Sagen wir es, wie es ist: Nach der rauschenden Titelfeier von Hamilton in Austin und dem "besten Grand Prix aller Zeiten" in Mexiko (Zitat Niki Lauda) kehrte in Brasilien wieder die Fadesse in die Formel 1 zurück.
"Es war ein ziemlich langweiliges Rennen", brachte es Kimi Räikkönen auf den Punkt. Kein Wunder, wieder einmal machten sich Nico Rosberg, Lewis Hamilton und Sebsatian Vettel die Podestplätze aus, der Rest des Feldes hielt brav eine Runde Abstand.
Ein kleines bisschen Hoffnung gibt es aber dennoch: Sonnenanbeter Fernando Alonso und ein unzufriedener Sebastian Vettel retteten das Wochenende.
Warum dennoch alle Superhelden sind, lest ihr im Flashback:
- HOT AND NOT
HOT: Nico Rosberg
Wer hätte das gedacht? Vor drei Wochen schien Nico Rosberg nach seinem rennentscheidenden Fehler beim GP in Austin, mit dem er seinem Teamkollegen Lewis Hamilton vorzeitig den WM-Titel bescherte, am Boden zu liegen wie ein angezählter Boxer. Seit diesem Rückschlag präsentiert sich der Deutsche aber in Topform. In Brasilien erlebte er ein nahezu perfektes Wochenende: Im Qualifying holte sich der Mercedes seine fünfte Pole in Serie, dieser folge der zweite Rennsieg vor Hamilton en suite. Als Belohnung dafür darf sich Rosberg nun zum zweiten Mal in Serie Vize-Weltmeister nennen. "Eine Erklärung, warum ich jetzt so stark bin habe ich nicht", sagt der 30-Jährige, "aber ich will es weiterführen". Eine Chance hat er dazu in dieser Saison noch...
NOT: Der Rest des Feldes
Mercedes und Ferrari - und dann lange nichts. Die Silberpfeile dominierten in Brasilien ganz klar, einzig Ferrari konnte annähernd mit Rosberg und Hamilton mithalten. Sebastian Vettel fühlte sich dennoch "wie im Niemandsland", denn nur die ersten vier Autos kamen in derselben Runde ins Ziel. Selbst Williams, das sich in dieser Saison immer wieder mit der Scuderia matchte, wurde überrundet. Der fünftplatzierte Bottas wurde zwei Runden vor Rennende von Motorenpartner Mercedes und den beiden Ferraris eingeholt.
- NEWCOMER-CHECK:
Max Verstappen erregte beinahe als einziger Fahrer am Sonntag während des Rennes Aufsehen. Dies gelang dem 18-Jährigen, indem er einige erfrischende Manöver zeigte - vor allem beim Überholen von Sergio Perez in der Senna-S-Kurve. "Das war die einzige Überholmöglichkeit", so der Toro-Rosso-Pilot, der mit Rang neun das "Maximum" herausholte.
Für den Brasilianer Felipe Nasr wurde mit seinem ersten Auftritt vor heimischem Publikum ein Kindheitstraum aus Kart-Zeiten wahr. Am Ende reichte es mit Rang 13 für den 23-Jährigen jedoch nicht für die Punkteränge, doch der Sauber-Pilot hat sowieso größere Pläne. Er möchte bald in einem konkurrenzfähigerem Boliden sitzen und um Siege mitfahren, denn er weiß: "Ich werde kein Rennen mit einem Sauber-Boliden gewinnen".
"Wow, das war ein echt hartes Rennen", musste Alexander Rossi nach dem Brasilien-GP zugeben. Für den US-Amerikaner, der dieses Mal nicht über den 18. - und damit letzten Rang - hinaus kam, war es heuer der letzte Aufritt in der Königsklasse. Er kehrt in die GP2 zurück und bestreitet dort die Rennen in Bahrain und Abu Dhabi, seinen Platz im Manor-Cockpit übernimmt wieder Roberto Merhi.
Kein gutes Wochenende war es für Carlos Sainz, dessen eigener Feststellung auf Twitter nichts hinzuzufügen ist: "Es gibt nicht viel zu sagen. Ich habe nicht einmal eine einzige Runde beenden können".
