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FIA-Boss: F1-Kostenbremse muss radikaler werden

Jean Todt sieht in der Krise die Notwendigkeit für noch drastischere Kürzungen:

FIA-Boss: F1-Kostenbremse muss radikaler werden Foto: © getty

Während noch nicht klar ist, wie die Motorsport-Saison 2020 überhaupt aussehen könnte, denkt FIA-Boss Jean Todt schon an die langfristigen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Formel 1.

Das längst bestehende Bemühen, die Kosten für die Königsklasse zu drücken, hat sich in der kommenden Budgetgrenze bereits manifestiert. Für den einstigen Ferrari-Teamchef gehen die Beschränkungen noch nicht weit genug, insbesondere im Angesicht der existentiellen Herausforderungen kleinerer Teams.

Eine Einigung auf 150 Millionen US-Dollar pro Saison soll von den zehn Teams schon erfolgt sein, große Rennställe sträuben sich noch gegen eine weitere Senkung, auf die kleinere Teams weiterhin drängen. So will McLaren die Grenze schon bei 125 Millionen angesetzt sehen. Im Interview mit "Motorsport.com" stimmt Todt diesen Forderungen zu.

"In jeder Krise gibt es nicht nur schlechte Dinge, sondern auch gute. Zu den guten gehört, dass wir die Möglichkeit haben, die Dinge für die Zukunft besser zu machen. Es gibt einige Zahlen, die nicht vernünftig sind, und um die müssen wir uns kümmern", weiß der Franzose.

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Vier Teams weniger wären dramatisch

Seinen Berechnungen zufolge liegen die derzeitigen Budgets für die Teams zwischen 150 und 300 Millionen US-Dollar pro Saison, Kosten für die Motorenentwicklung noch nicht eingerechnet. "Die momentane Situation ist nicht akzeptabel, es ist viel zu viel."

Vor diesem Hintergrund sei der bereits beschlossene Schritt zwar drastisch, aber noch nicht drastisch genug. Das müssten auch die großen Teams einsehen: "Dramatisch wäre es, wenn wir in der Formel 1 zum Beispiel vier Teams verlieren. Ich hoffe wirklich, dass alle das große Gesamtbild im Auge behalten - und nicht nur auf sich selbst schauen."

Er verstehe, dass "kleine, mittelgroße und große Teams unterschiedliche Ansichten" hätten. "Also müssen wir die großen überzeugen, dass der Schritt, der ursprünglich geplant war, nicht groß genug ist. Das ist bereits passiert. Aber der vorgeschlagene Schritt ist noch immer nicht groß genug", befürchtet Todt.

Um die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern, hat die Formel 1 schnell große Schritte beschlossen, etwa die Verschiebung der neuen Regeln auf 2022. Solche Schritte seien das Gebot der Stunde, um alle beteiligten Teams zu ermutigen, dabei zu bleiben.

2020 Rennen mit Fans? Todt glaubt noch daran

Hinsichtlich einer (Rest-)Saison 2020 herrscht beim FIA-Chef das "Prinzip Hoffnung". Der Franzose glaubt noch an Rennen in diesem Jahr mit Anwesenheit von Fans.

"Ich glaube daran. Ich glaube wirklich daran. Und ehrlich gesagt, hoffe ich es. Ich hoffe es und wir brauchen es."

Sollte es im Juli - wenn auch anfangs mit Geisterrennen - wirklich losgehen, wäre immer noch eine umfangreiche Saison möglich. "Ich denke, dass jeder bereit ist, etwas zur Situation beizutragen. Wenn wir einmal wissen, dass wir anfangen können, dann könnten wir durchaus zwei bis drei Grands Prix pro Monat sehen."

Ein straffer Kalender quer durch die zweite Jahreshälfte würde die WM noch retten: "Wenn wir im Juli oder August anfangen und dann bis Dezember machen, dann haben wir fünf oder sechs Monate, multipliziert mit drei, und das ist dann eine Option."

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