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Steffen Freund: "Deutschland wird nicht Weltmeister"

Warum der ServusTV-Experte dem DFB den WM-Titel nicht zutraut und der Auftakt gegen Japan bereits ein "Entscheidungsspiel ist".

Steffen Freund: Foto: © getty

Am 23. November wird es bei der WM 2022 in Katar auch für Deutschland erstmals ernst.

Über vier Jahre nach der Blamage von Russland, als Österreichs liebstes Nachbarland als Titelverteidiger bereits in der Gruppenphase an Mexiko, Schweden und Südkorea scheiterte, eröffnet die Elf von Bundestrainer Hansi Flick die Gruppe E mit dem Auftaktspiel gegen Japan (14 Uhr im LIVE-Ticker >>>).

Die Gruppenkonstellation ist ähnlich. Mit Japan, Costa Rica und Spanien warten wie schon 2018 Gegner aus dem AFC-, CONCACAF-, und UEFA-Verband. "Eine sehr schwierige Gruppe", meint ServusTV-Experte Steffen Freund im Vorfeld der Endrunde gegenüber LAOLA1.

"Wenn ich diese Gruppe mit jener in Russland vergleiche - da ist die jetzige Gruppe stärker!", stellt der Europameister von 1996 fest.

Japan "könnte bereits ein Entscheidungsspiel sein"

Deswegen misst er dem Gruppen-Auftakt gegen die "Samurai Blue" auch einen großen Wert bei.

"Nicht zu euphorisch sein, du musst wirklich vom ersten Tag an funktionieren."

Steffen Freund

"Die Anspannung der Spieler und des Teams im ersten Spiel, ist eine besondere. Du hast natürlich den Vorteil, dass du etwas später einsteigst und kannst es dir einmal anschauen. Aber grundsätzlich ist das erste Spiel für dein Turnier schon richtungsweisend. Es wird ein sehr wichtiges Spiel gegen Japan", sagt Freund.

Das Team aus Asien schätzt er defensiv sehr kompakt und laufstark ein. Zudem ist das japanische Team mit vielen Spielern aus der deutschen Bundesliga gespickt. "Deshalb nicht zu euphorisch sein, du musst wirklich vom ersten Tag an funktionieren", weiß der frühere Mittelfeldspieler.

Freund ergänzt: "Eigentlich sogar vom ersten Spiel, weil es könnte bereits ein Entscheidungsspiel um Platz zwei sein."

"Dann ist es das eigentlich schon gewesen"

Zwar stimmt das deutsche Gesamtpaket den 52-Jährigen zuversichtlich, "dass wir weiterkommen und uns unter den ersten zwei platzieren."

Aber vor allem Spanien schätzt Freund stärker als das DFB-Team ein. Auf die "Furia Roja" trifft Deutschland am zweiten Spieltag. "An einem schlechten Tag verlieren wir gegen Spanien", so Freund. "Haben wir einen guten Tag, können wir sie auch schlagen. Aber Spanien ist aus meiner Sicht der Top-Favorit der Gruppe."

Und im Worst-Case-Szenario geht Deutschland mit vielleicht nur einem oder gar keinen Punkt in das letzte Gruppenspiel gegen Costa Rica. Eine traditionell unangenehm zu bespielende Mannschaft, die sich zudem mit Keylor Navas auf einen Weltklasse-Torhüter stützen kann.

"Wenn du nur einen Punkt hast und Costa Rica schlagen musst, dann ist es das eigentlich schon gewesen", hofft der ehemalige Co-Trainer von Tottenham Hotspur darauf, dass Deutschland zuvor schon viele Punkte sammelt.

Dank Hansi Flick wieder zu alter Stärke?

Die deutsche Turnier-Mentalität soll Abhilfe schaffen, so Freund. "Das war immer eine der Stärken des Teams - wenn es um alles geht, war man auch oft sehr stark." Doch der Trend sei zuletzt nicht so positiv gewesen.

"Wer das auf Klubebene schafft, der hat es dann auch auf internationaler Ebene drauf, mit seiner Nationalmannschaft erfolgreich zu sein."

Freund traut Hansi Flick als DFB-Teamchef einiges zu

"Schauen wir einmal zurück: Wir haben in Russland versagt, vorher zwar den Confed-Cup gewonnen, 2014 Weltmeister gewesen. Aber deshalb gab es auch den Trainerwechsel", spricht der Experte das Aus des langjährigen Bundestrainers Joachim Löw an.

Seinen Posten übernahm Hansi Flick, der zuvor mit dem FC Bayern München binnen kürzester Zeit sieben Titel holte - darunter das Sextuple 2020. "Wer das auf Klubebene schafft, der hat es dann auch auf internationaler Ebene drauf, mit seiner Nationalmannschaft erfolgreich zu sein", sagt Freund.

Zu viele Problemzonen für WM-Titel

Deshalb soll das Team "jetzt einmal positiv reingehen." Er vertraue der DFB-Mannschaft "auf alle Fälle."

Zwar seien die verletzungsbedingten Ausfälle von Timo Werner und Marco Reus schwer zu verkraften, sorgte die Nicht-Einberufung von Mats Hummels auch für große Diskussionen (So schätzt Freund die Causa Hummels ein >>>).

Doch wenn alles positiv läuft, "dann haben wir auch ein Team, das weit kommen kann." Dass Deutschland aber der große Wurf gelingt, das glaubt Freund wiederum nicht.

Er freue sich zwar, wenn Deutschland Weltmeister werden würde. "Ich glaube es aber nicht, weil wir zu viele Positionen haben, wo Probleme entstehen könnten. Andere Nationen sind grundsätzlich besser, individuell als auch insgesamt", betont der 52-Jährige.

Mit Blick auf die letzten vier Jahre seit Russland "sind wir kein Top-Favorit. Dann ist es auch nur richtig, wenn ich selbst als Deutscher sage, dass wir nicht Weltmeister werden."



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