Wer hat aktuell das schnellste Auto im Formel-1-Feld?
An dieser Frage scheiden sich nach dem Grand Prix von Spanien die Geister.
"Generell, wenn wir freie Fahrt und volle Motorleistung hatten, waren wir ganz klar die schnellsten Autos im Feld", findet Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko nach dem Sieg von Max Verstappen. "Vom Speed her waren wir schneller wie die Ferrari im Rennen."
Bei der Scuderia sieht man das anders. "Der F1-75 war am Samstag und am Sonntag das schnellste Auto auf der Strecke", meint Ferrari-Teamchef Mattia Binotto trotz des Ausfalls von Charles Leclerc. "Die Pace war bis dahin und das ganze Wochenende über super."
Sicher ist: Es geht knapp her. Das spiegeln auch die WM-Stände wieder.
Red Bull übernahm in Barcelona in beiden Wertungen die Führung. Verstappen hat Leclerc um gerade einmal sechs Punkte hinter sich gelassen, in der Kontrukteurs-Wertungen haben die "Roten Bullen" um 26 Zähler die Nase vorne.
Leclercs Ausfall ist also doppelt bitter für Ferrari. "Wir können es uns nicht leisten, dass so etwas öfter während der Saison passiert", weiß Binotto.
Und auch Helmut Marko will der doppelten WM-Führung zum aktuellen Zeitpunkt – es sind erst sechs von 22 Rennen absolviert – nicht zu viel Bedeutung beimessen.
"Man kann sich keinen Ausfall leisten. Wenn du nicht permanent ins Ziel fährst, ist beim Punktekonto schnell eine Änderung herbeigeführt. Man muss immer weiterkämpfen", weiß der Steirer.
Interessanter Nachsatz: "Und jetzt kommt Mercedes auch noch daher."
Horner über Mercedes: "Sie kommen zurück in diese Meisterschaft"
Marko hat die aufstrebenden Silberpfeile noch groß auf der Rechnung. "Mercedes ist näher herangerückt. Wenn es etwas zu holen gibt, sind sie dabei. Sie werden aus eigener Kraft siegen."
Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht es ähnlich und meint sogar: "Sie kommen zurück in diese Meisterschaft. Ich habe seit dem ersten Rennen gesagt, dass sie ein sehr starkes Team sind." Barcelona sei "ein sehr großer Schritt" für Mercedes gewesen.
"Wir unterschätzen unsere Rivalen nicht", betont der Brite. Der Kampf an der Spitze werde ab jetzt noch enger werden, ist sich Horner sicher.
Mercedes hat "Rückstand vermutlich halbiert"
Bei Mercedes denkt man offiziell weiter (noch) nicht an die WM, stattdessen will man Schritt für Schritt näher an Red Bull und Ferrari rankommen.
"Wir haben an diesem Wochenende den Rückstand auf die Führenden vermutlich halbiert", meint Teamchef Toto Wolff. Der Wiener betont aber auch, dass noch eine Menge Arbeit auf das Team wartet, "um mittendrin im Kampf vorne zu sein".
George Russell und Lewis Hamilton haben in Barcelona jedenfalls schon Lunte gerochten. "Es war cool, mit den anderen Autos zu kämpfen. Das habe ich genossen", hat der Drittplatzierte Russell Gefallen am Kampf Rad an Rad mit Verstappen gefunden.
Hamilton: "Wir werden um Siege kämpfen"
Hamilton, der nach einem übermotivierten Manöver von Kevin Magnussen zur Aufholjagd gezwungen war, hat "keinen Zweifel" daran, dass Mercedes in diesem Jahr noch um Siege mitfahren wird.
Hätte es den Zwischenfall mit Magnussen nicht gegeben, "hätte ich mit den Red Bulls gekämpft", ist sich der siebenfache Champion sicher. "Das gibt mir die große Hoffnung, dass wir an einem gewissen Punkt um Siege kämpfen werden."
Vielleicht schon am kommenden Wochenende beim Klassiker in Monaco? Red Bull und Ferrari haben die Silberpfeile in den engen Stadtschluchten mit den langsamen Kurven auf der Rechnung.
"Es wird wieder offen zwischen Ferrari, Mercedes uns uns", glaubt Helmut Marko.
