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Doppelpacker Querfeld: "Unbeschreibliches Gefühl!"

Österreichs unwahrscheinlicher Doppelpacker visiert nun die U20-WM an:

Doppelpacker Querfeld: Foto: © ÖFB/Patrick Vranovsky

"Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal zwei Tore geschossen habe", schmunzelt Leopold Querfeld.

Der 18-jährige Innenverteidiger hat Österreichs U19 kurz zuvor mit zwei Treffern zu einem 3:2-Sieg über Serbien zum Gruppenabschluss einer aus rot-weiß-roter Sicht bisher dürftig verlaufenen U19-Europameisterschaft in der Slowakei geschossen.

Damit schrieb die Truppe von Martin Scherb nicht nur erstmals im Turnier an, sondern sicherte sich gleichzeitig Rang drei und damit die Chance, im WM-Playoff am Dienstag (17 Uhr im LIVE-Ticker) mit einem Sieg über Gastgeber Slowakei das letzte europäische Ticket für die U20-WM kommendes Jahr in Indonesien zu buchen.

"Das Gefühl ist jetzt natürlich unbeschreiblich, aber noch viel wichtiger als meine zwei Tore ist, dass wir es als Mannschaft geschafft haben, dass es nicht das Aus für den 2003er Jahrgang ist, wir noch mindestens ein Spiel haben und dann, sage ich, noch ein großes Turnier vor uns haben", hebt Matchwinner Querfeld gegenüber LAOLA1 den riesigen Teamgeist der blutjungen ÖFB-Mannschaft hervor.

"Wollte der Mannschaft etwas zurückgeben"

Dass die Begriffe "Matchwinner" und "Querfeld" am Samstag-Abend in einem Satz fallen werden, war vor wenigen Tagen noch nicht abzusehen.

Der Blondschopf machte bei der 2:4-Pleite gegen Israel am Mittwoch, die gleichbedeutend mit dem Verpassen des Halbfinales war, überhaupt keine gute Figur, indem er vor dem 1:2 leichtfertig die Kugel verschenkte und den Elfmeter zum 1:3 für die Israelis plump verschuldete. Dazu hatte er Glück, nach einem bösen Foul nicht glatt Rot zu sehen.

"Das war ein Tag, den ich gerne vergessen würde, aber ich glaube, für einen jungen Spieler ist so ein Spiel sehr lehrreich", so der Wiener. Außerdem sei er ohnehin der Typ Mensch, "der nach einem Tag mit so etwas abschließen kann. Ich habe mich umso mehr über das Vertrauen vom Trainer gefreut und wollte der Mannschaft etwas zurückgeben."

Querfeld und Wallner "hatten etwas gutzumachen"

Das dritte Tor Österreichs fiel, wie bereits die beiden zuvor durch Querfeld, nach einem Corner von Yusuf Demir und ebenfalls durch einen Innenverteidiger: Lukas Wallner. Genauso wie Querfeld erwischte auch der Liefering-Kicker nur Tage zuvor einen rabenschwarzen Tag gegen Israel.

Scherb im "ORF" dazu humorvoll: "Mit Augenzwinkern – die zwei haben eh etwas gutzumachen gehabt. Das war Aufgabe und Ansage."

Etwas ernster erklärt er gegenüber LAOLA1: "Viel besser kann man unser Motto 'Alle und immer!' nicht beschreiben. Es gab weder Vorwürfe, noch heben wir sie jetzt aufs Podest. Es war eine Mannschaftsniederlage und es ist ein Mannschaftssieg, und dabei bleibt es auch."

Weitere Querfeld-Tore? "Ist nicht mein Job"

Einen Mannschaftssieg benötigt es auch am Dienstag gegen die Slowakei. Österreichs U19 wird dann das vierte Spiel innerhalb von neun Tagen bestreiten - und das nach einer für viele Spieler ohnehin schon langen Saison.

"Wir müssen das Spiel gewinnen, egal wie. Ich glaube, in so einem Spiel ist es egal, wie viele Spiele wir schon hinter uns haben. Wer in so einem Endspiel nicht alles geben kann, ist falsch am Platz", will Querfeld unbedingt zur U20-WM.

