger, dessen Französisch-Kenntnisse noch nicht über wenige Brocken hinausreichen.

Er sei überzeugt, dass Renault langfristig auf dem Level vom Mercedes, Ferrari und Red Bull sein kann.

"Nach dem zu urteilen, was ich bis jetzt gesehen habe, glaube ich, dass genug Ressourcen da sind, um in diese Welt aufzusteigen. Ich denke nicht, dass das unerreichbar für uns ist", betonte Ricciardo. "Es wird wahrscheinlich nicht dieses Jahr sein, aber es ist kein permanentes Handicap."

Textquelle: © LAOLA1.at/APA