- TEAMCHECK: Ferrari
Sebastian Vettel | Kimi Räikkönen | ||
---|---|---|---|
Endplatzierung | 3 | 4 | |
Rückstand auf 1. | +0:14.244 | +0:47.543 | |
Topspeed Start/Ziel | 340,1 km/h (4.) | 340,0 km/h (5.) | |
Schnellste Runde | 1:15.046 (3.) | 1:15.416 (4.) | |
Reifenstrategie (Runden) | Soft (13), Medium (19), Soft (15), Medium (24) | Soft (12), Medium (34), Medium (25) |
- SHOW-EINLAGE DER WOCHE: Sonnenanbeter Alonso
Interlagos, 14.11.2015: Fernando Alonso scheidet im Qualifying nach zwei Runden mit einem Motorschaden aus und wird damit zum Star im Internet. Der McLaren-Honda-Pilot trat nach seinem Aus aber nicht etwa den Rückweg in Box an, sondern machte es sich erstmal in einem Campingstuhl am Streckenrand bequem. "Ich dachte, ich lege mich noch eine halbe Stunde in die Sonne, dann wird es vielleicht besser", erklärte der Spanier mit einem Schmunzeln. Wer kann es ihm bei dieser Seuchensaison übel nehmen...
Im Internet wurde Alonsos Sonnenbad zum Hit. Wir haben die lustigsten Bilder aus dem Netz:
- ZITAT DER WOCHE: Sebastian Vettel
"Die Aussichten auf dem Grid waren nicht so gut. Ich hatte einen Kerl."
Der Deutsche war von den Grid-Boys nicht sehr angetan.
- TWEET DER WOCHE: Grosjean zeigt Flagge
"Sehr glücklich mit meinem Rennen und vor allem stolz, alles für mein Land gegeben zu haben. Frankreich, Paris, ich liebe dich...", twitterte Romain Grosjean nach seinem achten Platz in Brasilien. Für den Franzosen war es nach den Terror-Anschlägen in seiner Heimat ein besonders schweres Wochenende. Der 29-Jährige solidarisierte sich wie der Rest des Formel-1-Trosses mit den Opfern der Angriffe und trug eine Armbinde in den Farben der französischen Flagge. "In Brasilien denken wir an euch in Paris", so seine Botschaft.
Du Brésil on pense à vous, à #Paris ... Vite la paix.
#PrayersForParis pic.twitter.com/qtffxAN0Wa
— Romain Grosjean (@RGrosjean) 14. November 2015
ZAHLENSPIELEREIEN:
10 -Rosberg ist der erste Fahrer seit zehn Jahren, der zweimal hintereinander in Brasilien gewinnen konnte. Juan-Pablo Montoya schaffte dies 2014/2015 ebenfalls.
3 - Williams sicherte sich Rang drei in der Konstrukteurs-WM und verteidigte damit den Platz aus dem Vorjahr.
9 - Weltmeister Lewis Hamilton konnte auch bei seinem neunten Antreten in Interlagos nicht gewinnen.
184 - Der GP von Brasilien war Rosbergs 184. Formel-1-Rennen, womit nur noch ein deutscher Fahrer in punkto GP-Starts vor ihm liegt: Michael Schumacher trat 306 Mal in der Königsklasse an.
5 - Force India sicherte Rang fünf in der Team-Wertung - und damit das beste Ergebnis in der Geschichte des indischen Rennstalls - ab.
13 - Für Rosberg war es der 13. Karriere-Erfolg. Damit zog er mit dem zweifachen Weltmeister Alberto Ascari und David Coulthard gleich.
6 - Max Verstappen landete mit Platz neun zum sechsten Mal in Folge in den Punkterängen. Das ist die längste Serie in der Geschichte von Toro Rosso, er bricht damit den Rekord von Sebastian Vettel.
137 - Grad heiß war Felipe Massas rechter Hinterreifen vor dem Start. Erlaubt sind maximal 110 Grad, weshalb der Williams-Pilot im Nachhinein disqualifiziert wurde. "27 Grad zu viel? Keine Ahnung, das glaube ich nicht", war nicht nur der Brasilianer überrascht.
Daniela Kulovits / Henriette Werner