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"Rapid 1996 erinnert mich an ÖFB-Team von heute!"

20 Jahre nach Rapids Europacup-Finale spricht Trainer Dokupil von einer "geilen Zeit":

Acht Spiele ins Glück!

Am 8. Mai 1996 stand Rapid im Europacup-Finale von Brüssel und unterlag dort Paris St. Germain mit 0:1. Der ganz große Erfolg blieb den Grün-Weißen verwehrt, der Erfolgslauf ins Endspiel ist unvergessen. Trainer Ernst Dokupil erinnert sich. Der 69-Jährige, der dem Hütteldorfer Legenden-Klub angehört und nahezu jedes Rapid-Heimspiel von der Tribüne aus verfolgt, greift heute fast täglich zum Golfschläger. Auch Brüssel ist nahezu täglich ein Thema.

"Seit 20 Jahren dreht sich quasi jede Unterhaltung mit Leuten, die ich so während des Tages treffe, um den Erfolgslauf mit Rapid vor 20 Jahren und den Einzug ins Europacup-Finale. Manche Erinnerungen sind geblieben, viele Details zu den Spielen habe ich aber vergessen. Es kommt mir vor als wäre es noch nicht so lange her, dass es nun bereits 20 Jahre zurück liegt, das ist ein Wahnsinn", meint Dokupil gegenüber LAOLA1.

"Damals war Europacup noch ein echter Sieger-Bewerb"

Was dem Wiener auf seiner Reise in die Vergangenheit sofort einfällt: "Damals war der Europacup noch ein echter Sieger-Bewerb. Im Cup der Cupsieger sind ausschließlich die Pokal-Gewinner eines jeden Landes gestanden. Das war nicht wie im UEFA-Cup oder wie jetzt in der Europa League. Das war ein Bewerb mit allen Cupsiegern Europas."

Die 0:1-Final-Niederlage gegen Paris SG schmerzt noch immer. "An das Endspiel habe ich eigentlich nur noch die große Enttäuschung in Erinnerung. Wir sind einfach nicht auf Touren gekommen. Wir haben nie ins Spiel gefunden. Ich weiß bis heute nicht, ob zu viel Druck auf der Mannschaft gelastet hatte, oder ob sich jeder einzelne Spieler selbst zu viel Druck auferlegt hat. Wir konnten einfach nicht zeigen, was wir drauf hatten. Die Leichtigkeit ist verloren gegangen. Dabei war der Gegner Paris Saint Germain alles andere als überragend."

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Beim Abendessen in einem belgischen Hotel nach der Niederlage musste sich Dokupil der heftigen Kritik über die Aufstellung stellen. "Am Ende war es natürlich auch so, dass im Finale jeder spielen wollte. Es ist immer so, dass sich jene Spieler, die auf der Ersatzbank oder der Tribüne sitzen, benachteiligt vorkommen. Ihr gesamtes Umfeld wirkt da auf einen Spieler ein. Oma, Opa, Freundin und alle Angehörigen fordern den Einsatz. Jeder erklärt ihnen, dass sie besser sind und spielen müssten. Bei weniger bedeutenden Spielen ist das nicht so arg, aber bei einem Europacup-Finale fordern alle einen Platz in der Startelf."

"Da waren unglaubliche Emotionen drinnen"

Viel lieber erinnert sich Dokupil, der von 1994 bis 1998 und 2000/01 als Cheftrainer bei Rapid agierte, an den Erfolgslauf ins Endspiel.

Vom Auftakt gegen Petrolul Ploiesti ist ihm geblieben, dass das Heimspiel (3:1) eine klare Angelegenheit war. "Das 1:0 war eine Sensation, ein Kopfball-Treffer von Barisic. Zoki und ein Kopfballtor, ich weiß nicht, ob ich das ein zweites Mal erlebt habe. Auswärts habe ich noch die trostlose Gegend in Erinnerung. Rumänien vor 20 Jahren war wirklich keine Augenweide und hat bei mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Stadt, die Straßen, das Stadion, ich konnte mich mit Rumänien damals nicht anfreunden."

Gegen Sporting Lissabon gab es im Achtelfinale das erste Highlight: "In Portugal beim 0:2 waren wir chancenlos und haben Glück gehabt nicht höher zu verlieren. Das Rückspiel war ein unvergessenes Erlebnis. Auch da waren wir nicht unglücklich und haben knapp vor Schluss das 2:0 erzielt. Ich sehe den Jancker noch mit seinem Turban vor mir. Er war am Kopf verletzt, wollte aber nicht ausgewechselt werden. Wir haben eine kämpferisch einmalige Leistung geboten. Auf den Rängen im Happel-Stadion herrschte eine unglaubliche Euphorie, Stumpf und Jancker haben uns in der Verlängerung zum 4:0-Sieg geschossen. Da habe ich erstmals die riesige Euphorie innerhalb der Mannschaft und bei den Fans erlebt. Das war so eine Gala, die man nicht vergisst. Ein absoluter Krimi. Bis knapp vor Schluss ausgeschieden, dann Verlängerung und am Ende ein großartiger Sieg. Das bleibt ewig in Erinnerung. Ein echter Krimi. Da waren unglaubliche Emotionen drinnen."

