Der Weltcup-Winter ist Geschichte. Die Alpinen verabschieden sich nach dem Finale in Aspen in den Sommerurlaub.
Die ÖSV-Herren ziehen zufrieden Bilanz, speziell die junge Slalom-Truppe hat positiv überrascht. Österreichs Damen zählen – abgesehen von der WM - zu den großen Verliererinnen des Winters.
Die verletzungsbedingten Ausfälle der Leistungsträgerinnen Anna Veith, Eva-Maria Brem und Cornelia Hütter waren nicht zu verkraften. Christine Scheyer landete aus dem Nichts den einzigen Saisonsieg (Abfahrt in Zauchensee), der Nationencup wanderte nach Italien. Die Schweiz (ohne die Verletzung von Lara Gut wären die Eidgenossinnen wohl Zweite geworden) und die USA, dank der überragenden Mikaela Shiffrin, sind dem ÖSV-Damen-Team gefährlich nahe gerückt.
Der herausragende Skifahrer des Winters ist aber einmal mehr Marcel Hirscher. Der 28-Jährige funktioniert wie ein Uhrwerk, führt den Rennsport auf eine neue Ebene und sorgt für historische Erfolge. Unfassbar, wie Hirscher liefert und mit seinem Team die Konkurrenz in Schach hält.
Hirscher ist der Beste der Welt. Er muss die Vergleiche mit Hermann Maier im ewig jungen Streit, wer nun die Allzeitgröße ist, aushalten. Was kann der 14-fache Kugel-Gewinner dafür, dass er nie einen Jahrhundert-Abflug wie Maier bei Olympia in Nagano 1998 fabrizierte oder nach einem Motorrad-Unfall um ein Comeback kämpfen musste?
Der "Herminator" hat sich damit unsterblich gemacht, Hirscher - in ihm steckt mehr Hermann als man glauben möchte (Ehrgeiz, Tüftler, neue Wege) - kann dem nur seine außergewöhnlichen Leistungen entgegensetzen. Der Salzburger ist ein Musterprofi. Seine Interviews sind aussagekräftig, sein Verhalten authentisch, seine Einstellung zum Beruf mustergültig.
Was fehlt, ist eine klare und plakative Botschaft abseits der Pisten. Kurz hat sich der Skistar mit seinem "Refugees-welcome"-Engagement aus dem Fenster gelehnt, aber schnell den Kopf wieder eingezogen. Die Öffentlichkeit hat Hirscher erdrückt. Selfies beim Essen, Selfies auf Schritt und Tritt, Selfies wo immer es geht. Das ist nicht die Welt des Annabergers, der seine Privatsphäre haben will und sich so in die eigenen vier Wände zurückzieht.
Schade, denn er ist ein Star zum Herzeigen, taugt in jeder Hinsicht als Vorbild für die Jugend und hätte sich mehr Respekt verdient. Hirscher ist ein Sport-Hero mit Ecken und Kanten, der jetzt mit seiner Freundin in der Karibik untertaucht und im Olympia-Winter 2018 hoffentlich wieder so funktioniert, wie er das in den vergangenen Monaten getan hat.
Hut ab und allergrößte Hochachtung für diesen spektakulären und überragenden WM-Winter.