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Foda ist bei der WM ein "Fußball-Romantiker"

ÖFB-Teamchef schätzt WM-Starter ein. Hinteregger hofft auf England.

Foda ist bei der WM ein Foto: © GEPA

Dass Franco Foda bei der WM in Russland seinem Heimatland Deutschland die Daumen drückt, liegt auf der Hand.

Aber welchen anderen Mannschaft drückt der ÖFB-Teamchef die Daumen - mehr aus dem emotionalen und weniger aus dem fachlichen Blickwinkel?

"Ich bin ein bisschen ein Romantiker im Fußball. Wenn ich sehe, wie die Brasilianer oder Spanier spielen, macht mir das Zuschauen Spaß. Ihr Kombinationsfußball und ihre Ballsicherheit sind beeindruckend", erklärt der 52-Jährige.

Neben den drei genannten Nationen zählt Foda auch Frankreich zum Favoritenkreis bei der WM.

Außenseiterchancen für England und Uruguay

Den Brasilianern traut er in jedem Fall das Finale zu. Gleiches gilt für seine Heimat: "Deutschland ist eine Turniermannschaft, die werden sich steigern."

Brasilien zeigte nicht zuletzt im Testspiel am Sonntag in Wien seine außergewöhnlichen Qualitäten im Umschaltspiel. Foda: "Ich mag halt Teams mit Tempo. Es ist auch nicht so, dass die hinten 100 Stunden herumspielen."

Die großen Nationen werden den Titel laut Meinung des Teamchefs untereinander ausmachen. Außenseiterchancen gibt Foda England ("Sie haben zuletzt einen starken Eindruck gemacht") und Uruguay, weil die Südamerikaner mit Luis Suarez und Edinson Cavani nicht nur über gefährliche Stürmer, sondern mit Diego Godin und Jose Gimenez auch über eine eingespielte Abwehrpaarung von Atletico Madrid verfügen. "Das ist eine gute Achse."

Argentinien lebt zu sehr von Messi

Bei anderen Geheimfavoriten ist Foda skeptisch. "Ich glaube nicht, dass es für ganz vorne reicht", sagte der 52-Jährige etwa über Belgien. Argentinien würde zu sehr von Lionel Messi leben. "Die Frage ist, ob das auch ausreichend ist."

Auch eine afrikanische Mannschaft könnte laut Foda zumindest ins Achtelfinale einziehen - etwa Nigeria. Die "Super Eagles" hatten sich vergangene Woche in Bad Tatzmannsdorf im gleichen Hotel wie das ÖFB-Team vorbereitet.

Foda erwartet keine großen taktischen Revolutionen. Taktisch setzen einige Teams in der Abwehr bereits auf eine Dreierkette, andere wiederum auf das lange gewohnte Vierer-Schema.

"Ich gehe davon aus, es wird jetzt keine großen neuen Erkenntnisse geben", erklärte Foda vor Turnierstart. "Die Mannschaften, die die Qualität haben, wie Brasilien, Deutschland, Spanien oder Frankreich, werden versuchen dominant zu spielen. Die kleineren Mannschaften werden eher versuchen, ihr Heil im Konter zu suchen, defensiv kompakt zu stehen."

Foda scoutet vor Ort

Grundsätzlich hätten alle Nationen aufgeholt. "Man sieht schon, dass es enger geworden ist. Die Topmannschaften müssen auch einen guten Plan haben", meinte Foda. "Sie müssen auch immer mit 100 Prozent spielen, sonst wird es schwierig, Spiele zu gewinnen."

Nicht zuletzt deshalb erwartet der Teamchef eine spannende Endrunde. "Ich gehe davon aus, dass wir eine gute WM sehen, dass in Russland alles topvorbereitet ist, dass die Infrastruktur passt."

Foda kann sich davon selbst vor Ort überzeugen. Die Gruppenspiele Belgien-Tunesien (23. Juni), England-Panama (24. Juni) und Dänemark-Frankreich (26. Juni) beobachtet er ebenso im Stadion wie das WM-Finale. Seine Assistenten Imre Szabics und Thomas Kristl sind vor ihm ebenfalls bei jeweils drei Partien in Russland, um mögliche Gegner in der EM-Qualifikation für 2020 unter die Lupe zu nehmen.

Im Herbst sei es aufgrund der zeitgleich stattfindenden eigenen Spiele nicht mehr möglich, die anderen Nationalteams persönlich zu beobachten. Vor Ort sehe man aber anders, wie Mannschaften in gewissen Situationen reagieren, erklärte Foda. "Es kostet Zeit, aber ohne Detailarbeit wirst du keinen Erfolg haben." Zehn von 14 europäischen WM-Startern sehen Foda, Szabics oder Kristl im Stadion. Gegen Russland (1:0) und Deutschland (2:1) war die ÖFB-Auswahl zuletzt selbst im Testspiel-Einsatz.

Hinteregger hofft auf England

Österreichs Spieler werden sich die WM im Urlaub zu Gemüte führen und setzen größtenteils auf die gängigen Favoriten. So auch Sebastian Prödl, der jedoch einem Underdog den ganz großen Wurf gönnen würde:

"Ich tippe auf die üblichen Verdächtigen wie Brasilien und Deutschland. Ich persönlich hoffe jedoch, dass ein Außenseiter wie bei der EM 2016 Portugal das Rennen macht und setze als Geheimtipp auf Kroatien."

Martin Hinteregger hat mit England einen eher selten genannten Tipp anzubieten: "Ich würde es dem englischen Fußball mal wieder richtig gönnen. Es würde mich riesig freuen, wenn sie mit dem Nationalteam wieder einmal ein richtiges Hoch erleben würden. Why not?"

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