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ÖFB-Team: Die "Frühstarter" und wer aufholen muss

...und welche Kadermitglieder im Herbst dafür eine Aufholjagd hinlegen müssen.

ÖFB-Team: Die Foto: © GEPA

Mit einem derartigen Marathon-Lehrgang ist noch kaum ein ÖFB-Teamchef in seine Ära gestartet.

Über zwei Wochen und vier Länderspiele lang hatte Ralf Rangnick Zeit, um seinem Kader genau auf die Beine zu schauen.

Dies brachte den Vorteil mit sich, richtig vielen Kandidaten Einsatzzeit geben zu können. Der Nachteil, dass einigen viel belasteten Akteuren nach zuvor guten Partien ein wenig die Puste ausging, war beim 0:2 in Dänemark offenkundig.

Personelle Erkenntnisse gibt es nach diesen vier Nations-League-Auftritten jedoch genügend.

Einige Kadermitglieder konnten sich in den Vordergrund spielen oder ihr Standing untermauern, einige andere treten den Urlaub wohl nicht ganz zufrieden an und haben im Herbst Aufholbedarf, wie die LAOLA1-Analyse zeigt:

DIE "FRÜHSTARTER" UNTER RANGNICK:

DIE
Foto: © GEPA

Starten wir im Tor, denn dort findet sich mit Patrick Pentz einer der größten Gewinner dieses Lehrgangs.

Selbigen begann der bisherige Austria-Torhüter mit der Erfahrung von drei Länderspiel-Minuten. 180 Minuten später ist er für viele Beobachter die logische Nummer eins. Der 25-Jährige überzeugte sowohl mit seinen Reflexen, als auch mit seinem Faible für gekonnten Spielaufbau.

Wer sich wirklich als Stammkeeper etablieren wird, hängt jedoch bekanntlich von diesem Transfer-Sommer ab, da sich alle drei Goalies im ÖFB-Kader auf Vereinssuche befinden.

Heinz Lindner kennt die Problematik. Der Noch-Basel-Schlussmann verlor im Sommer 2019 sein Einser-Leiberl im Nationalteam, weil er auf Klub-Ebene zu lange nicht fündig wurde. In diesem Lehrgang überzeugte er bei beiden Einsätzen und darf daher ebenfalls zufrieden und mit ÖFB-Hoffnungen seinen Urlaub antreten.

Rückkehrer wissen zu gefallen

Auch in der Abwehr finden sich diverse Kadermitglieder, die mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen.

David Alaba ist auch im ÖFB-Trikot endlich in der Innenverteidigung angekommen. Man darf gespannt sein, wie es nach der Rückkehr von Martin Hinteregger weitergeht - vielleicht ist selbige die nötige Starthilfe für die Dreierkette?

Positiv sind einige Rückkehrer aufgefallen. Gernot Trauner hat diversen Zweiflern gezeigt, dass er das Nationalteam sehr wohl bereichern kann, auch wenn er nicht in jeder Szene glücklich agierte. Kevin Danso hat inzwischen 23-jährig gezeigt, warum ihn Marcel Koller einst mit 18 debütieren ließ.

Maximilian Wöber startete den Lehrgang als Innenverteidiger und verließ ihn als Linksverteidiger Nummer eins. Der Salzburg-Profi wurde in Dänemark auf der nach Alabas "Beförderung" ins Zentrum größten Problem-Position schmerzlich vermisst.

Laimer/Schlager übernehmen Kommando

Dass Konrad Laimer und Xaver Schlager sich in diesem Lehrgang Bestnoten verdienten, ist kein Zufall - die beiden Pressing-Maschinen passen perfekt zum Spielstil von Rangnick und sind am besten Wege, in diesem Kader früher oder später nicht nur am Platz das Kommando zu übernehmen.

Ebenso wenig Zufall ist, dass Nicolas Seiwald und Marcel Sabitzer ebenfalls zu den Dauerbrennern gehörten. Beide ergänzen Schlager und Laimer ideal. Shooting-Star Seiwald unterstrich seine starke Saison. Sabitzer hatte zwar Licht und Schatten, aber nach dem Bayern-Frust tat die ÖFB-Abwechslung samt Tor in Kroatien gut.

Andreas Weimann zählt ebenfalls zu den Wohlfühl-Comeback-Storys. Der Bristol-Legionär musste sich ein wenig zwischen den Rollen als linker Wing Back, links im Mittelfeld und als zweite Spitze aufteilen - das klappte mal gut, mal weniger. Dass er sich gegen Frankreich spät in der Karriere den Traum vom ersten Länderspiel-Tor erfüllen konnte, überstrahlt alles.

"Frühstarter" war Patrick Wimmer keiner, dafür passte er sich in Dänemark zu sehr der Mannschaftsleistung an. Dafür ist das längst überfällige A-Team-Debüt von einem der größeren ÖFB-Hoffnungsträger endlich vollbracht. Diesmal wurde er aus der U21 nachnominiert, in Zukunft sollte ein fixes Kader-Ticket winken.

Marko Arnautovic stand zwar "nur" gegen Frankreich länger als 45 Minuten am Feld, dafür war er in allen vier Matches mit von der Partie, knackte den "Hunderter" und - am wichtigsten - zeigte sehr wohl, dass er ins Rangnick-System passt.

