Dominik Thalhammer hat Österreichs Fußball-Frauen-Nationalteam zu Platz drei bei der EM in den Niederlanden geführt. Ob der 46-jährige Erfolgscoach der Mannschaft aber weiter erhalten bleibt, ist völlig offen.
Der gebürtige Wiener wollte sich am Tag nach dem Halbfinal-Out gegen Dänemark im Elfmeterschießen nicht konkret zu seiner Zukunft äußern. "Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass die EM der Cut für mich ist. Jetzt werde ich mir überlegen, wie es weitergeht", sagt Thalhammer.
Er besitzt beim ÖFB einen "unbefristeten" Vertrag. Durch seine gleichzeitige Tätigkeit als Sportlicher Leiter der Trainerausbildung ist er sehr gefordert. "Ich habe im letzten Dreivierteljahr kaum Zeit für die Familie gehabt, das muss man auch bedenken", so Thalhammer.
Rückkehr in die Bundesliga?
Vorstellbar wäre für ihn auch ein Wechsel zurück zu den Männern, in der Bundesliga hatte er früher ja bereits bei der Admira erste Erfahrungen gemacht. "Der Männerbereich ist natürlich interessant, es ist vielleicht schon so, dass ich noch einmal beweisen will, dass ich es dort auch kann", erläuterte der Wahl-Oberösterreicher. Er hält sich also alle Optionen vorerst offen.
Bei Thalhammer, der wegen dem Teamsong "Johnny Däpp" mittlerweile Einschlafprobleme hat, ist die Enttäuschung mittlerweile gewichen. "Wir sind als Underdog bis ins Semifinale vorgestoßen, das ist schon lange nicht mehr passiert", betonte der ÖFB-Teamchef. Nach dem Auftaktsieg gegen die Schweiz sei man auf einer Welle gewesen, die man nicht beschreiben könne. "Von Spiel zu Spiel ist es dann immer stärker geworden", so Thalhammer, der darauf hofft, viele Mädchen inspiriert zu haben, mit dem Fußball zu beginnen.
ÖFB-Präsident Windtner bezeichnete den dritten Platz als herausragendes Ergebnis und historischen Meilenstein im österreichischen Fußball.
"Man muss weit zurückblättern, um auf so ein Ergebnis bei einer A-Mannschaft zu stoßen", war der Oberösterreicher stolz. Das Team habe einen Tsunami an Begeisterung ausgelöst. "Ich glaube, dass wir damit den Zugang zu Bevölkerungskreisen geschafft haben, die bisher mit dem runden Leder noch nicht so viel Kontakt hatten", erläuterte Windtner.
Ein Vorbild für ÖFB-Männerteam
Der war über weite Strecken selbst in Wageningen im ÖFB-Teamquartier nahe an der Mannschaft dran. "So eine harmonische Stimmung, so eine homogene Truppe, habe ich bisher noch nie so vorgefunden", betonte der ÖFB-Chef. Darauf könne man in Zukunft aufbauen.
Von dem Turnier könne man durchaus auch etwas für den Männerbereich mitnehmen. "Wir haben gerade bei dieser EM den Ball so flachgehalten, die Underdogrolle haben wir perfekt gespielt", sagte Windtner. Auch so mancher A-Teamspieler wurde auf den Erfolg der Frauen aufmerksam. "Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, war auch für die Männer beeindruckend, ich habe viel positives Feedback erhalten, wir haben selbst sie begeistert", war Kapitänin Viktoria Schnaderbeck zufrieden.
Am Ende gab es nur einen Gegentreffer in fünf Spielen. "Das bedeutet einen Schnitt von 0,2 Toren in der Defensive, damit waren wir eine der stärksten Mannschaften im Turnier", war ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner zufrieden. Die Bilanz von einem Tor pro Spiel im Schnitt in der Offensive sei auch gut. "Da können wir uns aber noch steigern", meinte der Oberösterreicher.
Er habe nicht gedacht, dass das Team schon so weit sei, um Platz drei zu erreichen. Jetzt gilt es hart weiterzuarbeiten, um zukünftige Erfolge erzielen zu können. "Wir müssen mehr Spielerinnen in die LAZ's bringen, das Nationale Zentrum weiterentwickeln, immer am Puls der Zeit bleiben und vor allem die Breite erhöhen. Denn aus einer großen Breite kommt eine elitäre Spitze", schilderte Ruttensteiner.