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Kopfzerbrechen in der Formel 1 vor finalem Test

Die neue Auto-Generation liefert unerwartete Eigenheiten. Werden sie ausgeräumt?

Kopfzerbrechen in der Formel 1 vor finalem Test Foto: © getty

Von Donnerstag bis Samstag steigt der zweite und letzte Test vor dem Auftakt der Formel 1 2022 am 20. März.

In Bahrain - wo auch das erste Rennen stattfindet - bietet sich die letzte Gelegenheit für die zehn Teams, sich mit den Eigenheiten der neuen Auto-Generation vertraut zu machen.

Schon in Barcelona Ende Februar wurde dabei ein unerwartetes Problem augenscheinlich, das ein Schlüsselfaktor für Performance und Sicherheit werden könnte: "Porpoising".

Es beschreibt unkontrolliertes Auf- und Abschwingen der Boliden auf den Geraden, das optisch wie die Schwimmbewegungen eines Schweinswals (englisch "porpoise") wirkt.

Ausgelöst wird das Phänomen durch die höhere Bedeutung des "Ground Effects", des durch den Unterboden erzeugten Anpressdrucks, der 2022 durch das neue aerodynamische Konzept wieder höhere Bedeutung in der Formel 1 bekommt.

Wird der Anpressdruck durch hohe Geschwindigkeit zu groß, setzt das Auto auf, wodurch der Abtrieb abrupt abreißt. Es entsteht eine Hüpfbewegung, die den Fahrer durchbeutelt (siehe VIDEO - Text wird unterhalb fortgesetzt).

Wie Turbulenzen im Flugzeug

"Es fühlt sich nicht gut an, ein bisschen wie Turbulenzen in einem Flugzeug. Und es wird einem ein bisschen schlecht", war Ferrari-Pilot Charles Leclerc nicht begeistert von den ersten Eindrücken.

Für Mercedes-Aufsteiger George Russell stehen nach den Eindrücken bei anderen Teams sogar handfeste Sicherheitsprobleme im Raum. "Das muss auf die eine oder andere Weise gelöst werden. Aber es gibt viele intelligente Leute hier, und ich bin mir sicher, dass wir das früher oder später in den Griff bekommen werden."

Es wird ein Spagat zwischen Sicherheit und Performance

Auch die Teams mussten zugeben, nicht mit diesem Ausmaß des Phänomens gerechnet zu haben. "Die meisten haben das Problem unterschätzt", gab Ferrari-Teamchef Mattia Binotto zu.

Alfa Romeo war nach zahlreichen Simulationen auf viele mögliche Auswirkungen der neuen Autos vorbereitet, "Porpoising" war keines davon. "Keines unserer Werkzeuge und keine Simulation gab einen Hinweis darauf. Das war wohl bei allen Teams so", berichtete Jan Mochaux, technischer Direktor.

Binotto bleibt aber beruhigt: "Ich glaube, dass die Lösung des Problems recht einfach sein kann."

Höchstwahrscheinlich liegt sie darin, die Bodenfreiheit der Autos zu erhöhen und die Unterböden zu adaptieren. Das würde wieder zulasten der Performance gehen, wo kein Rennstall zu viel herschenken will. Ein schwieriger Spagat zwischen Sicherheit und Leistung wäre die logische Konsequenz.

Bei McLaren wird davon ausgegangen, dass die Lösungsfindung das erste Drittel der Saison bei allen Teams dominieren könnte. Die Engländer hatten im Vergleich aller Autos am wenigsten mit "Porpoising" zu kämpfen, waren aber gleichzeitig am schnellsten unterwegs. Der nötige Spagat ist also möglich.

Für alle anderen könnte das Problem in Bahrain noch dominierender werden, denn auf der Wüstenstrecke werden höhere Geschwindigkeiten als in Barcelona erzielt.

Auch das neue Gewicht sorgt für Debatten

Daneben kämpfen fast alle Teams auch mit chronischem Übergewicht.

Zwar wurde das Mindestgewicht der Autos mitsamt Fahrer - nicht zuletzt aufgrund der größeren 18-Zoll-Reifen - auf 795 Kilogramm angehoben, mit Ausnahme von Alfa Romeo liegen aber alle Teams klar über dieser Marke.

In den letzten Tagen mehrten sich die Stimmen, die das Mindestgewicht weiter anheben wollen. Mittlerweile sind es sogar acht der zehn Teams, die diesen Vorschlag unterstützen und damit mögliche Vorteile der Konkurrenz in diesem Bereich limitieren wollen. Nur Alfa Romeo und McLaren legen sich quer - Alfa operiert als einziger Rennstall ziemlich genau am Limit.

Ob dem Antrag stattgegeben wird, entscheidet sich erst. Beim Bahrain-Test sind noch die Teams selbst gefordert, Gewichtseinsparungen an ihren Autos zu finden.

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