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"Deswegen will ich für Österreich spielen"

Ylli Sallahi spricht über U21-Gegner Spanien, Zeit beim KSC und seine große Entscheidung.

„Ich muss mich ja für ein Land entscheiden. Es gibt zwei Länder, die ich über alles liebe und für die ich alles gebe. Aber ich will für Österreich spielen“, sagt Ylli Sallahi, der auch für den Kosovo spielen könnte.

Der 22-Jährige steht mit der ÖFB-U21 vor den EM-Playoff-Duellen mit Spanien (Hinspiel: 11.11. in St. Pölten, Rückspiel: 15.11. in Albacete).

„Das sind auch nur Menschen“, meint der Linksverteidiger, der es aber auch „unfair“ findet, dass Österreich die Iberer zugelost bekommen hat.

Im LAOLA1-Interview erzählt der Karlsruhe-Profi, was ihn erschreckt hat, als er in die zweite deutsche Liga gewechselt ist, was aktuell an ihm nagt und wie die Spanier zu knacken sind.

LAOLA1: Was war dein erster Gedanke, als euch Spanien für das Playoff der U21-EM-Quali zugelost wurde?

Ylli Sallahi: Dass es fast unfair ist. Wir haben eine gute Quali gespielt und bekommen den schwersten Gegner. Normalerweise wird Spanien in der Gruppe immer Erster, einmal werden sie Zweiter und dann kriegen wir sie. Nichtsdestotrotz müssen wir da durch.

LAOLA1: Gibt es euch nicht auch Hoffnung, dass Spanien in der Gruppe nur Zweiter geworden ist?

Sallahi: Auf jeden Fall. Da merkt man, dass bei ihnen nicht alles stimmen kann. Die sind ja nicht umsonst Zweiter geworden. Egal, wie der Name ist, wir werden alles daran setzen, um zur EM zu fahren.

LAOLA1: Was denkst du dir, wenn du dir den Kader der Spanier (Hier nachlesen!) ansiehst? Da sind Spieler dabei, die schon im spanischen A-Team aufgelaufen sind.

Sallahi: Klar, aber wir sind auch keine Blinden. Sie sind technisch bestimmt die beste Mannschaft – gemeinsam mit Deutschland. Im ersten Duell mit den Deutschen haben wir gezeigt, was möglich wäre. Wir haben das Spiel zwar verloren, aber sie hatten richtig zu kämpfen. In zwei Spielen kann alles passieren.

LAOLA1: Spanien steht für Ballbesitz. Liegt euch das? Eigentlich seid ihr ja auch eine Mannschaft, die gerne selbst den Ball hat.

Sallahi: Das werden wir sehen. Ich denke nicht, dass wir oft den Ball haben werden. In solchen Spielen muss man die erste Chance nutzen. Dann werden sie auch nervös – egal, ob sie schon Champions League und A-Nationalteam gespielt haben. Das sind auch nur Menschen.

LAOLA1: Liegt euch die Rolle des Außenseiters?

Sallahi: Uns ist bewusst, was die Leute denken. Niemand glaubt, dass Österreich weiterkommt. Wir haben nichts zu verlieren.

"Ich schieße mich immer wieder selbst aus der Stammelf"

LAOLA1: Euch fehlen einige Stammspieler. Wie schwer fällt das ins Gewicht?

Sallahi: Es wäre schon besser, wenn sie dabei wären. Hoffentlich können wir sie gut ersetzen. Uns bleibt ja auch nichts anderes übrig. Wir wollen zu dieser EM, da muss es egal sein, wer spielt.

LAOLA1: Wir fällt deine persönliche Herbstbilanz aus?

Sallahi: Ich bin in Karlsruhe gut in die Saison gestartet, habe mich durch Erkrankungen und kleinere Verletzungen aber selbst ein bisschen rausgebracht. Seit drei, vier Wochen läuft es nicht mehr so gut für mich.

LAOLA1: Du kämpfst beim KSC schon seit Monaten mit Darius Kempe um den Platz als Linksverteidiger.

Sallahi: Jeder will spielen. Am Ende entscheidet der Trainer. Klar ist man enttäuscht, wenn man nicht spielt.

LAOLA1: Wie ist das Feedback von Trainer Thomas Oral, der im Sommer neu zu euch gekommen ist?

