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Formel E: Die bessere Show als die Formel 1?

Einen Titelkampf wie in der Elektro-Serie kann man sich in der "Königsklasse" nur wünschen.

Formel E: Die bessere Show als die Formel 1? Foto: © getty

Über Vergleiche zwischen der Hybrid-Formel 1 und der BEV-Formel E wurde schon viel diskutiert. Eine oft zitierte Meinung ist die von Gerhard Berger: "Die Formel 1 ist Sport, die Formel E Entertainment."

Nun, auch in der Formel 1 hört man seit der Übernahme der Promotor-Aufgabe und der kommerziellen Verantwortung durch Liberty Media, "die Show muss verbessert werden". Was man wie zuletzt gesehen mit einem Umkrempeln der Qualifikation (Freitag-Aufwertung, Samstag Sprint-Quali) präsentiert bekam – und ziemlich konträre Meinungen des p.t. Publikums hervorrief.

Parität durch Quali-Modus

Doch das Herumdoktern am Qualifying der F1 ist eigentlich nichts gegen die künstlich erzeugte Ausgeglichenheit der Formel E. Das beginnt mit der Qualifikation in vier Sechsergruppen und limitierter Zeit auf der Strecke.

Die ersten Sechs des WM-Stands müssen zuerst auf die Piste, die sechs Schlechtesten als Letzte – was den "Underdogs" bei besseren Streckenverhältnissen (mehr Abrieb) normal bessere Zeiten ermöglicht. Und die sechs Schnellsten kämpfen dann in der "Super Pole" um die ersten sechs Plätze auf dem Grid. Wer also in der Meisterschaft vorn ist, wird "bestraft".

Damit wird es spannender und ausgeglichener, doch warum Leistung bestraft wird, ist eigentlich schwer zu argumentieren. Und schließlich gibt es im Rennen mit zwei Mal verpflichtenden Nutzens der Leistungssteigerung (Attack Mode) sowie dem Eingriff von außen (Fan Boost) weitere Methoden für eigene Strategie bzw. Nutzen von Gunst.

Und weil nach Safety-Car-Phasen der Rennleiter die Batteriereserven reduzieren kann, kann es zu Nonsense-Situation wie in Valencia kommen, wo fast das ganze Feld vor dem Ziel ohne Leistung (leere Akkus) ausrollte. Man stelle sich vor, bei der Formel 1 wird nach Neutralisation Sprit abgezapft…

McNish führt Regelwerk ad absurdum

Und wenn dann noch der gefinkelte Audi Teamchef Allan McNish, ein Ex-F1-Pilot und Le-Mans-Held, in einer Neutralisation wie im zweiten Rennen auf dem Londoner Indoor-Outdoor-Mickey-Mouse-Kurs in die Trickkiste greift, seinen achtplatzierten Star Lucas di Grassi zu einem vorgeblichen Boxenstopp beordert, der dann nicht stattfindet, und der Brasilianer mit 50 km/h-Limit in der Boxenstraße schneller als das vom Safety-Car-Mini angeführte Feld ist, dann kommt er als Führender plötzlich auf die Strecke zurück.

Und wie war das mit Überholverbot unter Gelb? Die FIA musste wieder einmal einräumen, ein "Loch im Reglement schließen zu müssen". Als wäre Letzteres nicht ohnedies schon komplex genug. Renndirektor Frédéric Bertrand: "Wir werden sicherstellen, dass es solche Grauzonen nicht mehr gibt."

Auf jeden Fall ging McNish’s Trick nicht auf, der als Erster ins Ziel fahrende di Grassi erhielt eine Durchfahrtsstrafe, absolvierte die nicht und wurde disqualifiziert.

Aber die Formel E sorgte für Diskussionsstoff.

Zweikampf vs. offenes Titelrennen

In der Formel 1 heißt die Titelfrage heuer mehr denn je Hamilton oder Verstappen, Mercedes oder Red Bull. Der Rest fährt um die Ehre. Und die Formel E, die nur noch zwei Rennen in Berlin in Saison sieben (14./15. August, Tempelhof) zu absolvieren hat?

Wir halten nach 13 der 15 Rennen bei zehn verschiedenen Siegern (von 25 Fahrern bisher) aus sieben der zwölf Teams. Mit dem Berliner Doppel können gut und gern noch zwölf Fahrer Weltmeister werden die zwischen 95 und 68 Punkte haben: de Vries (Mercedes), Frijns (Virgin), Bird (Jaguar), Dennis (BMW), Titelverteidiger da Costa (Techeetah), Lynn (Mahindra), Cassidy (Virgin), Evans (Jaguar), Mortara (Venturi), Rast (Audi), Wehrlein (Porsche) und Vergne (Techeetah).

Und auch bei den Teams dürfen noch mindestens sechs (Virgin, Mercedes, Jaguar, Techeetah, BMW, Audi) Titelhoffnungen nach Berlin tragen. So ein Finale wäre auch einmal der Formel 1 zu wünschen.

Wobei der London-Sieger vom Sonntag, der Brite Alex Lynn, der Pérez der Formel E sein könnte: Von Mahindra bereits informiert, dass er für Saison acht nicht weiterverpflichtet wird, gewinnt er für die Inder das erste FE-Rennen! Dilbagh Gill und seine Crew flippten völlig aus. Aber Lynn darf schauen, wo er bleibt. Fortune wie bei Sergio Pérez (von Racing Point nach erstem Sieg zu Red Bull) scheint unwahrscheinlich.

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