news

ÖFB-Team: Ein spannendes Kader-Puzzle

Wen beruft Teamchef Foda in seinen ersten Kader nach der EURO ein?

ÖFB-Team: Ein spannendes Kader-Puzzle Foto: © getty

Wen beruft ÖFB-Teamchef Franco Foda in seinen ersten Nationalteam-Kader nach der EURO?

Großer Umbruch ist keiner geplant und auch nach den schweren Verletzungen von Stefan Lainer (Knöchelbruch) beziehungsweise Sasa Kalajdzic (Schulterverletzung) nicht zu erwarten.

Aber alleine diese beiden bitteren Ausfälle machen das Kader-Puzzle noch spannender.

Gesucht wird das passende Personal für die Fortsetzung der WM-Qualifikation in Moldawien (1. September), in Israel (4. September) und zu Hause gegen Schottland (7. September).

Laut ÖFB ist ein 25-köpfiges Aufgebot zu erwarten. Es gilt als wahrscheinlich, dass es jenem bei der EM recht ähnlich sein wird. Der eine oder andere Nachrücker wird jedoch nicht ausbleiben - zum Beispiel hat Phillipp Mwene (PSV Einhoven) ausgezeichnete Chancen.

Und auch Yusuf Demir? Den Youngster nach seinem Liga-Debüt beim FC Barcelona fix in den Kreis des A-Teams hochzuziehen, ist zumindest eine Überlegung wert.

Die aktuelle Personalsituation im Überblick:

Generell ist festzuhalten, dass die erste Kaderbekanntgabe nach einem Turnier zumeist eine Zäsur bedeutet.

Diesmal ist die Situation jedoch eine andere, weil die aktuelle Qualifikation für die WM bekanntlich bereits vor der EURO begonnen hat. Zudem bietet dieser Lehrgang extrem wenig Zeit.

Dies spricht dafür, nicht allzu viel am Kader zu ändern und gewohnte Abläufe beizubehalten - eine Herangehensweise, die Foda bereits nach der EM angekündigt hat und zuletzt wiederholte.

Ein ausbleibender Umbruch könnte für den einen oder anderen Routinier im Kader von Vorteil sein, wenngleich der ÖFB-Trainerstab alleine schon wegen der Ausfälle von Kalajdzic und Lainer improvisieren muss.

Zudem hat der eine oder andere EM-Teilnehmer bei seinem Verein noch wenig bis gar keine Spielpraxis sammeln können.

So schaut es auf den jeweiligen Positionen derzeit aus:

TOR:

Setzt Foda auf Kontinuität, gibt es wenig Grund, am Trio Daniel Bachmann, Pavao Pervan und Alexander Schlager etwas zu ändern. Möchte der Teamchef perspektivisch doch einen neuen Akzent setzen, muss wohl Routinier Pervan zittern. Dies könnte man angesichts der eingespielten Abläufe jedoch auch nach der aktuellen Kampagne angehen. Dass Österreich mit Bachmann endlich eine fixe Nummer eins hat, ist kein Nachteil.

ABWEHR:

Es gibt wenig Grund, etwas am Innenverteidiger-Quartett Aleksandar Dragovic, Martin Hinteregger, Philipp Lienhart und Stefan Posch zu ändern. David Alaba ist logischerweise auch gesetzt. Schwer wiegt der Ausfall Lainers. Sollte Foda überlegt haben, zumindest einen der Außenverteidiger-Oldies Andreas Ulmer (35) oder Christopher Trimmel (34) durch jüngere Kräfte zu ersetzen, könnte im Sinne der Eingespieltheit ein Umdenken stattfinden.

Mwene spielt in Eindhoven eine gute Rolle
Foto: © GEPA

Ausgezeichnete Chancen auf die Beförderung hat indes Phillipp Mwene. Der 27-Jährige wäre beinahe auf den EM-Zug aufgesprungen und ist bei PSV Eindhoven seit seinem Wechsel gesetzt. Dass er sowohl als Links- als auch als Rechtsverteidiger eingesetzt werden kann, hilft zusätzlich. Auch ohne Lainer-Verletzung hätte viel für seine Nominierung gesprochen.

