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Am 15. August 1971 startete Duell Lauda - Marko

Kuntschik blickt in der "Fastlane" auch auf den 15. August 1971 zurück:

Am 15. August 1971 startete Duell Lauda - Marko Foto: © GEPA

Das Duell Lauda gegen Marko begann heute vor 50 Jahren!

Als Niki Lauda 2013 als Präsident und Zehn-Prozent-Miteigner beim Formel-1-Team Mercedes AMG eintrat, wurde er automatisch zum Rivalen des "Motorsport-Beraters" von Red Bull, Helmut Marko. Die Koexistenz - meistens eine Rivalität - selten einstimmig, kaum Freundschaft, hatte aber schon in den frühen 1970er-Jahren begonnen: Denn vor 50 Jahren, am 15. August 1971, gaben beide im Heim-Grand-Prix von Österreich ihr Formel-1-Debüt. 

Die Agonie, die Jochen Rindts Tod in Monza in der österreichischen Renncommunity und unter den Fans hervorgerufen hatte, wich im Herbst 1970 bald einer entscheidenden Frage: Finden wir einen Nachfolger und wenn ja, wer wird das sein?

Es waren immer die drei selben Namen, die auftauchten: Der Wiener Dieter Quester, ein etablierter Formel-2- und Tourenwagenpilot, der älteste des Trios (damals schon 31); der Grazer Helmut Marko (damals 27 und schon promovierter Jurist), dessen stärkste Auftritte in der stark besetzten Sportwagen-WM auffielen und weniger in den Formelklassen – und der eine persönliche Nähe zum Grazer Kumpel Rindt hatte; und schließlich der "Jungspund" Niki Lauda (21), der bis dahin mehr durch Crashes als durch Siege ins Blickfeld gerückt war. Jeder wusste von den Bemühungen der anderen um ein Cockpit ganz oben, man klapperte oft dieselben potenziellen Geldgeber ab.

Heftiges Tauziehen um die heimischen Sponsoren in der Formel 1

Heftiges Tauziehen um die heimischen Sponsoren in der Formel 1

Im Winter 1970/71 war das Tauziehen um heimische Sponsoren voll im Gang. "Jeder gegen jeden mit allen Tricks", konstatierte einer der wenigen Insider dieser Tage, Helmut Zwickl. Erstes Ziel war ein gutes Formel-2-Cockpit: Quester und Lauda gerieten einander bei March in die Quere, Quester als alter BMW-Mann kam mit Hilfe von Sponsor Günther Hennerici, dem deutschen Wohnwagenkönig, zum Zug und zu Werksmotoren.

Marko setzte auf Lola. Mit dem dritten Gesamtrang (31 Punkte, ein Laufsieg in Jarama) hinter Ronnie Peterson und Carlos Reutemann war Quester eigentlich der prädestiniertere Rindt-Nachfolger; Lauda im March-Ford war mit acht Punkten Zehnter, Marko im Lola-Ford gar nur 20. (ein Zähler).

Lauda hatte da schon gewaltig mit Krediten mangels Sponsoren gepokert. Marko beteuert bis heute, dass er "nie" etwas fürs Rennfahren (selbst) bezahlt hätte.

Aber dann kam der Juni und Le Mans, und mit einem Schlag war der Marathonmann Marko, der beim Triumph nach 5.335 Kilometern im Martini Porsche 917 zwei Drittel der Distanz abgespult hatte (ein Drittel Gijs van Lennep), ein Star. Damit war der Kampf ums Formel-1-Debüt beim Heimrennen am 15. August 1971 in vollem Gang. "Le Mans 1971 war nicht nur ein Meilenstein in meiner Karriere, sondern auch der Durchbruch zur Formel 1", bestätigt Marko heute rückblickend.

344 Tage nach Rindts Unfall debütierten zwei "Nachfolger" in der Königsklasse.

Foto: © GEPA

Marko hatte das Scheingefecht um einen Platz bei John Surtees beendet, als sich nach dem folgenschweren 11. Juli – Pedro Rodriguez verunglückte auf dem Norisring tödlich im Ferrari 512 von "Stumpen-Herbie" Müller – die Chance bei BRM auftat. Lauda konnte die Erste Österreichische Sparkasse und eine Jeansfirma (Levis) überreden, 2000 Pfund (heute mit Inflationsberücksichtigung rund 31.800 Euro) für das March-Cockpit freizugeben.

Quester kommt erst drei Jahre nach Lauda und Marko zum F1-Debüt

Markos BRM-Einsatz soll sich auf 3.000 Pfund (heute 47.700 Euro) belaufen haben, die eine Werbeagentur aufbrachte. Aus der Steiermark kamen läppische 12.000 Schilling Zuschuss für den neuen Lokalmatador. Und Quester blieb übrig, sein F1-Debüt – und gleichzeitig ein One-off – passierte erst drei Jahre später mit John Surtees ebenfalls auf dem Österreichring. "Um 300.000 Schilling war das Cockpit zu haben", gab Quester viele Jahre später zu. Das wären heute rund 67.700 Euro – eine Okkasion!

Als die 22 Piloten am 15. August in den Großen Preis von Österreich starteten, war die WM de facto wegen des großen Vorsprungs von Jackie Stewart schon entschieden. Jo Siffert feierte seinen zweiten und letzten Sieg im BRM, Marko wurde im alten P153 Elfter mit zwei Runden Rückstand (die anderen BRM-Piloten Siffert, Gethin/10. und Ganley/out fuhren den neuen P160).

Lauda kam aus der letzten Startreihe (er hatte seinen besten Motor im Training an den Teamkollegen Peterson abtreten müssen, der Ersatz war ein schlechter Witz) nur 20 Runden weit, dann kollabierte das alte Triebwerk.    

In Monza schied Marko nach drei Runden aus, wieder gewann BRM – im Fotofinish durch Peter Gethin. Lauda kam als 13. ins Ziel. In den abschließenden Übersee-Rennen war Lauda nicht dabei, Marko wurde in Mosport Zwölfter und konnte in Watkins Glen (13.) erstmals den P160 fahren.

Für 1972 sicherten sich beide ihre Cockpits: Lauda weiter bei March mit einem Kombi-Programm mit F2 und dem Teamkollegen Peterson, Marko bei BRM.

Der Grazer kam nur bis Clermont-Ferrand, als der Stein im Visier seine Karriere als Fahrer am 2. Juli 1972 zunichtemachte, mit einem Vor-Vertrag bei Ferrari in Griffweite. Lauda wurde 171 Grands Prix alt und gewann drei WM-Titel.

Man kann auch sagen, Marko holte als Quasi-Teamchef bei Red Bull vier WM-Titel (2010-13) "nach", und Lauda tat dies als "Chairman" bei Mercedes AMG noch sechs Mal (2014 bis 2019). 2019 freilich posthum. Wie einst Jochen Rindt.   

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