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WM-Diskussionen: "Das darf nicht mehr passieren!"

Die Politik-Debatte um die WM in Katar beschäftigt auch Spieler und Trainer. "Das darf nicht mehr passieren!"

WM-Diskussionen: Foto: © getty

Tote Bauarbeiter, Menschenrechtsverstöße, das Verbot von Homosexualität, gekaufte Fans - die Liste an Gründen, warum die Fußball-WM in Katar umstritten ist, ist lang.

Dennoch hat sich FIFA-Präsident Gianni Infantino an die 32 WM-Teams gewandt und dafür plädiert, dass bei dem Turnier der Fußball im Mittelpunkt stehen soll und nicht Politdebatten. Einige Fußball-Prominente äußerten sich bereits zu der Thematik, wie zum Beispiel Philipp Lahm, Jordan Henderson oder Jürgen Klopp.

Lahm, der deutsche Weltmeister-Kapitän 2014 und Turnierdirektor der EM 2024, werde aufgrund der Gegebenheiten im Gastgeberland auf eine Reise nach Katar wohl verzichten.

Zur äußerst umstrittenen Vergabe der Endrunde in den Golfstaat meinte der 38-Jährige gegenüber "Pro Sieben": "Das darf in Zukunft nicht mehr passieren. An solche Länder, die die Kriterien nicht einhalten, darf eine WM nicht vergeben werden." Diese Auffassung teilen wohl zahlreiche aktive Fußballer und Fans. Auch DFB-Nationalspieler Nico Schlotterbeck zeigte eine klare Kante: "Dass die WM nicht nach Katar gehört, das wissen wir alle", meinte er im ZDF.

"Dilemma" für die Spieler

Immer wieder traten Diskussionen über einen Boykott seitens aktiver Spieler auf. In diesem Fall sprach Schlotterbeck im Sinne vieler Kollegen von einem "Dilemma": "Ich glaube, als Sportler ist es das größte Ziel bei einer WM dabei zu sein. Dann zu sagen, ich fahre da nicht hin, das ist schwer vorstellbar."

Abgesehen von einem Boykott wurden von den teilnehmenden Nationen und Sportlern oftmals klare Statements und Proteste rund um die umstrittene Weltmeisterschaft gefordert. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hält diese Forderungen allerdings für unfair.

"Die Entscheidung wurde von anderen Leuten getroffen, und wenn Sie jemanden kritisieren wollen, dann kritisieren Sie die Leute, die die Entscheidung getroffen haben. Nicht den Sport, nicht den Wettbewerb und sicher nicht die Spieler", betonte der 55-jährige Deutsche.

Gefallen ist die Entscheidung für eine WM in Katar 2010 unter dem damaligen FIFA-Präsident Sepp Blatter. Der Schweizer spricht heute von einem "Fehler" und einer "schlechten Wahl". Der Golfstaat hatte sich im Bewerbungsverfahren gegen die Mitbewerber aus den USA, Südkorea, Japan und Australien durchgesetzt.

Teamchef Southgate untersagt politische Äußerungen nicht

Englands Mittelfeldspieler Jordan Henderson ist sich bewusst, dass die Spieler bei der WM im Fokus stehen. Er selbst ist Unterstützer der LGBTIQ+-Kampagne, die für Vielfalt, Offenheit und Toleranz plädiert und durch die aktuellen Umstände in Katar weitere Aufmerksamkeit erhält. Die Forderung einiger Leute, mehr Engagement an den Tag zu legen, um Missstände im Gastgeberland aufzuzeigen, betrachtete Henderson zwiespältig: "Wenn Sie als Team oder als Spieler etwas tun, ist mir immer bewusst, dass es nie genug sein wird, egal was wir tun."

Sein Nationaltrainer Gareth Southgate wird politische Äußerungen der Spieler in Katar jedenfalls nicht untersagen. Der 52-Jährige meinte in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" vielmehr: "Wenn wir ein Licht leuchten können auf Dinge, die anders sein sollten, dann haben wir die Verantwortung, genau das zu tun." Am Ende würden Menschen nach dem beurteilt, was sie für die Gesellschaft getan hätten. "Wenn unsere Spieler etwas beitragen können, dann sollen sie es tun", betonte Southgate.

Nationalspielerin Mead will Endrunde nicht unterstützen

Unterdessen will die englische Nationalspielerin Beth Mead, die bei der diesjährigen Frauen-Europameisterschaft zur Spielerin des Turniers gewählt wurde, die Endrunde der Männer nicht unterstützen. Das Verbot der Homosexualität in Katar sei "das komplette Gegenteil von dem, was ich glaube und respektiere", betonte Mead, die offen in einer Beziehung mit Arsenal-Teamkollegin Vivianne Miedema steht.

Bestätigt wurde die 27-Jährige ungewollt von den Aussagen des katarischen WM-Botschafters und Ex-Nationalspieler Khalid Salman, der Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnete.

Ein solidarisches Zeichen für Vielfalt und Freiheit setzen einige Kapitäne der Nationalteams, unter anderem Harry Kane und Manuel Neuer, anhand einer "One Love"-Schleife. Neuer nahm der geplanten Kampagne viel Positives ab.

"Wir treten noch geschlossener auf und zeigen nach außen das Wir-Gefühl, dass nicht nur eine Nation sich engagiert, sondern dass wir das zusammen tun", sagte Deutschlands Kapitän. Er erachtete es auch für besonders wichtig, in Katar als meinungsstarker Spieler aufzutreten.

 

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