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Garics' dramatischer Alltag in Italien

Der Wahl-Italiener zeichnet ein dramatisches Bild der Zustände im Land:

Garics' dramatischer Alltag in Italien Foto: © GEPA

Italien wurde nach seiner Profi-Karriere zur Wahl-Heimat von György Garics, der von 2006 bis 2015 als Legionär in "Bella Italia" beim SSC Napoli, Atalanta Bergamo und dem FC Bologna werkte.

Bologna wurde auch zur Wahl-Heimat des seit kurzem 36-jährigen Wieners mit ungarischen Wurzeln. Als Unternehmer hat der ehemalige ÖFB-Teamspieler seinen Lebensmittelpunkt in der emilianischen Hauptstadt - und wird nun mit voller Härte von den Maßnahmen getroffen, die das sonst so lebensfrohe Land im Kampf gegen das Corona-Virus ergreifen musste.

Kein Staat in Europa wird so hart von der Pandemie getroffen, kein Staat muss so rigoros dagegen vorgehen. Im Talk zum Thema auf "ORF Sport Plus" zeichnet Garics das Bild eines unangenehmen Alltags, den die Bevölkerung aktuell bestreiten muss.

"Das lebensfrohe Land - es hat sich drastisch geändert, in kürzester Zeit. Begonnen hat es vor drei Wochen. Schön langsam sind wir in unserem tagtäglichen Leben immer weiter eingeschränkt worden. Das geht soweit, dass wir nur mehr aus drei Gründen auf die Straße gehen dürfen: Zum einkaufen, aus gesundheitlichen Gründen, oder wenn man alte Angehörige hat, die Pflege brauchen."

Diese Gründe müssen mit Dokumenten untermauert werden, die gegebenenfalls von der Polizei kontrolliert werden. Bei Falschaussagen drohen Haft- und Geldstrafen.

Die Zahlen gehen durch die Decke

Garics sieht diese Maßnahmen aber als unbedingt notwendig an, betrachtet er die Entwicklung der Krankheit Covid-19 in seiner Wahl-Heimat.

"Mir fehlen die Wörter, zu beschreiben, was hier passiert. Tag für Tag gibt es 2.000 neue Erkrankungen, alleine heute hat es 250 Tote gegeben. Mittlerweile sind es 17.000 Erkrankungen, von denen 1.500 wieder gesund sind. Aber die Spitäler werden überflutet. Und das Gesundheitssystem muss die Kraft dafür haben", so der ehemalige ÖFB-Legionär.

Die hohe Zahl an Toten käme nicht durch die Tödlichkeit des Virus, sondern die Überlastung des Gesundheitssystems zustande. Um es zu entlasten, müssen alle Schritte getätigt werden, die Kurve an Neuansteckungen so flach wie möglich zu gestalten. "Und es kann wirklich sehr schnell gehen", warnt Garics.

Aus Italiens Fehlern lernen

Die Leere, die in Italien herrsche, sei "riesig". Dafür müsse der Ex-Kicker aber nicht die Sonntage abwarten, an denen vergebens auf die Serie A gewartet wird.

"Ich muss nur aus dem Fenster blicken und sehe Busse, die niemanden transportieren, und keine Leute auf der Straße. Der Sport ist im jetzigen Moment ein winziger Teil", erinnert Garics.

"Wenn aus Fehlern von China nicht gelernt wurde, kann man vielleicht aus den Fehlern von Italien lernen. Ich sage Fehler - denn niemand von uns ist darauf vorbereitet gewesen."

Es stehe aber außer Frage, dass die Maßnahmen richtig sind: "Im Moment sieht es so aus, als ob uns die Freiheit genommen wurde - aber wenn wir nicht aufpassen, wird uns was anderes genommen."

Das heiße aber keineswegs, dass die Lage in Österreich über kurz oder lang ähnlich trist aussehen muss: "Ich bin nicht der Panikmacher. Wenn man die Ohren steif hält, kann das in dieser Situation helfen. Die Situation muss von jedem von uns ernst genommen werden. Wenn aus Fehlern von China nicht gelernt wurde, kann man vielleicht aus den Fehlern von Italien lernen. Ich sage Fehler - denn niemand von uns ist darauf vorbereitet gewesen."

Denn nun sieht sich Italien mit einem "Shutdown" bis Ende April konfrontiert. Erst dann wird ein Schlussstrich gezogen - und es kann abgeschätzt werden, wie sehr die Maßnahmen geholfen haben.

Italiens Schicksal für Österreich nicht unausweichlich

Garics startet auch einen Appell: "Das Wichtigste zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir alle etwas beitragen können: Diesen 'Schneeball-Effekt' der Ansteckungen so klein wie möglich zu gestalten. Damit die Probleme, die aus dieser Krankheit entstehen, so gut wie möglich aufgehalten werden!"

Gelingt dies gut, könnte Österreich von den italienischen Maßnahmen verschont bleiben.

"Da ist jeder Einzelne von uns gefragt, so viel wie möglich dazu beizutragen."

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