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Messi gegen Ronaldo: Das letzte Duell gegen den ewigen Makel

WM-Endrunden und die beiden Superstars: Eine bis dato schwierige Beziehung. Beide nehmen den letzten Anlauf auf den Titel, ohne den etwas Großes fehlen würde.

Messi gegen Ronaldo: Das letzte Duell gegen den ewigen Makel Foto: © getty

Diego Maradona? Pelé? Franz Beckenbauer? Zinédine Zidane?

Oder doch: Lionel Messi? Cristiano Ronaldo?

Die Diskussion um den besten Fußballer aller Zeiten ist in den letzten 15 Jahren um zwei Namen reicher geworden. Und schon zwischen den beiden Größten unserer Zeit ist die Wahl kaum zu treffen, wer denn nun die Nase vorne hat.

Einen Nachteil gegenüber all den anderen Legenden tragen aber Beide ins Gefecht um die Krone: Der Weltmeistertitel fehlt.

Die WM 2022 in Katar wird da wie dort die letzte Gelegenheit sein, diesen schwarzen Fleck auf der eigenen Karriere-Landkarte noch auszumerzen. Mit 35 und 37 Jahren wird es danach Zeit für den (WM-)Ruhestand, das hat das Duo bereits angekündigt.

Eine letzte Chance, nicht nur den Titel zu holen, sondern auch zwei schwierige Verhältnisse zur größten Fußball-Bühne der Welt aufzubessern.

So groß ihre Namen, so viele Blicke auch immer auf sie gerichtet: WM-Endrunden waren noch nie die Liebkinder von Messi und Ronaldo.

Argentinien: Ohne Messi-Scorer maximal Minimalismus

Für Messi wäre ein Karriereende ohne WM-Titel vielleicht noch eine Spur tragischer. Denn mit einem verlorenen Finale in der Vita trägt der Makel der Imperfektion noch stärker auf.

"La Pulga" ist in der Nationalmannschaft stets unumstritten, bestritt seit der WM 2010 mit einer einzigen Ausnahme - dem 3:2-Sieg über Nigeria im unbedeutenden dritten Gruppenspiel der Endrunde 2014, als er nach zwei Toren in der 63. Minute ausgewechselt wurde - alle WM-Spiele über die volle Distanz und war stets Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel.


Tabelle: Die Karrieren von Messi und Ronaldo in Zahlen verglichen

Kategorie Lionel Messi Cristiano Ronaldo
Einsätze insgesamt 995 1.140
Tore insgesamt 785 818
Assists insgesamt 346 234
Tore im Klub 695 701
Tore im Nationalteam 90 117
Elfmeter-Tore 104 145
Klub-Titel 37 32
Nationalteam-Titel 2 (Copa, Olympia) 2 (EM, Nations League)
Weltfußballer 6 Mal 5 Mal
Torschützenkönig in Europa 6 Mal 4 Mal

Mit sechs Toren und drei Assists in 19 Spielen war Messi aber nie ein Scoring-Faktor. Besonders auffällig: In K.o.-Spielen gelang ihm kein einziger Treffer, obwohl dem Kapitän der letzten beiden Weltmeisterschaften durchgehend eine Stürmerrolle angedacht war.

Nicht einmal 2014, als der Weg ins Endspiel führte und zum dritten Mal in Folge Deutschland zum Sargnagel wurde. Dank dreier Verlängerungen absolvierte der damals frisch 27-Jährige ganze 450 Spielminuten, ohne einen Treffer beizusteuern. Fast schon folgerichtig die Ergebnisse: 0:0, 1:0, 0:0, 0:0 nach jeweils 90 Minuten.

Trotz des Finaleinzugs ein Indiz für die Wichtigkeit Messis in der argentinischen Offensive. 2018 brachte mit dem Achtelfinal-Aus gegen den späteren Weltmeister Frankreich die bis dato größte Enttäuschung und wieder nur einen Endrundentreffer für den Maradona-Erben, der seinen großen Vorgänger ohne WM-Pokal in Argentiniens ewiger Historie nur schwer übertrumpfen wird können.

Auch Ronaldos WM-Beziehung ist schwierig

Auch Ronaldos WM-Bilanz lässt nicht vermuten, dass über einen der Größten des ewigen Weltfußballs gesprochen wird. Sieben Tore in 17 Spielen zeugen ebenfalls nicht von einem Weltstürmer.



