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Rangnick über Wanner: "Wir können niemanden zwingen"

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick stellt Talent Paul Wanner ein gutes Zeugnis aus, will ihm aber nicht die Pistole auf die Brust setzen. Kein Wehklagen über Ljubicic.

Rangnick über Wanner: Foto: © GEPA

Eine Woche hat Paul Wanner in Marbella mit dem österreichischen Nationalteam trainiert. Teamchef Ralf Rangnick stellte dem 16-jährigen Ausnahmetalent von Bayern München ein gutes Zeugnis aus.

"Technisch bringt er sehr viel mit. Das ist schon ein Spieler, der großes Potenzial hat." Die Entscheidung zwischen Österreich und Deutschland wird Wanner mittelfristig irgendwann selbst treffen müssen.

Robert Ljubicic hat seine für Kroatien bereits gefällt. Rangnick will dem Außenverteidiger von Dinamo Zagreb, dessen Bruder Dejan bereits viermal für Österreich gespielt hat, nicht nachtrauern - auch wenn das ÖFB-Team gerade auf seiner Position dünn besetzt ist. Der Deutsche hätte den spielstarken 23-Jährigen gerne für den laufenden Lehrgang nominiert.

"Wir haben ein langes Telefonat geführt und sogar eine Videosequenz vorbereitet, die wir eine Dreiviertelstunde mit ihm durchgegangen sind. Am Ende hat er sich trotzdem entschieden, für Kroatien zu spielen."

Rangnick: "Das ist nachher sein Problem, nicht unseres"

Die Entscheidung müsse man akzeptieren. "Das wirft unsere Ambitionen und die Stärke, die wir als Mannschaft haben, nicht zurück", betont Rangnick. Die Zeit werde zeigen, ob Ljubicic richtig gelegen sei. "Er wird für sich selbst sehen müssen, ob er auf der Position bei Kroatien dann tatsächlich spielt. Es ist ihm zu wünschen. Aber ich gehe davon aus, dass es bei uns eher möglich gewesen wäre Stammspieler zu sein als dort. Aber das ist nachher sein Problem, nicht unseres."

Für Kroatiens WM-Kader war Ljubicic kein Thema, mit Stuttgarts Borna Sosa (24) und Borna Barisic (30) von den Glasgow Rangers war die Konkurrenz zu groß. Der Ex-Rapidler hofft auf die Zukunft, obwohl er wie Salzburgs Rechtsverteidiger Amar Dedic - der 20-Jährige spielt für Bosnien - in Österreich groß geworden ist.

"Sie haben sich für andere Länder entschieden. Vielleicht spielen da auch die Eltern eine Rolle", meint Rangnick. "Bei Paul Wanner glaube ich das nicht. Ich glaube, dass Paul das am Ende tatsächlich selber entscheidet."

Wanner? "Wir können niemanden zwingen"

Wann das sein wird? "Wenn wir ihn tatsächlich irgendwann aus Leistungsgründen auch zu Quali-Spielen oder einer EURO nominieren würden, spätestens dann", sagt Rangnick. Man werde Wanner aber nicht unter Druck setzen.

"Wir haben ihm jetzt das gegeben, was wir tun können. Wir haben ihm gezeigt, wie es bei uns aussieht und zugeht. Wir können niemanden zwingen oder ihm eine Pistole auf die Brust setzen. Das sind Dinge, die jeder für sich entscheiden muss."

Wanner hat eine österreichische Mutter und einen deutschen Vater. Das Mittelfeldtalent, jüngster Bundesliga- und Champions-League-Spieler der Bayern-Geschichte, ist in Dornbirn geboren, aber großteils in Baden-Württemberg aufgewachsen.

Ein Pluspunkt für das ÖFB-Team

Als Pluspunkt für das ÖFB-Team nennt Rangnick die "Stimmung innerhalb der Gruppe". Ausschlaggebend sei aber Wanners Entwicklung in den nächsten ein oder zwei Jahren. "Seine Karriere entscheidet sich nicht bei uns in der Nationalmannschaft, sondern im Verein, wie bei jedem anderen auch."

Auch die Chancen auf das deutsche Nationalteam seien von seinem späteren Klub und regelmäßigen Einsätzen abhängig, meint Rangnick. "Es ist schon klar: Auf der Position, wo er spielt, gibt es auch noch andere gute Spieler."

Daher würde er, wenn er nicht aktueller ÖFB-Teamchef wäre, Wanner "Stand jetzt" auch eher zu Österreich raten. "Am Ende hängt aber alles davon ab, wie seine Karriere insgesamt weitergeht."

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