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Welcome to Australia? Hart, aber herzlich

Kolumnist Gerhard Kuntschik teilt seine Erfahrungen mit der Australien-Einreise:

Welcome to Australia? Hart, aber herzlich Foto: © Unsplash/getty

Es war in den ersten 2000er-Jahren, als mein schwedischer Kollege Sven, der am Formel-1-Wochenende im gleichen Hotel in Melbourne nächtigte wie ich, beim Frühstück bemerkte: "Nochmal Glück gehabt. Fast hätte ich nicht einreisen dürfen."

Oha, was war passiert? Sven, der neben der Formel 1 auch die IndyCar-Serie (wegen seines Landsmannes Stefan Johansson, eines Ex-F1-Piloten) begleitete, erzählte freimütig: Letzten Oktober, als er aus Surfers Paradise vom Gold Coast Indy 300 berichtete, hatte er ein Ticket für Falschparken bekommen. Und im nächsten Mülleimer entsorgt. Als er fünf Monate später auf dem Tullamarine-Airport von Melbourne einreisen wollte, lächelte ihn der Beamte an: "Mr. B., da ist noch eine Kleinigkeit eines 50-Dollar-Tickets offen. Wollen Sie gleich begleichen oder zurück nach Stockholm fliegen?"

Sven durfte zahlen, sogar ohne Zinsen.

Man kann nicht behaupten, Australier hätten kein detailliertes Erinnerungsvermögen. Oder eben die Computer der Einreisebehörde.

Ein Formular mit 15 Seiten

Seit Jahren brauchen Journalisten, die wegen ihres Jobs nach Australien kommen, ein "Temporary work visa", für Medien die "subclass 400". Das gilt dann drei Monate ab erster Einreise für mehrfache Einreise. Ein solches Visum musste wohl auch Novak Djokovic beantragt haben (oder sein Management, er selbst wird sich wohl nicht die Mühe gemacht haben – eine Vermutung).

Der Antrag kann online und sollte rechtzeitig, einige Wochen vor geplanter Einreise, gestellt werden.

Das Ausfüllen von ca. 15 Seiten mit mehreren Untergruppen dauert – wenn man schon Routine hat – zwischen einer Stunde und 90 Minuten. Und man sollte alle möglichen Dokumente bereithalten.

Ein Visum, kein Problem - kein Visum, ein Problem

Es klappte bei meinen 20+ Einreisen zum F1-Grand Prix eigentlich fast immer problemlos. Außer 2019. Da musste der Antrag, der zum nächstgelegenen australischen Generalkonsulat zu schicken war, nicht mehr nach Wien (Einsparung?), sondern nach Berlin gehen. Doch dort klappte irgendetwas nicht – fühlte man sich nicht zuständig, wusste man nichts, hat man es einfach übersehen? Jedenfalls war mein Antrag auch sechs Wochen nach Einreichen noch nicht behandelt.

Ich saß mittlerweile auf dem Airport in Hongkong auf Nadeln. Zum Glück drei Stunden vor Abflug. "Kein Visum, kein Boarding", sagte der Airline-Mitarbeiter am Check-in emotionslos. Zum Glück war da sehr schnell ein für diese Fälle abgestellter Beamter der australischen Behörden vor Ort, der sich meiner Sache annahm. Einige Telefonate zwischen Canberra und Berlin, und eine Stunde vor Abflug bekam ich noch mein Visum elektronisch ausgestellt. Eine Zitterpartie. Aber nur einmal.

Ist das Visum in Ordnung, ist die Einreise völlig problemlos. Australier sind grundsätzlich freundlich, auch Immi Officers.

Das alles war vor Covid-19.

In diesen Tagen aber dürfte sich jeder Spaß aufhören.

Das sollte jetzt auch Herr Djokovic wissen.

Und es wird interessant, wenn die Formel 1 im April einen neuen Versuch macht, in Melbourne zu fahren. 2020 war der GP von Australien am Freitag um 10 Uhr nach einem positiven Test eines McLaren-Mitarbeiters abgesagt worden, als Tausende vor den Toren zum Albert Park warteten. 2021 war der GP überhaupt gestrichen worden.

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