Der Output war bislang ähnlich, obwohl Portugal in der Regel eine Spur weniger zugetraut werden darf als Argentinien. Ein vierter Platz gleich beim ersten Turnier 2006, das Ronaldo auch dank seiner beiden Lebensjahre Vorsprung schon im vollen Umfang bestritt, war das Highlight. Danach ging es zweimal nicht über das Achtelfinale, einmal nicht über die Gruppenphase hinaus.

Wie Messi fehlt auch "CR7" bislang ein Treffer in einem K.o.-Spiel. Und wie der ewige Konkurrent würden die Zahlen ohne ein bestimmtes Spiel noch schlechter aussehen: 2018 sorgte Ronaldo immerhin im Alleingang mit den drei Toren für das 3:3 gegen Spanien.

Messi blüht wieder auf

Doch für wen stehen die Chancen besser, all das 2022 vergessen zu machen? Die Vorzeichen könnten unterschiedlicher nicht sein.

Auf Klubebene blühte Messi bei PSG nach einem schwierigen ersten Jahr zuletzt wieder auf, verpasste nur zwei Spiele verletzt und eines aufgrund einer Schonung, wurde nie ausgewechselt.

Mit 12 Toren und 14 Assists – je vier in der Champions League – hat der Argentinier zu alter Stärke wiedergefunden.



Auf Nationalteam-Ebene verpasste Messi nur zwei der letzten 31 Spiele, keine einzige dieser Partien ging für den aktuellen Copa-América-Sieger verloren.

Mit dieser – insgesamt schon 35 Spiele andauernden – Siegesserie im Rücken gehört Argentinien zu den absoluten Topfavoriten. Dabei wird es auch darum gehen, dass Messi seine Scorer-Rolle endlich in einer WM umsetzen kann, 23 Treffer steuerte er zum unglaublichen Run bei.

An der Motivation wird es sowieso nicht mangeln: Er würde alle seine bisherigen Titel gegen den WM-Triumph mit der Nationalmannschaft eintauschen, meinte Messi über den Stellenwert des FIFA-WM-Pokals.

WM muss Ronaldos Abstieg auf allen Ebenen bremsen

Über die Situation von Ronaldo bei Manchester United muss an dieser Stelle hingegen keine Aufklärungsarbeit geleistet werden.

16 Saisoneinsätzen entsprangen nur drei Tore und zwei Assists, zuletzt war "CR7" nur mehr Reservist. Als Folge seines Skandal-Interviews ist davon auszugehen, dass er das Trikot der "Red Devils" schon zum letzten Mal getragen hat.

Auch im Nationalteam wollte es zuletzt nicht mehr so richtig laufen. In den letzten neun Spielen mit seiner Beteiligung verbuchte der 37-Jährige nur zwei Tore und drei Assists.



Mangelhafte Leistungen, zahlreiche vergebene Chancen und offen zur Schau gestellte Frustmomente des Kapitäns, der etwa beim 0:1 gegen Spanien die Kapitänsbinde wegwarf und sich dafür Kritik zuzog, stellten die Rolle Ronaldos im Nationalteam recht kurz vor der WM-Endrunde schon komplett in Frage.

Diese Stammplatzdiskussion ist vorerst weggewischt, selbst wenn in den letzten Tagen auch noch eine Gastritis bei Ronaldo zur Sorge wurde. "Was ich im Training gesehen habe, ist er in spektakulärer Form", versprach etwa Teamkollege Ruben Neves.

Eine Ansage, die nach den letzten Monaten erst des ausdrücklichen Beweises bedarf. Es gäbe mittlerweile Alternativen in Portugals Kader. 

Rekorde auch ohne Titel möglich, aber nur Nebenfakten

Den Worst Case, gar keine relevanten Titel mit ihren Nationen gewonnen zu haben, wendeten Messi und Ronaldo mit den Triumphen in den Kontinentalmeisterschaften jüngst ab.

Auch in Sachen Rekorde haben hat das Duo nicht nur seine Marken hinterlassen, sondern auch bei der WM 2022 Chancen auf neue Bestmarken. Sollte Messi mit Argentinien ins Finale kommen und alle Spiele bestreiten, würde er Lothar Matthäus‘ 25 WM-Spiele um eines übertrumpfen.

Trifft Ronaldo zumindest einmal, wäre er der erste Spieler, dem das bei fünf verschiedenen Endrunden gelingt.

Nette Fakten, die keinen der Beiden über eine Sache hinwegtrösten könnten: Ohne den größten aller Siege im WM-Fußball bliebe in beiden Karrieren eine Lücke.


VIDEO: Messis schwierige Beziehung zur WM

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