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Das LAOLA1-Powerranking zum Viertelfinale

Wer sind momentan die heißesten Eisen im Feuer im Kampf um den Titel bei der WM in Katar? LAOLA1 macht den Check:

Das LAOLA1-Powerranking zum Viertelfinale Foto: © getty

So schnell vergeht die Zeit: Das Viertelfinale bei der FIFA-WM in Katar steht an! Gefühlt hat die Endrunde gerade erst begonnen, doch schon neigt sie sich wieder in Richtung Ende.

Obwohl viele Teams aus dem erweiterten Favoritenkreis in der Gruppenphase zu kämpfen hatten und so mancher (wie Deutschland, Belgien und Dänemark) dabei auch auf der Strecke blieb, liest sich das verbliebende Teilnehmerfeld durchaus ordentlich:

Titelverteidiger Frankreich, der ewige Favorit England, Messis Argentinien, die immer stärker werdenden Niederländer mit Kult-Coach van Gaal, 2018er-Finalist Kroatien, das Starensemble aus Brasilien, der Europameister von 2016 Portugal sowie der große Außenseiter aus Marokko. 

Allemal Grund genug, um die verbleibenden Teams und ihre Chancen einem Check zu unterziehen. Wer ist nach aktuellem Stand der heißeste Anwärter auf den WM-Titel?

Das LAOLA1-Powerranking vor dem Viertelfinale:

Platz 8: Kroatien

Platz 8: Kroatien
Foto: © getty

Die Kroaten taumelten eher ins Viertelfinale, als sich in selbiges zu spielen. Schon in der Gruppenphase vermochte man nicht zu überzeugen und hatte schlichtweg Glück, dass Mitfavorit Belgien eklatant schwächelte.

Selbst gegen Außenseiter Kanada mühten sich die Kroaten lange und gerieten sogar in Rückstand, ehe der Widerstand gebrochen und doch noch klar gewonnen wurde.

Im Achtelfinale gegen Japan war ebenso ein Rückstand aufzuholen, schließlich rettete man sich ins Elfmeterschießen, wo mit 4:2 die Oberhand behalten wurde. Souverän ist anders, aber am Ende zählt das Ergebnis.

Dass alles bisher Geschehene nichts bedeuten muss, zeigten die Kroaten bereits auf ihrem Weg ins Finale bei der WM 2018. Auch damals musste in der K.o.-Phase zweimal ein Elfmeterschießen überstanden werden und am Ende wurde trotz der Final-Niederlage gegen Frankreich der größte Triumph in der Geschichte des Landes seit der Unabhängigkeit gefeiert.

Die Kroaten sind für ihren unbändigen Willen bekannt, die Dalic-Elf gibt kein Spiel einfach so verloren. Im Viertelfinale wartet mit Brasilien aber ein schier übermächtiger Gegner, realistisch betrachtet stehen die Chancen schlecht. Das Team um Superstar Luka Modric hat aber schon öfters bewiesen, dass Prognosen zu Kroatien-Spielen Schall und Rauch sein können.

Platz 7: Marokko

Platz 7: Marokko
Foto: © getty

Marokko ist der große, aber brandgefährliche Außenseiter im Viertelfinale. Schon jetzt hat das arabische Team - noch dazu auf arabischem Boden - Historisches erreicht. Noch nie stand Marokko in einem WM-Viertelfinale!

Die "Löwen vom Atlas", wie sie in der Heimat genannt werden, zeigen einen verbissenen und leidenschaftlichen Außenseiterfußball. Das begeistert nicht nur ihre Fans, sondern ist auch erfolgreich.

Die Marokkaner mussten bisher kein einziges Tor durch einen Gegenspieler hinnehmen. Den einzigen Ball, den Keeper Bono (FC Sevilla) aus dem Netz fischen musste, beförderte Innenverteidiger Aguerd per Eigentor in selbiges.

Dass man sie nicht unterschätzen sollte, zeigten die Marokkaner bereits in der Gruppenphase, wo sie gegen die Mitfavoriten Kroatien ein Remis und gegen Belgien gar einen Sieg einfahren konnten. Der ganz große Clou folgte im Achtelfinale, wo die "Löwen" Welt- und Europameister Spanien nach Elfmeterschießen aus dem Turnier beförderten.

Wer die Afrikaner jetzt noch unterschätzt, ist selber schuld. Denn ab jetzt ist alles möglich. Die großen Favoriten sind aber andere, so realistisch muss man bei aller Euphorie dennoch sein. Und abgesehen davon, wird es den Marokkanern nur Recht sein, weiterhin die Rolle als Underdog einnehmen zu können.

Platz 6: Argentinien

Platz 6: Argentinien
Foto: © getty

Souverän geht anders, so viel lässt sich über die "Albiceleste" bisher zusammenfassend sagen. Die Truppe um Superstar Lionel Messi stand schon in der Gruppenphase nach der blamablen Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien unter Druck, löste ihre Hausaufgaben am Ende aber mehr oder weniger gut.

