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DFB-Team mit Protest-Geste gegen die FIFA

Deutschlands Nationalspieler haben vor ihrem ersten WM-Spiel gegen Japan eine klare Botschaft an die FIFA und die Welt.

DFB-Team mit Protest-Geste gegen die FIFA Foto: © getty

Zwar wurden die "One Love"-Schleife und andere Zeichen der Solidarität von der FIFA verboten, Deutschlands Nationalteam setzt vor dem ersten WM-Spiel in Katar gegen Japan dennoch ein Zeichen. 

Sowohl bei der Ankunft, als auch beim Mannschaftsfoto gibt es einen stillen Protest des DFB-Teams. Die Spieler halten sich vor den Augen des anwesenden FIFA-Bosses Gianni Infantino demonstrativ die Hand vor den Mund, so so viel heißen wie: Wir lassen uns nicht verbieten. Im TV-Bild war die Aktion nur von der Seite zu sehen. 

"Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig", ließ der Deutsche Fußball-Bund (DFB) via Instagram wissen und fügte hinzu: "Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."

Bei der Ankunft im Stadion trugen die Spieler weiße Jacken mit Streifen in den Regenbogen-Farben. Die DFB-Auswahl sendet damit sehr offensichtlich ein Zeichen an den Fußball-Weltverband, der in Katar die "One Love"-Kapitänsbinde von Manuel Neuer und sechs weiteren europäischen Mannschaftskapitänen verboten hatte.

Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al Rayyan die von der FIFA vorgegebene "No Discrimination"-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.

DFB-Präsident: "Wir sind in der Opposition zur FIFA"

Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige "One Love"-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.

"Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. "Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen."

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren", sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD.

Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema "schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen", betonte Bierhoff. Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei "ein herber Schlag" gewesen.

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