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Chaotische Regenrennen: 10 höchst nasse Formel1-GP

Ein Rückblick auf zehn höchst nasse Formel-1-Rennen:

Chaotische Regenrennen: 10 höchst nasse Formel1-GP

Ein Taifun bringt das Programm des Grand Prix von Japan - wieder einmal - durcheinander.

Ereignisse des Samstags wurden gestrichen, auch Sonntag könnte es Beeinträchtigungen geben, wenn das Qualifying um 3:00 Uhr europäischer Zeit unmittelbar vor dem Rennen (7:10 MEZ, im LIVE-Ticker) nachgeholt wird. Alle Infos >>>

Heftiger Regen und Sturm kann einem möglicherweise "faden" Rennen die Würze geben – oder Chaos verursachen. Ein Rückblick auf zehn höchst nasse Formel-1-Rennen - ohne Wertung oder Anspruch auf Vollständigkeit – in zeitlicher Chronologie:

GP von Belgien, 1963 (Spa-Francorchamps)

Bei Regen und diesiger Sicht war Jim Clark König in den Ardennen: Von Startplatz acht noch in Runde eins zur Spitze, dahinter wechselten einander die Verfolger ständig ab, niemand gefährdete den Lotus-Star – der am Ende fast fünf Minuten (!) vor Bruce McLaren (Cooper) ins Ziel kam. Dan Gurney (Brabham, 3.) und Richie Ginther (BRM, 4.) wurden einmal, die weiteren Fahrer mindestens zwei Mal überrundet. 

GP von Deutschland, 1968 (Nürburging)

Die Fortsetzung einer fast unglaublichen Serie: Das fünfte Rennen in Folge mit Regen – aber nirgendwo so dramatisch wie in der "Grünen Hölle". Training, Qualifikation und Rennen fanden im fast strömenden Regen statt. Jacky Ickx holte die "Pole" mit fast zehn Sekunden (!) Vorsprung auf Ferrari-Kollege Chris Amon. Doch der Held des Rennens war Jackie Stewart (Matra-Cosworth): Vom sechsten Startplatz weg übernahm der Schotte noch in Runde eins die Führung und hatte nach 14 Umläufen oder 2:19 Stunden über vier Minuten (!) Vorsprung auf Graham Hill (Lotus), der wiederum "nur" sechs Sekunden vor Jochen Rindt (Brabham-Repco) das Ziel erreichte. Viele meinen: Es war Stewarts bestes Rennen überhaupt.

GP von Monaco, 1972

Regen am Samstag und Sonntag – das wünscht sich in Monaco niemand. Außer vielleicht Jean-Pierre Beltoise. Dem Außenseiter gelang im Nassen ein Traumstart von Position vier auf eins, die er über die 80 Runden behielt. Es war der einzige GP-Sieg des französischen BRM-Piloten, noch vor den Favoriten Ickx, Fittipaldi und Stewart. Helmut Marko schaffte im Vorjahres-BRM Platz acht mit drei Runden Rückstand, Niki Lauda wurde im March als 16. sechs Mal überrundet.

GP von Japan, 1976 (Fuji)

Ein Rennen für die Geschichte – des Rennsports und der Filmbranche ("Rush"). Der vom Nürburgring-Unfall gezeichnete Niki Lauda (Ferrari) gab im strömenden Regen das Rennen in Runde zwei auf und verlor damit die WM noch an James Hunt (McLaren). Noch vor Lauda hatte Larry Perkins nach einer Runde genug, nach dem Wiener stiegen auch Carlos Pace und Emerson Fittipaldi freiwillig aus ihren Boliden. Hunt sah lang wie der Sieger aus, musste bei auftrocknender Strecke in die Box, holte wieder auf und wurde Dritter – Platz vier hätte genügt. Mario Andretti (Lotus) überrundete das gesamte Feld und gewann.

