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Jugend forscht für Spaniens Titelmission

Unter Anleitung von Sergio Busquets als Kapitän wollen die Jungspunde Pedri, Gavi, Ansu Fati und Nico Williams zum großen Wurf ansetzen.

Jugend forscht für Spaniens Titelmission Foto: © getty

Wenn am Mittwoch Spaniens Furia Roja gegen Costa Rica ihre Titelmission bei der Fußball-WM in Katar startet, hat das etwas von Jugend forscht. Kapitän ist zwar der altgediente Sergio Busquets, der schon in der Startelf beim WM-Titel 2010 in Südafrika stand.

Doch unter dessen Anleitung schicken sich die Jungstars Pedri, Gavi, Ansu Fati und Nico Williams an, den Titel wieder nach Spanien zu holen. Sergio Ramos und Gerard Piqué nahm Teamchef Luis Enrique nicht mehr mit.

Ohne Ramos und Pique nach Katar

Ramos, langjähriger Kapitän im Team und von Real Madrid, musste zuhause bleiben, obwohl das legendäre Raubein zuletzt bei Paris Saint-Germain überzeugte. Den gegnerischen Stürmern wird der 36-Jährige wohl kaum abgehen. "Es wäre meine fünfte (WM) gewesen, leider muss ich sie mir zu Hause anschauen", sagte Ramos und schob trotzig hinterher: "Das ist hart, aber die Sonne wird trotzdem jeden Tag aufgehen."

Auch den ein Jahr jüngeren Piqué, der kürzlich ein tränenreiches Karriereende beim FC Barcelona hatte und irgendwie doch noch gerne mitgefahren wäre, ließ Luis Enrique zuhause.

Pique und Ramos mussten zuhause bleiben.
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So sind die Routiniers der Spanier neben Busquets sein Barca-Teamkollege Jordi Alba (33) und der 30-jährige Alvaro Morata von Atlético Madrid. "Ich sage oft: Wenn ich zu Hause bin, bin ich mit meinen Kindern zusammen. Und wenn ich hierherkomme und abschalten sollte, ist es noch schlimmer", sagte Kapitän Busquets, zweifacher Familienvater.

"Die Weltmeisterschaft ist einzigartig", sagte Spaniens Kapitän am Dienstag bei der Abschluss-Pressekonferenz. "Es ist das größte Sportevent, und manchmal überwältigen dich die Nerven, wenn du jung bist und wenig Erfahrung hast. Ich sage ihnen, dass wir unserem Spielstil und den Dingen, an denen wir mit unserem Coach gearbeitet haben, treu bleiben müssen."

Leise Zweifel an Supertalent

Auch ein Routinier wie Busquets-Clubkollege Jordi Alba (33) steht noch im Aufgebot der Spanier. Allerdings geht es bei Spanien immer wieder um die Jungstars, über die der Nationalcoach sagt: "Sie bringen dem Team Energie." Beim 3:1 gegen Jordanien im letzten Testspiel vor der WM trafen Ansu Fati und Nico Williams (20) von Athletic Bilbao ebenso wie der 18-jährige Gavi.

Anssumane "Ansu" Fati, der als Sechsjähriger nach Spanien kam und dessen Eltern aus Guinea-Bissau stammen, ist gerade einmal 20. Die WM-Teilnahme des Barcelona-Profis, der beim katalanischen Weltclub in der vergangenen Saison mit den so immens gestiegenen Erwartungen und mit Verletzungen zu kämpfen hatte, wackelte lange. Sein Vereinstrainer Xavi Hernández hatte ihn nur vorsichtig wieder eingesetzt.

"Da waren bis zur letzten Minute Zweifel", sagte Enrique. "Das Niveau von Ansu steht außer Zweifel. Aber er hat eine schwierige Zeit hinter sich. Es hat schon großen Einfluss gehabt, dass ich auf die beste Leistung Ansus hoffe. Ob es sie geben wird? Das werden wir sehen."

Spanischer Hoffnungsträger: Ansu Fati vom FC Barcelona
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Fati war 2020 mit 17 Jahren und 311 Tagen jüngster Torschütze der spanischen Nationalmannschaft, wurde aber in diesem Jahr von seinem Barcelona-Kollegen Gavi, der bei seinem Treffer sieben Tage jünger war, unterboten. Der jüngste Auswahlspieler der Verbandshistorie mit 17 Jahren und 62 Tagen kann sich vor Ehrungen kaum retten, war zuletzt unter anderem als bester U21-Spieler der Welt ausgezeichnet worden. Seinen Vertrag hatte der zentrale Mittelfeldspieler kürzlich bis 2026 verlängert, mit einer Ausstiegsklausel von einer Milliarde Euro.

Dasselbe Preisschild klebt quasi an den Beinen von Pedri, einem weiteren Hochbegabten bei Barça. Pedro González López wird am 25. November 20, seine lustig kurz geschnittenen Ponys lassen ihn noch jünger wirken. Schlagzeilen wie "Kinder-Überraschung" bieten sich bei diesem Trio schnell an.

 

Legende Iniesta glaubt an "Furia Roja"

Luis Enrique ging bei der Abschluss-Pressekonferenz davon aus, dass Stürmer Alvaro Morata und Außenverteidiger Dani Carvajal erkältet waren, vermutlich wegen der Klimaanlagen. Er rechnete aber damit, dass beide am Mittwoch spielen können. Valencias Linksverteidiger und Kapitän José Gaya erlitt hingegen eine Verletzung, die schwer genug war, um ihn durch Alejandro Balde vom FC Barcelona zu ersetzen.

Spaniens Fußball-Legende Andrés Iniesta, Torschütze beim 1:0-Endspiel-Sieg 2010 gegen die Niederlande und in Katar Experte beim Fernsehsender TVE, glaubt jedenfalls: Diese Mannschaft kann um den zweiten WM-Stern spielen: "Ich habe großes Vertrauen in den Trainer, seinen Stab und die Spieler. Sie können das Maximum erreichen."

Der Einstieg könnte allerdings leichter sein: In der sogenannten Todesgruppe E bekommen es die Spanier am Mittwoch zunächst mit Costa Rica, einer abgesehen von Torhüter Keylor Navas relativ unbekannten Truppe zu tun, die aber von vergangenen Weltmeisterschaften eine gewisse Reputation als Favoritenschreck hat. Auch 2014 in Brasilien waren die Costa Ricaner in einer sehr schweren Gruppe der Außenseiter, scheiterten aber erst im Viertelfinale.

Qualifiziert haben sich die Mittelamerikaner erst als letzte Mannschaft gegen Neuseeland. Sie waren katastrophal gestartet, hatten sich aber durch eine starke zweite Quali-Hälfte noch den Playoff-Platz gesichert.

Trainer Luis Fernando Suarez ist jedenfalls von seiner Truppe überzeugt, in der neben Navas mit Bryan Ruiz, Joel Campbell, Oscar Duarte, Yeltsin Tejeda und Celso Borges weitere Veteranen, aber auch zahlreiche "Young Guns" stehen. "Diese Gruppe ist spektakulär, es ist unbeschreiblich", zeigte sich der Coach begeistert. "Mit diesen Spielern ist es so viel einfacher." Der Kolumbianer Suarez selbst ist zum dritten Mal bei einer WM dabei. 2006 coachte er Ecuador, 2014 Honduras.

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