Mit Gernot Trauner möchte ein weiterer Neo-Holland-Legionär zurück ins ÖFB-Team, er hat sich inzwischen bei Feyenoord eingelebt. Hier ist eine der Fragen, wie Foda den Status quo des mit Werder abgestiegenen Marco Friedl beurteilt, der dieser Tage auch noch einen Transfer vollziehen könnte. Denkt man perspektivisch, sollte Friedl wohl ein Teil des Aufgebots bleiben.

Ansonsten: Während es in der Abwehrzentrale noch einige Alternativen gibt, beispielsweise Maximilian Wöber, ist die Personaldecke außen eher dünn, was wiederum Maximilian Ullmann helfen könnte, sich beweisen zu dürfen.

MITTELFELD:

In der Theorie gibt es vor allem bei den etablierten Kadermitgliedern wenig Grund für Änderungen, in der Praxis wohl auch nicht, wenngleich erwähnt werden sollte, das die Zahl der Sorgenkinder alles andere als gering ist.

Florian Grillitsch hat bei Hoffenheim noch nicht gespielt, bei ihm muss sich die Transfer-Frage erst klären. Selbiges gilt für Valentino Lazaro. Auch Marcel Sabitzer wartet auf eine Transfer-Entscheidung, er bekommt bei RB Leipzig aber zumindest Joker-Einsätze.

Mehr ist leider bislang auch für Konrad Laimer nicht drinnen, der unter Jesse Marsch noch keinen Stammplatz hat. Julian Baumgartlinger wird bei Leverkusen über Kurzeinsätze herangeführt. Louis Schaub muss sich ebenfalls mit der Jokerrolle begnügen. Stefan Ilsanker spielte bei Frankfurt am ersten Spieltag von Beginn an und am zweiten gar nicht. Alessandro Schöpf steht bei Bielefeld glücklicherweise in der Startelf, wurde am Wochenende jedoch unglücklicherweise ausgeschlossen.

Kurzum: Die Situation vieler ÖFB-Mittelfeldspieler könnte sorgenfreier sein. Zumindest bei Xaver Schlager und Christoph Baumgartner scheint von Österreichs EURO-Startern alles im grünen Bereich zu sein.

Die Alternativen? Das Timing für eine nachhaltige Beförderung von Yusuf Demir in das A-Team könnte ein schlechteres sein - bei allem Verständnis für die U21 gilt es beim 18-Jährigen, möglichst schnell in dem Kader des A-Teams hineinzuwachsen.

Wenn es um Kader-Ergänzungen geht, ist vor allem im Mittelfeld die Palette der Möglichkeiten eine Breite. Einige Namen seien stellvertretend erwähnt:

Mit Florian Kainz hat ein Legionär mit genügend ÖFB-Erfahrung in Köln einen guten Start erwischt, auch Dejan Ljubicic spielt beim deutschen Bundesligisten von Anfang an. Selbiges gilt für Hannes Wolf bei Borussia Mönchengladbach. Mit Reinhold Ranftl ist ein ÖFB-Teamspieler der jüngeren Vergangenheit zu Absteiger Schalke übersiedelt.

Aus der heimischen Liga verpasste wiederum Husein Balic nur knapp eine EM-Teilnahme. Dass Nicolas Seiwald in Salzburg zum Stammspieler gereift ist, wird sich früher oder später auch auf seinen ÖFB-Status auswirken.

ANGRIFF:

Der Ausfall von Kalajdzic schmerzt extrem. So gesehen ist es noch besser, dass Marko Arnautovic erstens wieder in Europa ist und zweitens beim FC Bologna einen guten Einstand erwischt hat.

Michael Gregoritsch hat bei der EURO bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Beim FC Augsburg ist er aktuell Joker. Karim Onisiwo hat nach seiner Corona-Erkrankung indes noch keine Spielpraxis in den Beinen.

Es wird jedenfalls spannend, wie Foda auf das Kalajdzic-Fehlen reagiert. Adrian Grbic verpasste die EURO-Teilnahme zu seiner großen Enttäuschung knapp und ist beim FC Lorient derzeit auf Kurzeinsätze abonniert. Geht es darum, die körperliche Präsenz von Kalajdzic zu ersetzen, könnte auch Ercan Kara wieder ein Thema werden.

Oder zaubert Foda jemand ganz anderen aus dem Hut?


Kommentare