Als Benefiz-Organisation ist die "Schlangengrube Formel 1" je nicht unbedingt bekannt. Und dennoch gibt es manchmal sehr humanistische Ansätze. Wie jetzt durch das Mondseer Unternehmen BWT, in dessen Areal Montag der neue Racing-Point-Bolide für die am 15. März in Melbourne beginnende Saison vorgestellt wurde (HIER nachlesen>>>).
Denn BWT-Gründer und -Chef Andreas Weißenbacher setzt nicht nur auf gesundes, magnesiumhaltiges Wasser, sondern auch auf Hilfe für jene, die kaum Zugang zu reinem Wasser haben. Und so wird sein Unternehmen für jeden Punktrang von Sergio Perez (Vertrag mit Racing Point um drei Jahre verlängert) und Lance Stroll in der kommenden Saison einen Brunnen in Gambia bauen.
Mehr als die Brunnen-Initiative in Afrika wird BWT aber die Formel 1 kosten. Was erst am Tag der Teamvorstellung in Mondsee offiziell wurde, traf die Verantwortlichen beim Team und BWT (Best Water Technology) nicht mehr überraschend: Der bisherige Hauptsponsor SportPesa zieht sich zurück - weil das Wettunternehmen die Lizenz in der Heimat Kenia und anderen Ländern verlor.
Im Racing-Point-Budget für 2020 klaffte damit eine Lücke von rund 27 Millionen Euro – die nun das österreichische Unternehmen in der neuen Rolle des Titelsponsors ausgleichen wird. SportPesa musste übrigens auch die Partnerschaft mit dem Premier League-Team FC Everton aufgeben.
"Wir sind noch in Gesprächen über eine verkleinerte Rolle bei uns", erklärte Teamchef Otmar Szafnauer zum Fall SportPesa. Doch da wird sich so schnell wohl nichts mehr ergeben.
BWT-Chef Andreas Weißenbacher, vor vier Jahren in die DTM und später in die Formel 1 gekommen, gestand: "Unser Investment ins Team stieg prozentual höher als das Budget von Racing Point." Damit zahlen die Österreicher wohl an die 30 Millionen Euro ein, zumindest im Jahr vor der Umbenennung in "Aston Martin F1 Team". Das Ende der Zusammenarbeit mit SportPesa hätten sowohl Szafnauer als auch Weißenbacher "schon länger" gewusst.
Damit kann sich BWT Racing Point nun auf das große Saisonziel konzentrieren: "Die Besten im Mittelfeld zu sein", wie Szafnauer präzisierte. Der McLaren, AlphaTauri und Renault dabei als Hauptgegner erwartet.
Seitenhieb auf Grosjean
Dafür haben die Briten mit dem kanadischen Hauptinvestor Lawrence Stroll, Vater von Fahrer Lance, auch ordentlich aufgerüstet: Von im Vorjahr 400 auf derzeit 465 Mitarbeiter, die noch mehr werden: "Wenn alle ausgeschriebenen Jobs besetzt sind, sind wir 495", bestätigt der Teamchef.
Die eigene Herstellung von Teilen kann um zehn Prozent angehoben werden. Szafnauer: "Wir haben in allen Belangen bessere Ressourcen: In der Infrastruktur, in der Entwicklung, in der Fabrikation." Der Optimismus regiert also auch in diesem Team vor Testbeginn am Mittwoch auf dem Circuit de Catalunya.
Jetzt brauchen nur noch Perez und Stroll junior ordentlich Gas geben. Szafnauer mit Humor: "Wir haben das Potenzial, in jedem Rennen beide Fahrer in die Punkte zu bringen." Nachsatz: "Wenn sie die erste Runde überstehen. Mann weiß ja nicht, was da passiert. Denn Romain Grosjean (crashanfälliger Pilot bei Haas) fährt immer noch F1."
Und wenn diese Punktränge gelingen, freuen sich eben Menschen in Gambia.