news

30 Jahre Sauber in Formel 1: Immer starker Österreich-Bezug

Die Schweizer haben in der Formel 1 schon viele Gesichter gezeigt, auch die Zukunft mit Audi wird spannend. Wie Peter Saubers Rennstall den Weg in die F1 fand.

30 Jahre Sauber in Formel 1: Immer starker Österreich-Bezug Foto: © getty

Auch wenn die Mannschaft heuer als "Alfa Romeo F1 Team Stake" antritt, verbirgt sich dahinter ein Traditionsrennstall: Sauber aus Hinwil (wo ja weiterhin die Zentrale beheimatet ist).

Am 14. März ist es 30 Jahre her, dass Gründer Peter Sauber das Abenteuer Formel 1 begann, in dem in 545 WM-Rennen ein Sieg (Robert Kubica 2008 in Montréal, als der Eigentümer BMW war), eine Pole Position (ebenfalls Kubica 2008 in Bahrain) sowie als beste WM-Platzierung Rang zwei (2007) gelangen.

Die Eigentümer wechselten öfters: Anfangs Peter Sauber, dann der Gründer gemeinsam mit Dietrich Mateschitz (1995-2004), danach BMW (ab 2005), dann wieder Sauber (2009, später mit Monisha Kaltenborn) und schließlich die Finanzgruppe Longbow (seit 2016). Und seit Jänner gehören 25 Prozent des F1-Teams bereits der Audi AG, die offiziell 2026 in die Formel 1 einsteigen wird.

Start mit Mercedes im Rücken

Peter Sauber hat viel erlebt: Zuerst in über 20 Jahren in Sportwagenrennen mit dem Höhepunkt des Sieges in den 24 Stunden von Le Mans 1989 bereits als Partner von Mercedes.

Doch mit den Youngsters aus der Mercedes-Nachwuchsförderung (Michael Schumacher, Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen) zeichnete sich der Einstieg in die Formel 1 immer mehr ab.

Sauber erinnert sich: "In die F1 einzusteigen, war eine fortlaufende Entwicklung. Grundsätzlich wollten die Verantwortlichen bei Mercedes damals so wie wir in die F1, das war für alle klar, auch wenn nicht darüber offen gesprochen wurde. Als Norbert Haug statt Jochen Neerpasch als Sportleiter kam, ist es sehr rasch gegangen."

Im Grand Prix von Südafrika 1993 gab es im F1-Debüt gleich Punkte, als J.J. Lehto in Kyalami Fünfter wurde. Das Neulingsteam wurde am Saisonende Siebenter (von 13) mit zwölf Zählern, die es damals ja nur für die ersten Sechs gab (Karl Wendlinger sieben, Lehto fünf).

Da waren etliche Österreicher im Team, neben Wendlinger Walter Totschnig, Robert Weitgasser, Franz Pucher und Christian Kargl. 1997 kam die Physio-Legende Josef "Joe" Leberer hinzu, der noch heute als 63-Jähriger beim Team ist – ein Urgestein im F1-Fahrerlager.

Red Bull kommt und bleibt zehn Jahre an Bord

Die Anfänge mit Mercedes...
Foto: © getty

Das Folgejahr wurde schwierig, nicht nur, weil der Tiroler in Monaco schwer verunglückte und 19 Tage im Koma lag, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Mercedes und einem nicht zuverlässigen Sponsor. Sauber hatte in Hinwil die Fabrik unter dem Aspekt einer längerfristigen Partnerschaft mit Mercedes erneuert. Mit Ilmor war ein Motorenpartner da, der nicht von allen bei Mercedes goutiert wurde.

Als klar war, dass Mercedes ab 1995 zu McLaren wechseln würde, musste Sauber Geldgeber und Motor finden. Durch die Vermittlung des schon mit Red Bull verbundenen Wendlinger und des Wiener Journalisten Helmut Zwickl kam Peter Sauber mit Dietrich Mateschitz ins Gespräch und schnell zu einer Übereinkunft. "Red Bull Sauber" sollte zehn Jahre bestehen.