Ein weiteres Tor des durchtrainierten Teenagers würde auf dem Weg nach Indonesien mit Sicherheit helfen. "Mal schauen, viel wichtiger ist, dass wir gewinnen. Darüber brauchen wir jetzt nicht reden. Das ist nicht mein Job als Innenverteidiger", hält er fest.

Zweikampfmonster mit Wurzeln in der Wiener Kaffehauskultur

Querfelds Hauptaufgaben liegen freilich in der Defensive. Und normalerweise macht er diese richtig gut.

Der Spielstil des 1,90 Meter großen Abwehrturms passt dabei so gar nicht zu seiner Herkunft. Der Sohn der wohlsituierten Wiener Kaffehaus-Familie Querfeld besticht auf dem Platz mit einem kompromisslosen Zweikampfverhalten und einem durchaus lauten Organ. Auch für Härteeinlagen und Wortduelle mit den Gegenspielern ist er sich selten zu schade, für rustikale Luftduelle sowieso nicht.

Seine unterdurschnittliche Grundgeschwindigkeit macht Querfeld mit Stärken in der Antizipation wett, dazu verfügt er über eine ausgezeichnete Passqualität im Spielaufbau.

"Es ist ein extrem wichtiger Spieler, auch außerhalb des Platzes. Er ist extrem diszipliniert, coacht extrem viel und nimmt die Mannschaft an die Hand, ähnlich wie Ervin (ÖFB-U19-Kapitän Omic, Anm.) und ich", schwärmt Ersatzkapitän Wallner.

Bei Rapid nur einer von acht Innenverteidigern

Auch beim SK Rapid wurden Querfelds Qualitäten längst erkannt. Bereits im Herbst wurde er - allerdings aufgrund der Verletzungsmisere der Hütteldorfer gezwungenermaßen - beim Europa-League-Auswärtsspiel bei Dinamo Zagreb 17-jährig ins kalte Wasser geworfen.

Im Saisonendspurt durfte der Erzrapidler, der seit seinem achten Lebensjahr im Hütteldorfer Nachwuchs kickt, endlich auch in der Bundesliga ran - und überzeugte prompt. Speziell in den wichtigen Europacup-Playoff-Spielen des SCR gegen die WSG Tirol lieferte Querfeld extrem abgeklärte Leistungen ab und war mitverantwortlich dafür, dass Rapid in der kommenden Saison doch noch europäisch ran darf.

Umso verwunderlicher war die Verpflichtung der Hütteldorfer von Michael Sollbauer, der einen ähnlichen Innenverteidigertyp wie Querfeld darstellt. Neben dem ÖFB-U19-Teamspieler und Neuzugang Sollbauer stehen mit Emanuel Aiwu, Maximilian Hofmann, Kevin Wimmer, Christopher Dibon, Martin Moormann und Aristot Tambwe-Kasengele sechs weitere gelernte Innenverteidiger zur kommenden Saison im Rapid-Kader.

Vertragsverlängerung in Hütteldorf "noch nicht angesprochen"

Welche Rolle Querfeld in dieser Ansammlung an - zugegebenermaßen verletzungsanfälligen - Innenverteidigern einnehmen wird? "Damit beschäftige ich mich nach der EM", so der 18-Jährige abgeklärt.

Mit Sicherheit werden seine Einsatzzeiten auch von einer möglichen Vertragslängerung abhängen. Querfelds aktueller Vertrag läuft nämlich nur mehr bis Sommer 2023. Rapid könnte nach Leo Greiml also der zweite hochveranlagte Innenverteidiger binnen eines Jahres ablösefrei abhanden kommen.

Bisher wurde das Thema Vertragsverlängerung "noch nicht angesprochen". Es ist aber davon auszugehen, dass Rapid lieber früher als später über ein neues Arbeitspapier reden möchte.

Behebt Querfeld seine defensiven Schlampigkeiten, die er immer wieder einstreut, endgültig und baut er seine neu gefundene Torgefahr weiter aus, könnte dem Wiener nämlich eine große Karriere blühen.

Ob bei Rapid, oder bei einem anderen Verein, wird die Zukunft weisen.

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