Messi wirkte lange erschreckend blass, erst im Achtelfinale gegen Australien ließ er seine Klasse aufblitzen und erzielte auch das wichtige 1:0. Doch vor allem in der Abwehr leisteten sich die Südamerikaner mehrere eklatante Fehler. Hier besteht definitiv noch Aufholbedarf, wenn man auch die Niederlande auf dem Weg zum WM-Titel aus dem Weg räumen will.

Bisher überzeugte die Elf von Lionel Scaloni nur im letzten Gruppenspiel gegen Polen. Ansonsten mühte man sich eher zu den Erfolgen, auch weil im Angriff eine "echte Neun" vom Format eines Gabriel Batistuta oder Gonzalo Higuain fehlt, die bei dieser WM ihre Renaissance erlebt. Jene Selbstverständlichkeit im Spiel, die manche sicher erwartet haben, geht den Südamerikanern bisher größtenteils ebenso noch ab.

Dennoch hatte man gegen Australien das Gefühl, dass die "Albiceleste" langsam in einen "Flow" kommt und ihre Qualitäten, die zweifellos in der Offensive liegen, immer besser umsetzen kann. Das wird aufgrund der wackeligen Defensive auch nötig sein.

Zwischen Team und Fans ist dank des Aufstiegs eine neue Symbiose entstanden, die eine Mannschaft weit tragen kann. Der Top-Favorit sind die Argentinier, trotz des leichten Aufwärtstrends, in der aktuellen Verfassung aber gewiss nicht.

Platz 5: Portugal

Platz 5: Portugal
Foto: © getty

Die Portugiesen sind gewissermaßen eine Wundertüte. Die Defensive wäre eigentlich stark bestückt, neigt aber zu Unachtsamkeiten, die in der Gruppenphase eiskalt bestraft wurden. Erst im Achtelfinale festigte sich das Innenverteidiger-Duo um Altstar Pepe und Ruben Dias etwas.

In der Offensive glänzen die Portugiesen aber bisweilen umso mehr, vor allem im Achtelfinale gegen die Schweiz. Speziell Bruno Fernandes, Joao Felix und Goncalo Ramos, der im Achtelfinale als Ersatz für Cristiano Ronaldo eine Sternstunde erlebte.

Er entschied das Spiel gegen die Schweiz mit drei Treffern und einer Vorlage fast alleine. CR7 spielt bei den Portugiesen aktuell nur mehr die zweite Geige und ist nicht mehr der unangefochtene Leader. Der 37-Jährige musste gegen die Schweiz sogar 73 Minuten auf der Bank schmoren. Es gibt aber definitiv Teams mit größeren Sorgen, als einen fünffachen Weltfußballer in der Hinterhand zu haben. Und wer weiß: Vielleicht läuft der Kapitän gerade dadurch so richtig heiß.

Wenn Portugal das aus seinem Potenzial herausholt, was möglich ist, kann auch mehr als das Viertelfinale drin sein. Festigt sich das Team noch weiter, könnte nach dem EM-Titel 2016 auch der ganz große Wurf gelingen. Noch ist es bis dahin aber ein großer Schritt, weshalb Portugal eher unter dem Titel "heißester Außenseiter" zu führen ist.

Platz 4: England

Platz 4: England
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Die "Three Lions" zählten schon vor der Endrunde wie jedes Mal zu den großen Titel-Favoriten. In der Gruppenphase feierten sie mit dem 6:2 gegen den Iran einen furiosen Auftakt, das 0:0 gegen die USA holte das Team aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Danach folgte ein souveränes 3:0 gegen Wales, im Achtelfinale wackelte man nur kurz und fegte mit 3:0 über den Senegal hinweg.

Mit Marcus Rashford haben die Briten den effektivsten Spieler der gesamten WM im Kader. Der 25-Jährige benötigte für seine drei Tore in der Gruppenphase nur 107 Minuten. Kapitän Harry Kane brach im Achtelfinale seinen Tor-Bann und traf zum vorentscheidenden 2:0. Der Tottenham-Star hat Lunte gerochen und wird gegen Frankreich noch einen draufsetzen wollen.

Auch die Defensive der Southgate-Elf zeigte sich besser als erwartet. Der vor der WM als großer Unsicherheitsfaktor gebrandmarkte Harry Maguire spielt eine solide Endrunde, Nebenmann John Stones fällt entgegen den Befürchtungen auch nicht wirklich ab.

Dies soll jedoch nicht über die trotz allem vorhandene Verwundbarkeit der englischen Abwehr hinwegtäuschen. Vor allem bei Gegenstößen mit hohem Tempo sind die beiden langsamen Innenverteidiger der "Three Lions" große Sorgenkinder.

Und gerade das ist die größte Stärke der französischen "Sprint-Raketen" Mbappe und Dembele. Was gegen die bisherigen Konkurrenten noch reichte, könnte gegen "Les Bleus" zu wenig sein.

Platz 3: Frankreich

Platz 3: Frankreich
Foto: © getty

In der Gruppenphase noch eher wechselhaft unterwegs, finden die Franzosen immer mehr zu ihrer Form.