Als Motorenpartner war Ford frei geworden, da Benetton ab 1995 Renault-Triebwerke bekam. Als Ford ausstieg, konnte Sauber mit Unterstützung des Liechtensteiner Investors Fritz Kaiser Petronas als Sponsor gewinnen, wodurch Ferrari-Motoren möglich wurden.

Sauber sagt noch heute: "Mit Red Bull und Petronas hatten wir zwei der größten Sponsoren der Formel 1." Red Bull hatte schon 2001 und 2002 mit Arrows (für den protegierten Junior Enrique Bernoldi) und 2004 mit Jaguar (für Christian Klien) jeweils ein zweites Team unterstützt.

Nach BMW-Aus "back to the roots" und dann an einen Unternehmer

...die Zukunft mit Audi. Dazwischen: unter anderem Red Bull, BMW und Alfa Romeo.
Foto: © getty

Nach den zehn Red-Bull-Jahren verkaufte Peter Sauber sein Team an BMW und erwarb es nach dem abrupten Ausstieg der Bayern wieder zurück (2009) – "das war ein finanzieller Kraftakt".

2016 gingen die Anteile von Sauber und seiner Geschäftsführerin und zuletzt Teamchefin, der Wienerin Monisha Kaltenborn, an Unternehmer Finn Rausing und die Longbow-Gruppe über – für Peter Sauber "ein Glücksfall". Den Einstieg von Audi sieht der 79-Jährige "als sehr positiv".

Zu Kaltenborn hat Sauber noch sporadisch Kontakt. Über das Verhältnis zu Mateschitz in den vergangenen Jahren sagt der Schweizer: "Ich gratulierte ihm immer zum Geburtstag. Wenn wir einander begegneten, meistens in Barcelona, war es immer herzlich. Wenn es gut lief für Red Bull, schickte ich ihm ein SMS. Nach Abu Dhabi 2021, als Verstappen die WM gewann, hatten wir ein sehr gutes Telefongespräch, mein letztes mit ihm."

Und dann kam Audi

Den Einstieg von Audi sieht der 79-Jährige "als sehr positiv". Wie das Sauber-Team nach dieser Saison, wenn der Alfa-Romeo-Marketingauftritt endet, 2024 und 2025 auftreten wird, ist offen, vermutlich vorerst weiter noch mit Ferrari-Motoren.

Der Übergang wird der Hauptjob des von McLaren (vorher Porsche, BMW) gekommenen Topmanagers Andreas Seidl als CEO der Gruppe sein. Audi wird seinen 25-Prozent-Anteil sukzessive auf mindestens 75 Prozent steigern.

Bereits jetzt arbeiten 280 teils auch neu akquirierte Mitarbeiter in der eigenen F1-Tochterfirma von Audi Sport (Audi Formula Racing GmbH) in Neuburg an der Donau am künftigen Antrieb.

Unter der Leitung des Melbourners Adam Baker (48), der genügend Rennsporterfahrung mitbringt: Der mittlerweile deutsche Staatsbürger werkte für Holden in seiner Heimat, für Infiniti bei den US-IndyCars (da hatte er u.a. mit dem Team Red Bull Cheever zu tun), bei Cosworth in der F1 (für Arrows, Jordan, Jaguar und Minardi), wechselte dann zu BMW-Williams und dann BMW-Sauber, danach verantwortete er bei BMW den Antrieb der Superbikes, später die gesamte BMW-Rennmotorenentwicklung auf vier Rädern. Von 2018 bis 2021 war Baker Sicherheitsdirektor der FIA. Seither erarbeitete er Audis Gesamtkonzept für den F1-Einstieg.

Baker berichtet an Technikvorstand Oliver Hoffmann. Der "spionierte" in Bahrain persönlich. Selbstredend wird er bei weiteren ausgesuchten Rennen vor Ort sein.

LAOLA1 TV

zum TV-Programm

Kommentare