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Fußball-Akademien: ÖFB plant Revolution

So soll das Nachwuchs-System umgekrempelt werden:

Fußball-Akademien: ÖFB plant Revolution Foto: © GEPA

Wir sind in Zukunft nicht mehr bereit, rund 500.000 Euro jährlich in die Nachwuchsarbeit zu investieren, wenn wir damit letztendlich nur Spieler für die Akademien unserer Gegner ausbilden.“

Das ist die Kernaussage jenes Appells, den der GAK an den ÖFB gerichtet hat. Der Klub aus der Admiral 2. Liga mit mittelfristigen Aufstiegs-Ambitionen will eine Fußball-Akademie mit offizieller Lizenz vom Verband. Hier Nachlesen >>>

Doch das ist derzeit unmöglich.

Diese Erfahrung hat vor etwas mehr als einem Monat auch der TSV Hartberg gemacht, der gemeinsam mit einem Schweizer Investor eine Akademie gründet. Alle Infos >>>

Seit Mitte Oktober gibt es nämlich einen Aufnahme-Stopp, das bestehende Akademie-System in Österreich soll zuerst evaluiert werden. "Das ÖFB-Präsidium hat beschlossen, bis zum Ergebnis dieser Evaluierung keine weiteren Lizenzen zu vergeben", so der Verband.

Am Freitag, den 17. Dezember, genau zwei Monate nach der letzten Präsidiumssitzung tagt die ÖFB-Spitze wieder. Dass binnen acht Wochen kein komplett ausgearbeiteter Vorschlag für ein neues AKA-System auf den Tisch gelegt werden kann, liegt auf der Hand.

Widerspruch mit Bundesliga wird aufgelöst

Aber es gibt offenbar eine Einigung die größte Hürde betreffend. Dass keine neuen Akademie-Lizenzen verteilt werden, steht nämlich im Widerspruch zu den Lizenzbestimmungen der Bundesliga.

"Der Lizenzbewerber muss den Nachweis erbringen, dass eine Nachwuchsakademie im Sinne des ÖFB-Fußball-Akademien-Regulativs (zumindest in Kooperation) geführt wird oder alternativ eine Zahlung in Höhe von 150.000 Euro bis zu Beginn der zu lizenzierenden Spielzeit für den Fußball-Akademien-Fördertopf geleistet wird“, steht dort.

Kurzum, wer in Österreichs höchster Spielklasse dabei sein will, braucht eine lizenzierte Akademie oder eine Kooperation mit einer lizenzierten Akademie. Oder muss Strafe zahlen.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Sollte in der ÖFB-Präsidiumssitzung nichts schiefgehen, wird diesem Widerspruch vorerst die Schärfe genommen: Wer eine Akademie betreibt, die alle Kriterien erfüllt, bekommt die ÖFB-Lizenz, aber keine neue Teilnahmeberechtigung an der ÖFB-Jugendliga 2021/22.

Das reicht, um die Lizenz-Kriterien der Bundesliga zu erfüllen. Damit können der GAK und Hartberg vorerst leben.

Zwei Ligen geplant

Und der ÖFB gewinnt dadurch Zeit, um eine vernünftige Evaluierung des bestehenden Akademie-Systems durchzuführen. Dass der Status quo nicht ideal ist, ist allen klar.

Seit der Aufnahme von Austria Klagenfurt wird in U18, U16 und U15 mit einer 13er-Liga gespielt. Und immer mehr Vereine wollen Akademie-Lizenzen. Die Befürchtung, dass das sportliche Gefälle immer größer wird, liegt auf der Hand.

Im Hintergrund wird eine Revolution des AKA-Systems geplant. Es wird an einer Lösung mit zwei Leistungsstufen auf Akademie-Ebene getüftelt. Es soll künftig so etwas wie eine A- und eine B-Lizenz für Akademien geben.

Das ermöglicht kleineren Vereinen, offiziellen Akademie-Status zu erlangen, ohne die aktuell doch recht hohen Anforderungen zu erfüllen. Vor allem in finanzieller Hinsicht sind die Personal-Anforderungen (Trainer mit Lizenzen, etc.) aktuell eine recht große Hürde. Unter einem Budget von rund 750.000 Euro im Jahr ist das nicht zu stemmen, und das ist schon das unterste Limit.

Interessenten gibt es genügend. Neben Hartberg, das wohl eher eine A-Lizenz anpeilt, und dem GAK haben auch der SV Horn, die Kapfenberger SV und der First Vienna FC Akademie-Pläne bzw. teilweise schon bestehende Einrichtungen.

Ranking bestimmt Liga-Zugehörigkeit

Die spannende Idee des ÖFB: Es soll einen ständigen Wettbewerb unter den Klubs geben, wer in der 1. und wer in der 2. Jugendliga spielt – allerdings losgelöst vom Ergebnis-Denken, das im Nachwuchs wenig förderlich ist.

Ein Leistungskatalog soll den Status der jeweiligen Akademie im Zweijahres-Rhythmus evaluieren und daraus ein Ranking erstellen.

Als Beispiel: Wenn 20 Akademien vom ÖFB lizenziert sind, spielen die Top 10 des Rankings in den kommenden beiden Saisonen in der 1. Liga, die restlichen zehn Akademien in der 2. Liga.

Was könnte Einfluss auf dieses Ranking haben? Die Infrastruktur vor Ort, die Anzahl der hauptberuflichen Trainer und Betreuer mit entsprechender Lizenz, die Einsatzminuten der Spieler in den ÖFB-Nachwuchs-Auswahlen, etc.

Die Idee ist schon recht ausgegoren, allerdings noch nicht fix und fertig. Der ambitionierte Plan des ÖFB: In der Saison 2023/24 mit dem neuen Akademie-System zu starten.


Status quo der Fußball-Akademien in Österreich:

Es gibt 13 Akademien mit offizieller ÖFB-Lizenz. Sie tragen in den ÖFB-Jugendligen (U18, U16, U15) ihre Meisterschaften ohne Auf- und Absteiger aus.

Eigentümer der Akademien können die jeweiligen Landesverbände sein (z.B. Burgenland) oder Vereine (z.B. Austria Wien, Austria Klagenfurt). Zudem gibt es Mischformen, in denen Verbände und Vereine kooperieren (z.B. Steiermark-Sturm Graz).

Es gibt mehrere Kriterien, die zu erfüllen sind, um eine Lizenz zu erlangen:

  • Strukturelle, betriebswirtschaftliche und organisatorische Kriterien (Buchhaltung, Budget, ausgearbeitetes Nachwuchsprogramm, etc.)
  • Infrastrukturelle Kriterien (Trainingseinrichtungen, Anlagen für die Spiele, etc.)
  • Personal-Kriterien (Besetzung der Geschäftsstelle, Sportlicher Leiter und Trainer mit entsprechenden Trainer-Lizenzen, Schulkoordinator, Medizinisches Personal, etc.)
  • Betreuungs-Kriterien (medizinisch, sportwissenschaftlich, schulisch, etc.)
  • Schulische Kriterien (Schulische Kooperationen, Lehrlingsmodelle)
Akademien in Österreich seit Sommer 2021
Red Bull Akademie
Akademie RZ Pellets WAC
Akademie FK Austria Wien
Akademie Tirol
Akademie SK Rapid
Akademie FC Flyeralarm Admira
Akademie Steiermark-Sturm Graz
Akademie St. Pölten
Akademie Hypo Vorarlberg
Akademie SV Ried
Fußballakademie Burgenland
Akademie LASK Juniors OÖ
Akademie SK Austria Klagenfurt

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