Und auch Michael Gregoritsch hat sich Schlagzeilen verdient. Der Stürmer stand zwar nie in der Startelf, wurde aber in jeder Begegnung eingewechselt, in Kroatien traf er auch. Im Vergleich zu Konkurrent Sasa Kalajdzic ist das eine gute Bilanz.

SIE BAUEN AUF EINE "AUFHOLJAGD":

SIE BAUEN AUF EINE
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Folgende Herrschaften reisen entweder mit gemischten Gefühlen oder gar unzufrieden aus dem ÖFB-Camp ab.

Zum Beispiel Martin Fraisl. Wenn man als Torhüter Einsatz-Zeit in Aussicht gestellt bekommt, aber dann wegen guter Leistungen der Konkurrenz leer ausgeht und weiter aufs Nationalteam-Debüt warten muss, ist das schade.

Bei der Vereins-Suche sollte die Einberufung jedoch definitiv hilfreich sein, und in diesem Transfer-Sommer werden die Torhüter-Karten womöglich neu gemischt (siehe oben).

Stefan Posch und Philipp Lienhart sind schon längere Zeit Kadermitglieder. Die Chance, bei Rangnick nachhaltig Eindruck zu schinden, haben sie jedoch zumindest im ersten Anlauf aus körperlichen Gründen verpasst. Der erkrankte Lienhart konnte gar nicht anreisen. Posch verletzte sich bei seinem soliden Auftritt gegen Dänemark und fiel für die nächsten beiden Spiele aus.

In ihrer Abwesenheit konnten Mitbewerber im beinharten Konkurrenzkampf Plus-Punkte sammeln.

Lazaro muss aufholen

Aus diesem Grund wird auch Marco Friedl ein wenig unglücklich sein. Denn der Werder-Legionär musste nach seinem Startelf-Einsatz gegen Dänemark beim Kräftemessen mit Frankreich verletzt pausieren und war offenkundig noch nicht so weit, dass Rangnick ihm in Kopenhagen die ansonsten aufgelegte nächste Chance links in der Viererkette geben wollte.

An seiner Stelle konnte Valentino Lazaro in Dänemark links hinten nicht entsprechen. Der 26-Jährige hat zwei schwierige Nationalteam-Jahre hinter sich und muss dringend einen besseren Vereins-Rhythmus finden, um wieder sein altes ÖFB-Standing zu erreichen.

Auf der rechten Seite präsentierte sich Stefan Lainer in den vergangenen zwei Wochen nicht in der Form, die man von ihm kennt und zukünftig auch wieder erwarten darf. Solche Phasen gibt es. Christopher Trimmel staubte dafür ordentlich Einsatzzeit ab, nutzte sie jedoch nur bedingt - vor allem der letzte Eindruck aus Kopenhagen löst wohl eher gemischte Gefühle aus.

Gemischte Gefühle trifft es wohl auch bei Dejan Ljubicic, der sich im zentralen Mittelfeld mit brutaler Konkurrenz konfrontiert sieht. Gegen Dänemark stand er in Wien in der Startelf, wurde jedoch zur Pause ausgewechselt - es sollte sein einziger Einsatz bleiben.

Wann bekommt Wolf weitere Chance?

Damit hat er Hannes Wolf immerhin ein Match voraus. Der Swansea-Legionär überzeugte Rangnick anfangs im Training nicht auf der für ihn angedachten linken Wing-Back-Position, später fiel er zwischendurch aus und folglich um sein Debüt um. Man darf gespannt sein, wie schnell sich eine neue Chance auftut.

Übertrieben happy kann Christoph Baumgartner nach diesem Lehrgang mit einem Kurzeinsatz und einem 45-minütigen Startelf-Auftritt nicht sein. Danach war der Hoffenheim-Legionär körperlich angeschlagen und kam nicht mehr zum Einsatz.

Was der 22-Jährige drauf hat, weiß man. Im 4-2-2-2 scheint die Rolle als zweite Spitze gut zu Baumgartner zu passen. Sorgen müsste man sich wohl erst machen, wenn sich der Trend dieses Lehrgangs im Herbst fortsetzen sollte.

Unglücklicher Lehrgang für Kalajdzic

Als erste Spitze konnte sich Sasa Kalajdzic nicht wirklich aufdrängen. Interessant ist jedenfalls, dass ihn Rangnick nicht wirklich als Joker zu sehen scheint. Bei seinen Startelf-Auftritten in beiden Dänemark-Matches agierte der Bayern- und Dortmund-Kandidat eher unglücklich, in den anderen beiden Partien drückte er 90 Minuten die Bank. Als Wechsel-Stürmer scheint Gregoritsch die Nase vorne zu haben. Am grundsätzlichen Potenzial des 2-Meter-Manns gibt es jedoch natürlich keinen Zweifel.

Karim Onisiwo war eine der Überraschungen in der Anfangsformation bei der Rangnick-Premiere in Kroatien, konnte dabei jedoch wie bei seinen Joker-Einsätzen gegen Frankreich und in Dänemark nicht wirklich aufzeigen.

Der Mainz-Legionär läuft seinem endgültigen Nationalteam-Durchbruch weiter hinterher. Das Beispiel Weimann zeigt jedoch, dass man selbigen niemals aufgeben darf.

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