Vor allem offensiv beeindruckt die "Equipe Tricolore". Insbesondere Superstar Kylian Mbappe und der neue französische Rekordtorschütze Olivier Giroud (52 Treffer) lehrten den Gegnern bisher das Fürchten. Sie sind gemeinsam für acht der neun Turnier-Treffer von "Les Bleus" verantwortlich.

Dies ist auch der große Trumpf der Mannschaft von Didier Deschamps. Die offensive Triangel um die beiden Topscorer wird ergänzt von Ousmane Dembele, der ebenfalls ein ständiger Gefahrenherd ist und bereits zwei Assists lieferte.

Defensiv agieren die Franzosen dann und wann durchaus angreifbar. Bisher musste man in jedem WM-Spiel einen Gegentreffer hinnehmen.

Sattelfest wirkte die Abwehrkette oftmals nicht. Speziell gegen Viertelfinal-Gegner England, das im Achtelfinale beim 3:0-Sieg gegen den Senegal seine offensiven Qualitäten zeigte, könnte das zum Knackpunkt werden.

Platz 2: Niederlande

Platz 2: Niederlande
Foto: © getty

Bei den Niederlanden scheiden sich bisher die Geister. Die "Elftal" ist ein Musterbeispiel für Pragmatismus auf dem Rasen. Kritik an der unattraktiven Spielweise geht Hand in Hand mit der Bewunderung für die Effektivität der Niederländer, schließlich steht diese im krassen Gegensatz zum Offensivkick, für den man so lange berühmt war.

Trainerfuchs Louis van Gaal kümmert dies nicht, er hat sein Team auf Ergebnisorientierung getrimmt. Der Sieg gegen die USA im Achtelfinale war ein weiteres Beispiel für die ungeheure Souveränität, mit der die Niederlande bisher durchs Turnier fegen.

Gemäß dem Motto "Tod oder Gladiolen", wie es van Gaal zu seiner Bayern-Zeit formulierte, spielt die "Elftal" einen schnörkellosen und furchtbar zielfokussierten Fußball. Das war im bisherigen Turnierverlauf nicht schön, aber umso erfolgreicher.

Der "Bondscoach" sorgte trotz der Leistungen, die auf der Attraktivitäts-Skala noch viel Potenzial nach oben haben, für gute Stimmung im Team. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen ("Ich habe Dumfries einen großen Kuss gegeben, ich werde ihm noch mal einen Kuss geben"), immer authentisch und väterlich zu seinen Spielern.

Der größte Trumpf der Niederländer sitzt also wohl auf der Bank, ist 71 Jahre jung und nicht auszurechnen. Darüber hinaus hat man mit Neo-Star Cody Gakpo einen echten Torjäger à la Dennis Bergkamp im Team, der aus allen Lagen treffsicher ist. 

Die Mischung stimmt bei den "Oranjes" und genau diese Kompaktheit kann in engen Spielen über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Platz 1: Brasilien

Platz 1: Brasilien
Foto: © getty

Schon vor der Endrunde wurde Brasilien als ganz heißer Anwärter auf den WM-Titel gehandelt. Die Elf von Coach Tite sollte zum 20-jährigen Jubiläum des WM-Triumphs von 2002 den Pokal wieder in das Heimatland von Superstar Pelé, dessen Gesundheit derzeit großen Anlass zur Sorge bereitet, holen.

In der Vorrunde zeigten die Brasilianer nur in Ansätzen, dass sie diesem Ansinnen auch Taten folgen lassen möchten. Die 0:1-Niederlage gegen Kamerun sei aber hier bewusst ausgenommen, da sämtliche Schlüsselspieler geschont wurden und jene Elf, die Tite auf den Platz schickte, so noch nie zusammengespielt hatte.

Außerdem wog auch die Verletzung von Schlüsselspieler Neymar schwer, dessen Antreten in der K.o.-Phase lange unsicher war. Doch der 30-Jährige wurde rechtzeitig fit und zeigte genau das, was sich ein ganzes Land erhofft hatte.

Mit der 4:1-Gala gegen Südkorea im Achtelfinale schwang sich die "Selecao" endgültig zum großen Turnierfavoriten auf. Insbesondere die Offensive um Richarlison (Tottenham Hotspur), für viele die große Entdeckung bei dieser WM, PSG-Star Neymar und Vinicius Junior (Real Madrid) stellte ihren Gegner vor schier unlösbare Aufgaben.

Deren Tempo, Technik, Wendigkeit und taktische Finesse macht sie zum heißesten Triumvirat der gesamten WM, das bisher noch von keiner Defensive aufgehalten werden konnte. Machen die Brasilianer in dieser Tonart weiter, werden sie nur sehr schwer zu stoppen sein.

Und auch in der Defensive agiert die "Selecao" so gefestigt wie selten zuvor. Das zentrale Bollwerk um Routinier Thiago Silva und Marquinhos ließ bisher nur ein Gegentor zu. Die Tite-Elf ist unter dem Strich wohl die kompletteste Mannschaft im Viertelfinale und deshalb zurecht der Top-Favorit.


VIDEO - alle Teams der WM in Katar:

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