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Schluss mit der Zukunftsvergessenheit?

Schluss mit Zukunftsvergessenheit? ÖFB-Bestellungsprozess zeigt, warum es leicht ist, Ludwig nachzufolgen.

Schluss mit der Zukunftsvergessenheit?

Wurde nun die Pyramide auf den Kopf gestellt?

Bernhard Neuhold und Thomas Hollerer also. Die Überraschung über die Doppelspitze, mit welcher der ÖFB nach der anstehenden Pensionierung von Alfred Ludwig in die Zukunft startet, kann sich nur in Grenzen halten.

Warum? LAOLA1 veröffentlichte bereits vergangenen Oktober, dass die beiden „Ziehsöhne“ des scheidenden Generaldirektors zum Zug kommen werden. Es liegt auf der Hand, dass dies also noch viel länger geplant ist.

Kein größeres Ding im Prinzip. Jedem Unternehmen steht es frei, wie und mit welchen Personalien es Spitzenfunktionen besetzt.

Das Problem im konkreten Fall ist ein anderes. Der ÖFB befindet sich mitten in einer Umstrukturierung, angestoßen vom viel diskutierten Wartungserlass des Finanzministeriums. Nach Jahrzehnten der Ludwig’schen Alleinherrschaft im Büro des Fußballbundes war/ist dies gleichzeitig die Chance einer kompletten Neuaufstellung, einer Zeitreise in die Moderne bezüglich Unternehmensführung.

Man hätte Visionen für die Zukunft diskutieren und sich d-a-n-a-c-h über die perfekten Personalien für eine professionelle Struktur unterhalten können.

So versprach es auch ÖFB-Präsident Leo Windtner vergangenen Oktober im LAOLA1-Interview (Hier Nachlesen!): „Am Schluss geht es sicher auch um Namen. Das lässt sich nicht verhindern. Zuerst geht es aber um Inhalte. Sonst würde man die Pyramide auf den Kopf stellen.“

Sein Versprechen damals: Er werde bezüglich Top-Jobs nicht auf Zuruf agieren.

Wie sie in ihre Ämter gekommen sind, mag nicht jedermanns Geschmack treffen. Meinen trifft es keinesfalls.

Bleiben im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder Windtner wusste damals schon, auf welches Duo es hinausläuft, und hat gute Miene zum bösen Spiel gemacht, oder er hat sich mit seiner offiziell verlautbarten (und natürlich völlig richtigen) Herangehensweise nicht durchgesetzt. Vielleicht trifft auch beides zu.

Vermutlich kann sich diesbezüglich jeder sein eigenes Bild machen.

Ein interessantes, wenn nicht gar amüsantes Schauspiel bot in den folgenden Monaten die Kommunikations-Politik der ÖFB-Spitze. Windtner setzte sich ins Sky-Studio und bestätigte Neuhold und Hollerer. Offiziell fixiert war zu diesem Zeitpunkt freilich noch nichts.

Aber selbst Teamchef Marcel Koller konnte im April im LAOLA1-Interview (Hier Nachlesen!) bereits von diesem Duo als seinen neuen Chefs ausgehen.

Nun verlautbarte Windtner den Generationen-Wechsel im ÖFB-Büro am Rande eines Interview-Termins mit der APA.

Auch über diese Kommunikations-Strategie kann sich jeder sein eigenes Bild machen.

Es wird an Neuhold und Hollerer liegen, es schlicht und ergreifend besser zu machen als so manche Person, der sie ihre Beförderung zu verdanken haben. Wie sie in ihre Ämter gekommen sind, mag nicht jedermanns Geschmack treffen. Meinen trifft es keinesfalls.

Andererseits gibt es schwierigere Aufgaben, als Ludwig nachzufolgen. Das neue Modewort „Zukunftsvergessenheit“ drängt sich an dieser Stelle nahezu auf, ebenso die Kombination mit „Machtversessenheit“.

Es gilt, den ÖFB durchzulüften und sich schnellstmöglich vom „Ziehvater“ zu emanzipieren. Ersteres darf kein Kunststück sein, zweiteres werden wir genau beobachten.



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