"Da hat wenig zur absoluten Spitze gefehlt"

Im Viertelfinale gegen Dinamo Moskau überraschte ihn ein weiterer Spieler mit einem "Jahrhundert-Treffer".

"Moskau? Da fällt mir sofort Christian Stumpf ein. Sein Sololauf über drei Viertel des Feldes zum 1:0-Sieg. Da muss ich heute noch lachen. So etwas hat er vorher und nachher nie wieder zusammen gebracht. Der Teamspirit hat absolut gepasst, die Stimmung innerhalb der Mannschaft war mit dem Sieg in Moskau auf dem Höhepunkt."


Und damit konnte im Halbfinale auch die Hürde Feyenoord Rotterdam gemeistert werden!

"Na bumm, da kann ich mich noch erinnern, dass uns die Holländer ganz schön im Reindl gehabt haben. Aber irgendwie ist es uns gelungen, die Partie in Rotterdam über die Zeit zu bringen." Im Rückspiel erlebte Rapid die nächste Sternstunde.

"Wie gegen Lissabon und Moskau gab es neuerlich eine Gala-Vorstellung. Das Publikum war großartig und die Mannschaft eine richtig eingeschworene Rasselbande. Man muss aber auch sagen, dass die Truppe zu diesem Zeitpunkt absolut Klasse bewiesen hat. Das war in diesem Heimspiel nicht nur eine richtig zusammengeschweißte Elf, sondern sie haben auch spielerisch zu den wirklich starken Mannschaften in Europa gezählt. Da hat wenig zur absoluten Spitze gefehlt."

"Auch wir hatten Problem-Boys - und das war gut so"

Das Erfolgs-Geheimnis der 1996er-Truppe waren laut Dokupil die Persönlichkeiten und Charaktere der Mannschaft.

"Mit solchen Typen kann man was erreichen. Ich getraue mich durchaus die damalige Rapid-Elf mit dem aktuellen Nationalteam zu vergleichen. Da wie dort sind und waren echte Typen auszumachen, aber auch die spielerische Klasse ist und war vorhanden. Auch wir haben damals so genannte Problem-Boys im Kader gehabt. Und das war gut so, weil solche Typen nehmen dem Rest der Mannschaft viel von der Angst ab, vom medialen Scheinwerferlicht und damit vom Druck. Mein Arnautovic war halt der Kühbauer. Wenn du dem gesagt hast, du spielst heute gegen den zig-fachen Nationalspieler, dann hat der sofort geantwortet: Und? Wer ist das?"

Zudem sind etliche Spieler mit der Aufgabe gewachsen. "Konsel, Kühbauer oder Stöger, um nur drei zu nennen, haben sich zu Klassespielern entwickelt."


Die Defensive war überragend und vor einem genialen Mittelfeld rund um Barisic, Kühbauer und Stöger blühte das Angriffs-Duo Jancker/Stumpf groß auf. Inklusive Finale kassierte Rapid in neun Spielen nur drei Gegentore.

"Mit Trifon Ivanov hatten wir einen Weltklasse-Abwehrchef in unseren Reihen. Auch so ein Typ. Furchteinflößend, kompromisslos, nicht unproblematisch, aber ein echter Klasse-Innenverteidiger. Ein ganz besonderer Spieler, der sich vor niemandem gefürchtet hat."

"Das Jahr 1996 war das absolute Highlight in der Karriere"

Auf das Highlight Europacup-Finale folgten für die Rapid-Familie in den kommenden Monaten des Jahres 1996 weitere Sternstunden.

Der Titel-Gewinn gegen Sturm Graz in einem ausverkauften Ernst-Happel-Stadion, sowie ein Champions-League-Herbst mit den Spielen gegen Fenerbahce (1:1/0:1), Juventus Turin (1:1/0:5) und Manchester United (0:2/0:2).

Dokupil merkte, dass nach dem Gewinn der Meisterschaft der Erfolgs-Hunger verloren ging. "Die Champions-League-Quali haben wir damals mit einem 2:0 daheim und einem überragenden 4:2 auswärts gegen Dinamo Kiew noch souverän gemeistert, aber danach ging leider nicht mehr viel. Dazu habe ich mich fürchterlich über unseren Auftritt in Manchester ärgern müssen. Da sind die Spieler bereits vor dem Match in Old Trafford in den United-Fanshop gestürmt und haben sich mit Souvenirs eingedeckt und haben sich zur Pause quasi um Autogramme beim Gegner angestellt. Die Mannschaft ist vor der Größe des Vereins und den großen Namen der Gegner erstarrt."

"Schade", meint Dokupil, "aber das Jahr 1996 war für viele meiner Spieler und auch mich das absolute Highlight in der Karriere. Ein Wahnsinn, dass das heute 20 Jahre zurück liegt..."

 

Das Gespräch führte Peter Rietzler

 

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