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Verkalkuliert: Bruchlandung der Jury

Rennleitung beeinflusst Oberstdorf entscheidend - und das ohne Not. Kommentar:

Verkalkuliert: Bruchlandung der Jury

Ein Kommentar von Christoph Nister

 

Es mutete seltsam an.

25.500 Fans rund um die Schattenbergschanze waren außer Rand und Band, als Severin Freund Deutschland erlöste und als erster Lokalmatador seit Sven Hannawald 2002 das Auftaktspringen der Vierschanzentournee gewann.

Millionen Fans vor den TV-Bildschirmen schüttelten dagegen den Kopf. Mit der nötigen (geografischen) Distanz und den sozialen Medien als Ventil ließen sie ihrem Unmut freien Lauf.

Von Wettbewerbsverzerrung war die Rede, von bewusstem Eingreifen der Jury, um einen deutschen Sieger zu produzieren.

Letzteres ist natürlich Blödsinn, doch ein fairer Wettbewerb war auf der Schattenbergschanze nicht gegeben. Bis zu den Top-10 verlief alles reibungslos, ehe die Rennleitung einen entscheidenden Fehler beging.

Anstatt eine kurze Aufwindphase mit einer entsprechenden Unterbrechung zu überbrücken, ging sie volles Risiko und veränderte die Anlaufluke unentwegt. Von 15 auf 13, runter auf 10, weiter auf 9, um wieder hoch auf Luke 12 zu gehen. All das binnen kürzester Zeit - und in der entscheidenden Phase des Wettkampfes.

Keine Frage, mit Severin Freund gewann einer der besten Springer der Gegenwart, auch Michael Hayböck deutete wie schon zuletzt seine tolle Form an und stand nicht von ungefähr als Zweiter erneut am Podest.

Dennoch bleibt ein äußerst fahler Beigeschmack. Mehrere Stars, darunter Weltcup-Leader Peter Prevc und Tournee-Titelverteidiger Stefan Kraft, wurden aller Siegchancen beraubt.

Diesmal waren es nicht die Athleten, sondern die Rennleitung, die eine Bruchlandung hinlegte. Bleibt zu hoffen, dass zumindest am Ende der Tournee nicht der Glücklichste, sondern der Beste ganz oben steht.


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