Sallahi: Durchwegs positiv. Er spricht sehr oft mit uns Spielern. Bei ihm weiß man, woran man ist.

LAOLA1: Wie ist die Stimmungslage in Karlsruhe nach dem schlechten Saisonstart? Aktuell steht ihr nur auf dem 15. Platz.

Sallahi: Schwierig. Wir haben auch das Derby gegen Stuttgart mit 1:3 deutlich verloren, das geht eigentlich gar nicht. Wir wollen unbedingt da unten raus. Wir wissen, wie es in der zweiten Liga ist: Wenn du einmal hinten drinnen steckst, ist es nicht so schön zu arbeiten.

LAOLA1: Du bist seit fast zwei Jahren in Karlsruhe. Wie ist es insgesamt gelaufen?

Sallahi: Es geht alles immer besser. Ich habe mir vorgestellt, dass ich sofort Stammspieler bin. Anfang der Saison habe ich immer gespielt und dann bin ich rausgerutscht. Ich hatte immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, das nagt an mir. Ich schieße mich immer wieder selbst aus der Stammelf. Ich will endlich eine ganze Saison durchhalten.

LAOLA1: Machst du individuell etwas gegen diese kleineren Verletzungen?

Sallahi: Ja, sehr viel sogar. Aber wenn man mal in dem Strudel drinnen ist, kommt man da schwer wieder raus. Man macht mehr und eigentlich ist das dann schon wieder zu viel. Dann spielst du und merkst die Müdigkeit von der Arbeit davor. Es geht darum, die Balance zu finden.

LAOLA1: Du warst davor bei den Amateuren des FC Bayern. Wie groß ist der Unterschied zum echten Profi-Geschäft?

Sallahi: Fußballerisch ist der Unterschied gar nicht so groß. Man merkt aber, dass es in der zweiten Liga um jeden Zweikampf geht. Wenn du da mal zwei, drei verlierst, pusht du den Gegner. Das ist schon ein Mega-Unterschied zur Regionalliga.

LAOLA1: Bist du ein Typ, der gerne kämpft, dem es taugt, wenn es härter zugeht?

Sallahi: Ich drücke mich vor keinem Zweikampf. Aber es ist schon eine gewöhnungsbedürftige Liga. Das letzte Duell mit Heidenheim etwa: Die interessiert es nicht, ob du Fußball spielst, da wird jeder Ball hoch nach vorne gedroschen und in jeden Kopfball gegangen. Das zweite Tor schießen sie mit dem Schienbein und damit gewinnen sie 2:1. Aber so ist die Liga, das muss man annehmen.

LAOLA1: Die Umstellung diesbezüglich war im Vergleich zu den Bayern Amateuren sicher groß, oder?

Sallahi: Genau! Am Anfang bin ich fast erschrocken, als ich gesehen habe, wie da Spiele gewonnen werden.

LAOLA1: Denkst du manchmal noch an deinen Profi-Einsatz bei den Bayern im April 2014 zurück?

Sallahi: Das ist so weit weg, ich habe das fast schon vergessen.

LAOLA1: Du warst in den vergangenen Wochen in den Schlagzeilen, weil der Kosovo angeblich bei dir angefragt hat. Was war da dran?

Sallahi: Ich habe klipp und klar erklärt, dass ich für Österreich spielen will und warum. Ob ich dann negative Stimmen höre, interessiert mich wenig. Ich muss mich ja für ein Land entscheiden. Es gibt zwei Länder, die ich über alles liebe und für die ich alles gebe. Aber ich will für Österreich spielen. Ich habe die Ausbildung, die Schule in Kapfenberg gemacht, habe hier alles gelernt – deswegen will ich für Österreich spielen. Mit mir persönlich hat vom Kosovo keiner gesprochen.

LAOLA1: Sinan Bytyqi hat sich anders entschieden. Verstehst du ihn?

Sallahi: Klar! Jeder hat andere Ansichten im Leben. Das ist ja gar kein Problem. Jeder, wie er meint.

LAOLA1: Du bist in Österreich wenig in den Medien. Stört dich das?

Sallahi: Überhaupt nicht. Ich will Erfolge mit Mannschaften, da soll mein Name stehen, sonst nirgends.

Das Gespräch führte Harald Prantl


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