Für Deutschlands führende Nachrichtenseite "Spiegel online" ist Marcel Hirscher ein Getriebener, der nun abtritt. Für Österreichs Boulevard ist der Salzburger ein Quotenbringer wie kein Zweiter im heimischen Sport. Hirscher live ist hierzulande für alle Medien oscarreif.

Wen wundert es also, wenn ORF und ServusTV Hirschers Abschied vom Skisport direkt übertragen und über 200 Medeienvertreter aus aller Welt nach Salzburg eilen. Hirscher besitzt eine enorme Strahlkraft, er ist weit über Österreichs Grenzen hinaus ein Sportheld und er hat sich diesen Abgang auf großer Bühne mehr als verdient. 

Für den österreichischen Skiverband war und ist der 30-Jährige ein Segen, ein Glücksfall, ein Zugpferd und ein einmaliger Erfolgsgarant - acht Gesamtweltcup-Erfolge in Serie, zweimal Olympia-Gold, sieben WM-Titel, 67 Weltcup-Siege, fünf Mal Österreichs Sportler des Jahres und 2017 wird der weltbeste Skifahrer sogar zu Europas Sportler des Jahres gekürt.

Warum tritt Hirscher am Höhepunkt ab? Gibt es den idealen Zeitpunkt für sein Karriereende? Der Ausnahmekönner hat unbestritten das Zeug für weitere Erfolge, sogar die 86 Weltcup-Siege des Schweden Ingemar Stenmark sind irgendwo in Reichweite.

Sei's drum, solche Rekorde jucken selbst den ehrgeizigen Salzburger nur wenig. Hirscher hört auf, weil er sein Leben nicht weiter mit einer immer schamloseren Öffentlichkeit teilen will. Hirscher hat ein echtes Bedürfnis nach Rückzug. Er hat genug davon, vor Fans und Journalisten zu flüchten, über Zäune zu klettern und durch Hintertüren abzuhauen.

Was Hirscher in den letzten acht Jahren geliefert hat, war verdammt nahe an der Perfektion. Was so spielerisch und dynamisch aussieht, bedeutet beinharte Arbeit, das bedarf einer akribischen Vorbereitung und einer eisernen Disziplin. Marcel, das betonen seine engsten Betreuer immer wieder, ist nicht nur körperlich ein Modellathlet, sondern er ist es vor allem kraft seiner inneren Einstellung! In dieser Hinsicht gleicht Österreichs Ski-Star dem heimischen Tennis-Ass Dominic Thiem. Auch er ordnet dem Training alles unter, legt einen Fleiß an den Tag, der selbst den härtesten Trainern und den größten Konkurrenten Respekt und Bewunderung abverlangt.

Ich durfte Hirscher und seine damalige Freundin Laura im September 2011 beim Agentur-Fest seiner Freunde von "mensch & marke" näher kennenlernen. Beide strahlten auf der Dachterrasse vis a vis vom Stephansdom mit der Sonne um die Wette, schwärmten von ihrem ersten gemeinsamen Wien-Abstecher und erzählten von ihren zahlreichen Hobbys. Marcels Vorliebe für Motocross und den Motorsport, seine Abenteuer mit dem Kajak in die Lammeröfen sowie seine unbeschwerte Kindheit und Jugend auf der Stuhlalm oberhalb seiner Heimatgemeinde Annaberg waren bei all unseren Gesprächen stets ein Thema.

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Als leidenschaftlicher Skifahrer erhielt ich von Marcel aber auch einen Einblick, welchen Aufwand der junge Mann und sein Team rund um das Material betreiben. Unfassbar, mit wie viel Paar Skischuhen und Skiern die Hirscher-Truppe zum Training anreiste. Wozu braucht jemand bis zu 60 Paar Skischuhe und 80 Paar Rennski? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Es ist unbeschreiblich, wie die Hirschers - Vater Ferdl steht seinem Sohn diesbezüglich um nichts nach - am Material tüfteln, Rennski weiterentwickeln und Schuhe umbauen lassen.

Doch nicht nur beim Material setzte Hirscher neue Maßstäbe. Auch in Sachen Fitness sorgte der Salzburger für jede Menge Trends. Schleppten die Abfahrer nach Superstar Hermann Maier ihre Ergometer mit aufs Zimmer und radelten stundenlang vor sich hin, so zwang Hirscher die Konkurrenz dazu, sich mit Crossfit und allen möglichen Dehnübungen auseinanderzusetzen. Hirscher hat kraft- und koordinationstechnisch neue Dimensionen aufgestoßen und trägt Schuld daran, dass heutzutage rund um die Weltcup-Starthäuser ganze Fitnesscenter aufgebaut werden.

Hirscher hat, um seine außergewöhnlichen Leistungen zu liefern, zuletzt bereits einen Aufwand betrieben, der grenzwertig war. Sein engster Betreuerstab ist gewachsen, seine Ansprüche sind immer höher geworden, sein Verlangen nach Perfektion ist gestiegen, aber auch sein Tag hat lediglich 24 Stunden.

Alles unter einen Hut zu bringen, als Jung-Papa für seine Familie dazusein, als Zugpferd für das ÖSV-Team voranzumarschieren und als "Hirscher-AG" seinen Betreuerstab bei Laune zu halten, sowie die Öffentlichkeit zu bedienen und der Marke "Marcel Hirscher" gerecht zu werden, ist ein Spagat, den der 30-Jährige nicht weiter vollführen will. Und das ist nur zu verständlich.

Hirscher hat mehr als geliefert, er verlässt nahezu unverletzt einem extrem gefährlichen Profi-Zirkus, den er auf eine neue Ebene getrieben hat. Hirscher bleibt ein Sympathieträger mit Ecken und Kanten und Hirscher wird auch, wenn er ab sofort nur noch Marcel sein darf, Erfolge feiern. Als Vater, als Freund und als Vorbild für junge Menschen und Sportler, die nicht wissen, wo sie anfangen und wann sie aufhören sollen.

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