GP von Monaco, 1984

Nach diesem Rennen (dessen Start wegen der Bedingungen schon um 45 Minuten verschoben worden war) wussten alle: Ein neuer Star ist da. Ayrton Senna fuhr im unterlegenen Toleman-Hart von Platz 13 auf zwei, übernahm sogar die Führung, doch in dieser 31. Runde wurde abgebrochen und das Rennen mit halben Punkten mit dem Stand des vorhergegangenen Durchlaufs gewertet – womit Alain Prost (McLaren) siegte. Neben Senna schrieb der junge Deutsche Stefan Bellof die Geschichte des Tages, der im Saugmotor-Tyrrell vom letzten Platz auf Rang drei vorfuhr – und diesen am Saisonende durch den WM-Ausschluss von Tyrrell wieder verlor.

GP von Europa, 1993 (Donington Park)

Ayrton Senna in einer Klasse für sich: Im McLaren mit Cosworth-Kundenmotor von Platz fünf am Start noch in Runde eins zur Führung, als Karl Wendlinger (Sauber) kurz Dritter war, aber bald nach einer Kollision ausfiel. Senna war auch bei auftrocknender Strecke nie gefährdet und siegte mit 1:25 Minuten Vorsprung auf Damon Hill im Williams.

GP von Belgien, 1998 (Spa-Francorchamps)

Start im Regen und Chaos keine zehn Sekunden später, nachdem David Coulthard (McLaren) nach La Source in die Leitplanken geflogen war. In die folgende Massenkarambolage – ohne Verletzte – waren insgesamt 13 Wagen involviert. Auch nach dem Neustart (nur noch 15 von 22 Fahrern dabei, auch Alex Wurz im Benetton konnte nur zuschauen) ging es nicht ohne Unfälle weiter, und am Ende waren die Favoriten chancenlos, während Jordan mit Damon Hill und Ralf Schumacher einen Doppelsieg feierte.

GP von Brasilien, 2003 (Interlagos Sao Paulo)

Chaos pur vom Start hinter dem Safety Car bis zum Abbruch – und danach. Zahlreiche Unfälle bei monsunartigem Regen, völlig ungeeignete Reifen – schließlich lösten Mark Webbers Unfall im Jaguar und der folgende Crash von Fernando Alonso (Renault) schon bei Safety-Car-Phase den Abbruch nach Runde 55 aus. Räikkönen (McLaren) wurde vor Fisichella (Jordan) zum Sieger erklärt, weil er nach 53 Runden geführt hatte. Tatsächlich erfolgte der Abbruch in Runde 56, zu werten war daher der Stand von Runde 54, als der Italiener voran lag – das entschied die FIA aber erst nach Jordan-Protest Tage später, die Siegerehrung wurde beim folgenden Rennen in Imola "richtiggestellt".

GP von Italien, 2008 (Monza)

Monza im Regen ist eigentlich die Höchststrafe. Und dass da ein "Rookie" aus einem Nachzüglerteam gewinnen könnte, war bis 2008 unvorstellbar. Bis Sebastian Vettel, damals 21, im Toro Rosso kam, die Pole holte und einen Start-Ziel-Sieg feierte – der damals jüngste GP-Sieger der Geschichte. Es blieb bis heute der einzige volle Erfolg von Toro Rosso (ex-Minardi), während Vettel noch einige weitere samt vier WM-Titeln folgen ließ.

GP von Kanada, 2011 (Montreal)

4:04:39 Stunden dauerte das Rennen nach zahlreichen Safety-Car-Phasen und mehrmaligen Unterbrechungen – ein F1-Rekord. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers Jenson Button (McLaren) betrug nur 74,8 km/h – und der hatte sechs Mal (!) die Boxenstraße durchfahren. Fünf Safety-Car-Phasen dauerten insgesamt 30 Runden. Und Button, der in der Schlussrunde Vettel (Red Bull) in einen Dreher zwang und auf Rang zwei verwies, war nach Halbzeit des Rennens noch Letzter gewesen.

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